Heu

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Heuernte schon Ende Mai
Der erste Schnitt sollte am Anfang bis zur Mitte der Blüte erfolgen. Der zweiten Schnitt ca. sieben Wochen nach dem ersten Schnitt
Foto: Rainer Schwarz
ein Gebäudebrand in der Landwirtschaft. Befindet sich Heu auf dem Boden, ist die Brandbekämpfung sehr schwierig.
Foto: Drohnengruppe Blaibach
hier brennen gleich zwei Mieten von Heu-Rundballen
Foto: FFW Neuburg
ein Heumessprotokoll zur Aufzeichnung der Temperatur,
zur Verfügung gestellt von der Feuerwehr Grosswolde
eine Selbstentzündung soll verhindert werden
Daten: FW Grosswolde

deutsch:
Als Heu bezeichnet man die getrocknete Biomasse von Grünlandpflanzen (Gräser, Kräuter, Leguminosen).
Es wird in der Regel als Futter für Nutz- und Haustiere genutzt.

Fachaufsatz zum Thema
Brandschutz im Stall
und
Einlagerungen von Heu und Stroh 6/2012
des Profi - Magazin Pferdebetrieb
Heulagerung am Gebäude ist nicht zu empfehlen
Foto: Rainer Schwarz


Warum brennt Heu von selbst?

Foto 1: Glutkessel mit abgehenden Brandkanälen
Foto 2: Feuerwehr beim Löschen nach Selbstentzündung in einem Heulager

Peter Schildhauer definiert den Prozess einer Selbstentzündung wie folgt:

„Eine Selbstentzündung ist eine auf eine Selbsterwärmung folgende Zündung ohne Energiezufuhr von außen, bei der die Zündenergie ausschließlich durch die bei niedrigen Umgebungstemperaturen in dem betrachteten Stoffsystem ablaufenden exothermen, chemischen, biologischen oder physikalischen Prozessen erzeugt wird.“

Das Wissen um die Abläufe einer Selbstentzündung und die Einflussfaktoren, kann helfen einen Brandschaden zu vermeiden bzw. zu minimieren. Man sollte sich also auch bewusst machen, dass es sich um keine „Hexerei“ handelt.

Die Prozesse der Selbstentzündung sind ausreichend erforscht und erklärbar.
Zur Heuselbstentzündung kann es in Heumieten während der Zeit kurz nach dem Einlagern (lose, in Ballen, unter Dach, im Freien) bis zum etwa 120. Tag kommen. Die nachfolgende kurze Darstellung gilt aber auch analog für ähnliche organische Materialien.
Die starke Erwärmung im Heu, die bis zur Entzündung reichen kann, hat verschiedene Ursachen. Bezeichnend ist, dass Landwirte nach Bränden eine Selbstentzündung für ausgeschlossen halten, während es in der übrigen Jahreszeit aber relativ selten zu derartigen Bränden kommt.


Entstehung

Der Prozess einer Heuselbstentzündung kann vereinfacht wie folgt dargestellt werden:

- wenn das Heu eine Feuchte von über 17 % aufweist, enthält es Mikroorganismen, die Wärme produzieren,
- wenn die produzierte Wärme nicht ausreichend abgeführt werden kann, verstärkt sich dieser Prozess über mehrere Stufen,
- andere Mikroorganismen werden aktiv, während die vorigen absterben; es wird weiter Wärme produziert, die die chemische Struktur des Heu’s verändert
- die Wärmeentwicklung reicht soweit, dass Selbstentzündungstemperaturen des schon veränderten Heu’s (poröse Holzkohle) erreicht werden
- bei nicht erfolgten Gegenmaßnahmen und Luftzutritt erfolgt die meist schlagartige Zündung des Lagergutes


Im Fachbuch „Die Ermittlung von Brandursachen“ (3. Auflage; 2019) befindet sich auf Seite 131 eine schematische Darstellung, die den Ablauf einer Heuselbstentzündung anschaulich darstellt. Es sind dort auch ausführliche Erläuterungen nachlesbar.

Vorbeugung und Bekämpfung

Zur Vorbeugung der Selbstentzündung in Heumieten dienen in erster Linie Heubelüftungen, die heutzutage weniger angewandt werden. Besteht der Verdacht, dass eine Heuselbstentzündung eintreten könnte, werden sogenannte Heusonden eingesetzt, die die Temperatur im Inneren der Miete messen. Diese sollte unter 50°Grad Celsius liegen. Wird diese Grenze überschritten, ist eine noch strengere Kontrolle in kurzen Zeitabständen durchzuführen. Spätestens bei einer Temperatur von 70°C muss die Feuerwehr alarmiert werden.
Da Heu bei hohen Temperaturen schnell zu verkohlen beginnt, bilden sich leicht Brandkanäle, die häufig an Mulden und Vertiefungen der Oberfläche erkennbar sind. Hier sackt das Erntegut nach. In diesem Zustand sind Heumieten extrem instabil und sollten möglichst gar nicht oder nur mit ausreichender Sicherung betreten werden.
Die Feuerwehr bestimmt die Temperaturen des Heus mittels Wärmebildkamera an verschiedenen Stellen und versucht so, Hitzeherde zu lokalisieren und die Wärmeverteilung in der Heumiete zu erkunden. Ist die Temperatur zu hoch, wird das Heu abgetragen. Dabei wird äußerst vorsichtig vorgegangen (Wasser am Strahlrohr), da der Kontakt des Hitzeherdes mit Luftsauerstoff zu einer sofortigen Entzündung führen kann.
Kommt es zur Selbstentzündung einer Heumiete, so breitet sich der Brand in der Regel so schnell aus, dass oft nur noch Schadensbegrenzung durchgeführt werden kann. Deshalb ist es nötig, die Feuerwehr frühzeitig hinzuzuziehen.

