Eiserner Vorhang

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Der Eiserne Vorhang (Schutzvorhang) ist eine bauliche Brandschutzeinrichtung in Versammlungsstätten, die das Bühnenhaus als Brandabschnitt vom Zuschauerraum in Form eines Feuerschutzabschlusses trennt, um eine sichere Flucht der Zuschauer zu gewährleisten und den Übergriff des Feuers in andere Gebäudeteile zu verhindern.


Geschichte

Brände in Theatern kamen im 19. Jahrhundert vermehrt aufgrund des Einsatzes von Gasbeleuchtungen bzw. offenen Flammen vor. Zudem erwiesen sich die damaligen Schutz- und Löschmaßnahmen als unzureichend und oftmals nicht einsatzfähig. Im Zuge großer Katastrophen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde die Einheit von Zuschauerraum und Bühne als Schwachstelle erkannt.

In Österreich ist der eiserne Vorhang seit dem Brand des Wiener Ringtheaters 1881 gesetzlich vorgeschrieben. Die nach dem Unfall gegründete Asphaleia-Gesellschaft machte es sich zur Aufgabe, ein brandsicheres Mustertheater zu entwickeln und erwähnt in Ihren Dokumentationen einen "Blechvorhang" bzw. "Metallvorhang". In Deutschland ist der Schutzvorhang nach mehreren Theaterbränden seit 1889 ebenfalls Pflicht, wobei es in München um 1879 bereits eine "ortspolizeiliche Vorschrift über die Feuerpolizei in Theatern" gab. Der Beginn der theatertechnischen Neuzeit kann man in Deutschland mit dem Bau des Stadttheaters in Halle auf 1886 datieren.

Die großen Aufbauten über den Theaterdächern beherbergen neben den maschinentechnischen Einrichtungen für die Dekorationen und Beleuchtungszüge auch den eisernen Vorhang. Der Schnürboden erhielt dadurch eine neue Dimension, künstlerisch entstanden für Bühnenbildner und Autoren neue Möglichkeiten. Viele Häuser haben die Schutzvorhänge von namhaften Künstlern gestalten lassen; diese Bemalung wurde oft für jede Theatersaison als Wettbewerb neu ausgeschrieben. Das Sicherheitsbedürfnis des Publikums sollte damit auch visuell befriedigt werden. Früher wurden oftmals nicht-massive Schutzvorhänge benutzt (sog. Drahtcourtinen, erstmal erwähnt in Lyon, 1787), die wie ein normaler Stoffvorhang eingesetzt wurden. Diese Technik erwies sich jedoch als unzureichend, da diese Ausführung erst umständlich zugezogen bzw. herabgelassen werden musste und dem bei Feuer entstehenden Druckunterschieden nicht standhielten. Zudem wirkten zu langsam herabgelassene Schutzvorhänge durch die immer kleinere werdende Öffnung im Brandfall als gefährliche Düse, die eine Stichflamme in den Zuschauerbereich werfen konnte.


Technik

Schutzvorhänge sind vorgeschrieben bei Großbühnen ab 200 m² bei einer maximalen Schließzeit von 30 Sekunden. Die Auslösung per Hand muss an mindestens zwei Stellen erfolgen können. Der Schutzvorhang muss durch sein Eigengewicht schließen können, wodurch eine Vorhangfahrt bei Ausfall der Netzversorgung gewährleistet wird. Bei der Vorhangfahrt muss ein netzunabhängiges Warnsignal zu hören sein.


Die bei Großbühnen vorgeschriebene Sprühwasserlöschanlage muss auch den Schutzvorhang beaufschlagen können, um im Brandfall dessen Standzeit zu erhöhen. Ein Schutzvorhang darf eine Türöffnung enthalten, deren Türblatt sich zum Bühnenhaus hin öffnen muss.
Schutzvorhänge dürfen nicht mit Dekorationen unterbaut werden, es dürfen keine Leitungen im Schließbereich verlegt werden.
Die Einführung des eisernen Vorhanges im Theater markierte eine Wende im Theaterbau und veränderte maßgeblich die Anforderungen an die Bühnentechnik, da eine große Wand an einem Stück oberhalb der Bühne Platz finden musste. Rein bautechnisch und von der Genehmigungsseite her gesehen sind Zuschauerhaus und Bühne(nhaus) zwei getrennte Brandabschnitte, die im Regelfall durch einen Brandabschluss getrennt sein müssen. Per Definition ist der Betrieb mit offenen Schutzvorhang daher der Ausnahmefall und erklärt, warum der Schutzvorhang unmittelbar nach der Vorstellung heruntergefahren wird. Zudem ist der Schutzvorhang spieltäglich durch Heraufziehen und Ablassen auf ordnungsgemäße Funktion zu überprüfen.

Weitere Anforderungen:

Muss einer Druckdifferenz von 450 Pa in beiden Richtungen standhalten.
Muss an allen Seiten an feuerbeständige Bauteile (F90) dicht anschließen.
Die Prüfung des Schutzvorhanges muss abgesehen von der werktäglichen Funktionsprüfung in regelmäßigen Abständen durch einen Sachverständigen bzw. eine sachkundige Person mit entsprechender Qualifikation erfolgen. Nach Landesrecht können sich bzgl. der Prüffristen Abweichungen ergeben: Einige Bundesländer fordern jährliche Prüfungen, in Berlin (nach AnlPrüfVO 2005) genügt eine Prüfung in dreijährigem Abstand.

Die Anforderungen finden sich im deutschen Rechtsraum in der Musterversammlungsstättenverordnung, den Versammlungsstättenverordnungen bzw. im Bauordnungsrecht der Bundesländer und der berufsgenossenschaftlichen Vorschrift BGV C1, wobei diese auf die Unfallverhütungsmaßnahmen für den Betrieb mit Schutzvorhängen eingeht.


Literatur

H. H. Starke, H. Scherer & C.A. Buschhoff: Praxisleitfaden Versammlungsstättenverordnung. Ein Anwendungshandbuch für Berufspraxis, Ausbildung, Betrieb und Verwaltung. xEMP, Berlin/Hannover 2007, ISBN 978-3-938862-14-8 (EAN) (2. überarbeitete Auflage)




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