Brandentstehungsbilder

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zeitnahes Bild nach Brandentdeckung
Fotos: Herr Surmann
Foto am nächsten Morgen
sieht man einen Brand, sollte man ein Bild machen, um es der Polizei / Kriminalpolizei zu übergeben.
Foto: Rainer Schwarz
ein Bild in einer frühen Phase (Brandentstehungsbild) erleichtert die Feststellung der Brandursache auch bei einem Fahrzeugbrand. Der Fotograf ist hier auch Zeuge.
Foto: laumat.at

- die frühestmögliche Fotodokumentation einer Brandstelle
- ein wertvolles Hilfsmittel für eine zeitnahe und beweissichere Brandursachenermittlung

Idee und Zusammenstellung:
Helge Storck (Kriminalhauptkommissar)
und Rainer Schwarz (Kriminalhauptkommissar a.D.)
Tätigkeitsbereich Brandursachenermittlungen u. a.

Ideenmanagement Nordrhein-Westfalen, 15.12.2005; Registrier-Nr.: 2350


Namentlich aufgeführt bei Krimpedia





Sieht man einen Unfall, einen Brand oder ein anderes Schadensereignis, sollte immer die erste Überlegung sein, wie kann ich am schnellsten und effektivsten helfen.
Das Thema Unfälle wird hier nicht behandelt, dieser Artikel zielt auf den Brandbereich ab.

Bei jedem Schadensereignis folgen später die Fragen:

wie konnte das kommen,
wer ist dafür verantwortlich?


Gefertigte Bilder können zur Klärung eines Sachverhaltes hinzugezogen werden, ein Bild ist (erstmal) objektiv und sagt bekanntlich mehr als tausend Worte.
Ein Foto hat aber auch Nachteile. Es gibt z. B. nur einen Zeitabschnitt, sowie einen einsehbaren Bereich, Perspektive, evtl. einer Verzerrung einer Situation wieder. Ein Foto ist also eine Ereignisdokumentation von einem bestimmten (Tat-) Ort.
Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass sich das abgebildete Ereignis bzw. die Darstellung auch im weiteren Zeitverlauf verändern kann. Ein Bild steht aber selten nur für sich, um den Sachverhalt zu klären, sondern ist z. B. in einem Bericht mit eingearbeitet.
Erkennt man, dass niemand in Gefahr ist oder genügend andere Personen helfen, kann man abwägen, Fotos anzufertigen.

Brandentstehungsbilder führten zur Aufklärung dieses Fahrzeugbrandes. Die Brandstifter konnten gefaßt werden.
Foto: PGT


Brandstellen unterliegen wie kein anderer polizeilich relevanter Ereignis- oder Tatort verschiedensten Veränderungen. Diese werden durch das Feuer selbst, die Rettungs- und Löschmaßnahmen der Feuerwehr, die Witterung, wie z. B. dem Wind oder auch das nachträgliche Betreten der Brandstelle durch Geschädigte, Betroffene oder Schaulustige verursacht, so dass der Zustand, der bei der Aufnahme oder Brandentstehung noch vorhanden war, nicht mehr genauso vorgefunden werden kann. Es gab sogar Brandstellen, die durch Diebe erheblich verändert wurden.