Regelmäßige und nachgewiesene Temperaturkontrollen werden von vielen Versicherungen empfohlen oder gefordert. Ein entsprechender und ausreichend großer Abstand zu Gebäuden, Anlagen usw. kann im Falle eines Brandes noch größeren Schaden verhindern.

Über Selbstentzündungsprozesse kann man sich detaillierter in diverser Fachliteratur belesen. Aber auch unter www.brand-feuer.de finden sich viele nützliche Hinweise zur Brandvermeidung.



english:

Hay is the dried biomass of grassland plants (grasses, herbs, legumes). It is typically used as fodder for livestock and pets. essay on the subject Fire protection in the barn and Storage of hay and straw 6/2012 of the professional magazine Pferdebetrieb Hay storage on the building is not recommended Photo: Rainer Schwarz Why does hay burn by itself? Photo 1: Ember boiler with outgoing fire channels Photo 2: Fire brigade extinguishing fire after spontaneous combustion in a hay store Peter Schildhauer defines the process of self-ignition as follows: "Spontaneous ignition is ignition that follows self-heating without any external energy supply, in which the ignition energy is generated exclusively by the exothermic, chemical, biological or physical processes taking place in the material system under consideration at low ambient temperatures." Knowledge of the processes involved in self-ignition and the influencing factors can help to avoid or minimize fire damage. One should also be aware that this is not “witchcraft”. The processes of self-ignition have been sufficiently researched and explained. Hay self-ignition can occur in hay stacks during the period shortly after storage (loose, in bales, under cover, outdoors) up to around the 120th day. However, the following brief description also applies analogously to similar organic materials. The strong warming in the hay, which can even lead to inflammation, has various causes. It is significant that farmers consider self-ignition to be impossible after fires, while such fires occur relatively rarely during the rest of the year. emergence The process of hay self-ignition can be simplified as follows:

  • if the hay has a moisture content of more than 17%, it contains microorganisms that produce heat,
  • if the heat produced cannot be sufficiently dissipated, this process intensifies over several stages,
  • other microorganisms become active while the previous ones die; heat is still produced, which changes the chemical structure of the hay
  • the heat development reaches so far that self-ignition temperatures of the already modified hay (porous charcoal) are reached


If countermeasures are not taken and air ingress occurs, the stored goods usually ignite suddenly In the reference book "The determination of fire causes" (3rd edition; 2019) there is a schematic representation on page 131, which clearly shows the process of hay self-ignition. Detailed explanations can also be found there.
prevention and control To prevent self-ignition in haystacks, hay ventilation is primarily used, which is used less nowadays. If there is a suspicion that the hay could spontaneously ignite, so-called hay probes are used to measure the temperature inside the heap. This should be below 50°C. If this limit is exceeded, an even stricter check must be carried out at short intervals. The fire brigade must be alerted at the latest when the temperature reaches 70°C. Since hay quickly begins to char at high temperatures, burn channels form easily, which are often recognizable as hollows and depressions on the surface. Here the crop sags. In this condition, hay stacks are extremely unstable and should not be entered at all or only with adequate security. The fire brigade determines the temperatures of the hay at various points using a thermal imaging camera and tries to localize hot spots and explore the heat distribution in the hay stack. If the temperature is too high, the hay is removed. Extreme care is taken when doing this (water on the jet pipe), as contact between the hot stove and the oxygen in the air can lead to immediate ignition. If a hay stack ignites spontaneously, the fire usually spreads so quickly that often only damage limitation can be carried out. It is therefore necessary to call in the fire brigade at an early stage. Regular and proven temperature checks are recommended or required by many insurance companies. A corresponding and sufficiently large distance from buildings, systems, etc. can prevent even greater damage in the event of a fire. You can read about self-ignition processes in more detail in various specialist literature. But also at www.brand-feuer.de you will find a lot of useful information on fire prevention.


Autor und Fotos: Ing. Jörg Cicha





Fotos: Rainer Schwarz



siehe auch:


Baustoff
Hackschnitzel
Heu
Holz
Mauerwerk
Kalksandstein
Kohle
Pellet
Reet
Stahlträger
Stroh
Torf
Neue Risiken in der Landwirtschaft von Dipl. Ing. Marten; IFS - Kiel




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