Fotos: Jakob Priebe



Die Bezeichnung Brandentstehungsbilder ist vielleicht ein bisschen unrealistisch. Es muss nicht der Entstehungszeitpunkt sein, sondern gemeint sind die ersten Bilder, die von dem Ereignis gefertigt wurden. Vorteilhaft wäre natürlich ein Bild von der Entstehung eines Brandes. Manchmal findet man solche Fotos von einer Überwachungskamera oder evtl. einer Dashcam.
Sieht man ein Feuer ist niemand in der Lage, den weiteren Verlauf des Brandes zu beurteilen. Aus einer kleinen Flamme kann jedoch ein Großbrand werden.
Ebenfalls ist niemand in der Lage (außer evtl. der Verursacher) festzustellen, um was für ein Delikt (natürliche Brandursache, Sachbeschädigung, Brandstiftung, Verdeckungstat oder ähnliches) es sich bei diesem Brand handelt.
Die Polizei ist aufgrund des § 163 StPO gesetzlich zur Erforschung und Klärung von Straftaten verpflichtet, was somit die Erforschung der Brandursache beinhaltet.
Aber auch der Schutz der privaten Rechte (z. B. § 1, Abs. 4 BPoG - Bundespolizeigesetz) gehört zu den Aufgaben der Polizei.
Somit kann man sagen, dass es drei Gruppen gibt, die nachdem sie erkannt haben, dass sie nicht mehr helfen können, Ereignisbilder anfertigen:

Über das Thema fand ich im Netz den Satz:
„vorteilhaft wäre es, wenn die Feuerwehr löscht und zeitgleich fotografiert.“

Ob diese, auch meine Wunschvorstellung erfüllt werden kann, wage ich zu bezweifeln, es ist ja auch nur ein Wunsch. Ist die Polizei vor Ort und führt keine Ermittlungen oder Vernehmungen durch, werden Bilder aus verschiedenen Positionen zeitnah gefertigt.

  • 2. die Journalisten
diese Gruppe arbeitet hauptberuflich an der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, bzw. Ereignissen jeglicher Art. Journalisten sind meist bemüht neutral und präzise zu informieren. Oft wenden die sich auch bereits an der Brandstelle an die Polizei und bieten Informationen oder Bilder an.
  • 3. der Bürger, der zufällig an einem Brandort vorbeikommt.
auch diese Bilder können u. U. als Beweismittel dienen.


Ich habe im Dienst auch schon mal einen Journalisten gebeten Bilder zu machen, da dieser eindeutig über das bessere Equipment verfügte. Mit der Pressestelle der Polizei wurde dann eine zeitliche Veröffentlichung seiner und unserer Bilder abgestimmt.
Ereignis- oder Brandentstehungsbilder sollten primär zur Klärung eins Sachverhaltes, einer Straftat (Brandstiftung) oder zum Schutz privater Rechte verwandt werden.
Bilder am Brandort dienen der Beschaffung von Beweismitteln, aber auch einer ersten Orientierung. Vielleicht sind diese sogar als Übersichtsaufnahmen nutzbar. Vorteilhaft wären diese dann aus verschiedene Richtungen. Vielleicht ergibt sich sogar die Möglichkeit einer Detailaufnahme?


Problem: Gafferbilder

Gafferbilder nutzen niemanden!
Noch nicht einmal dem Fotografen, der wird sich evtl. später dafür verantworten müssen. Manchmal werden für Gaffer- oder Sensationsbilder sogar Rettungskräften bei der Anfahrt oder ihrer Arbeit behindert.
Ist bereits die Feuerwehr und oder die Polizei vor Ort, kann man auf das Anfertigen von Bildern verzichten.
Hat man ein Bild von einem Brand gemacht hat, sollte es nicht bei Facebook eingestellt oder anderweitig zur schnellen Veröffentlichung übergeben werden.

Mit einer Veröffentlichung von Gafferbildern kann Täterwissen veröffentlicht werden und ein evtl. Strafverfahren wie auch ein Zivilverfahren könnte deswegen scheitern.
Normalerweise fragt man, ob jemand damit einverstanden ist, dass man ihn fotografiert. Befindet sich eine Person in einer nicht alltäglichen Lage, ist evtl. verletzt, ist es primär erforderlich und menschlich sinnvoll, ausschließlich Hilfe zu leisten. Erst danach sollte man überlegen, ob Lichtbilder sinnvoll sind.

Gafferbilder entsprechen einer Straftat gem. § 201 a StGB „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“ .

„eine Bildaufnahme, die die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt, unbefugt herstellt oder überträgt und dadurch den höchstpersönlichen Lebensbereich der abgebildeten Person verletzt“

Bei einem Gafferbild kann später evtl. auch eine Prüfung gem. § 323c StGB (Unterlassene Hilfeleistung; Behinderung von hilfeleistenden Personen) erfolgen.
Denkbar ist natürlich auch, sollten Gafferbilder gemacht werden, dass Zeugen die Polizei auf den Fotografen aufmerksam macht!
Die Polizeibeamten können dann entscheiden, ob die Kamera oder das Handy sichergestellt wird, um diese Aufnahme auszuwerten. Der Vorteil bei einer Sicherstellung vor Ort ist es auch, dass eine Veränderung oder Manipulation des Bildes nahezu ausgeschlossen ist. Nach einem Strafverfahren wegen eines Gafferbildes folgt dann evtl. noch ein Zivilverfahren.

Bei dem sogenannten Brandentstehungsbild geht es primär darum, einen Sachverhalt schneller zu klären. Damit hat der oder die Brandgeschädigten die Möglichkeit, zeitnah an Zahlungen der Versicherung zu kommen, um schneller den Brandschaden beheben zu lassen.


womit Bilder fertigen

Es ist völlig egal, womit ein Bild gefertigt wurde. Hauptsache ein Sachverhalt ist erkennbar.
Nutzbar sind: Handys, Kameras, Überwachungskameras, Fahrzeugkameras wie z. B. Dashcams, eine Wärmebildkamera, eine Kamera unter einer Drohne, Kameras aus einem Streifenwagen oder einem ELW, wie mit einer Kamera in einem Hubschraubern z. B. der Polizei, alle Möglichkeiten die zur Klärung eines Sachverhalt herangezogen werden können.
Vor der Räumung eines Raumes, in dem es gebrannt hat, sollten ebenfalls generell Bilder gemacht werden, um einer Rekonstruktion des Raumes in der dann kalten Brandstelle zu ermöglichen. Siehe dazu Spurenschonende Brandbekämpfung


Was kann man auf einem Brandentstehungsbild erkennen?

Primäre Zielrichtung ist ein schnelleres Auffinden vom Brandentstehungsort, also dem Ausgangspunkt eines Brandes, um dann dort nach der Brandursache suchen zu können.
Es ist dabei völlig egal, ob es sich um einen Wohnhausbrand, Fahrzeugbrand oder einen Waldbrand handelt.
Gerade bei einem Wald- oder Flächenbrand ist es nicht immer einfach, den Brandentstehungsort festzustellen.

Bei mehreren Bildern oder verschiedener Fotografen ist damit auch der Verlauf eines Brandes erkennbar. Was man auf Bildern von einem Hubschrauber aus erkennen kann, zeigt dieser Artikel: Feuerwehr & Polizei in "einem" Hubschrauber

Oftmals ist auf Bildern auch der Schließzustand von Fenster und Türen eines Fahrzeuges oder Gebäudes erkennbar.
Ein weiterer wichtiger Faktor auf einem Bild ist das Wetter. Auf Bildern ist erkennbar, ob es regnete, die Sonne schien, ob es nebelig ist, die Dämmerung einsetzte, evtl. sogar die Windrichtung und Stärke (Rauch aus Schornstein).

Natürlich lassen sich anhand von Fotos auch Angaben überprüfen.
Eine Kamera speichert nicht nur ein Bild, sondern auch weitere Daten (EXIF - Daten) wie z. B. auch Datum und Uhrzeit. Somit können diese Daten weitere Fakten zum Ablauf liefern.

Die Brandentstehungsbilder sind ein wichtiger Baustein zur Brandursachenermittlung, im weiteren Verlauf natürlich auch zur Prävention.



Der objektivste Zeuge ist ein Lichtbild!



Autor:

Rainer Schwarz


Veröffentlichungen:




siehe auch:



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