Streichholz

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unzählige verschiedene Arten von Streichhölzern sind erhältlich
Foto: Rainer Schwarz

Ein Streichholz oder Zündholz ist ein Holzstäbchen zum Anfachen eines Feuers. Durch Reibung des Zündkopfes an einer Reibefläche entzündet sich dieser und bringt damit das Holzstäbchen zum Brennen.

Die ersten praktisch einsetzbaren Streichhölzer kamen Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Markt. In der Anfangsphase enthielten sie giftige Stoffe wie weißen Phosphor oder Bleiverbindungen. Sicherheitszündhölzer gibt es seit ca. 1850.

Streichhölzer haben gegenüber Gasfeuerzeugen den Vorteil, dass sie auch bei strengem Frost funktionieren.


Reibungsstreichholz

Reibungs- oder Überall-Streichhölzer lassen sich an jeder rauen Oberfläche entzünden. Sie enthalten Phosphor und Kaliumchlorat, die beim Reiben miteinander reagieren und das Zündholz entflammen. Da sie sich auch ungewollt entzünden, zum Beispiel durch gegeneinander Pressen der Zündholzköpfe in der Streichholzschachtel, sind heutzutage fast nur Sicherheitszündhölzer erhältlich.

Kunst- und Spielobjekt bei der LGS in Hemer
dazugehörige Schachtel
Fotos: BR 0810
Schwefel für Streichhölzer wurde auf der Insel Kos abgebaut
Foto: Barbara Schwarz


Sicherheitsstreichholz

Sicherheitsstreichhölzer lassen sich nur an speziellen Reibflächen entzünden. Ein Selbstentzünden ist dadurch nahezu ausgeschlossen. Ein typischer Zündkopf enthält Leim und etwas Schwefel als Brennstoff, Kaliumchlorat als brandförderndes Oxidationsmittel, Glaspulver sowie Farb- und Zusatzstoffe. Die Masse eines einzelnen Zündkopfes liegt zwischen 0,01 g und 0,02 g. Die Reibfläche besteht aus einer verleimten Mischung von Glaspulver und Phosphor|rotem Phosphor.

Die Holzschäfte sind meist aus Pappelholz und werden Flammhemmung imprägniert. Dies reduziert die Brandgefahr durch nicht vollständig verloschene Schaftreste und verhindert das Abfallen heißer Fragmente. Die Schäfte sind im vorderen Bereich mit Paraffin getränkt, das schon bei niedriger Temperatur zündet. Es verbrennt mit ruhiger, kerzenartiger Flamme und liefert einen erheblichen Teil der Energie. Die Schäfte haben in der Regel einen quadratischen Querschnitt (Mechanik) mit einer Seitenlänge von 2 mm für kurze bis 3,5 mm für längere Hölzchen. Der Standardschaft hat eine Länge von 43 mm. Die ca. 1 mm (0,038 in) starke Pappe für Pappstreichhölzer wird meist aus Altpapier gefertigt und schon bei der Herstellung mit Flammhemmern versetzt. Die Spitzen der gestanzten, ca. 3 mm (⅛ in) breiten Schäfte werden ebenfalls in Paraffin getaucht. Ein dritter Typ Streichholz ist die so genannte Vesta, die in Ländern Südamerikas üblich ist. Sie hat einen dünnen, Zylinder (Geometrie), komplett mit Wachs überzogenen Schaft, dessen wachsgetränkter Kern aus Baumwollfäden oder gerolltem, komprimiertem Papier besteht. Dieser Schafttyp hat eine Brenndauer von bis zu einer Minute und ähnelt einer Miniaturkerze.

Durch das Streichen des Zündkopfes an der Reibfläche entsteht Abrieb und die in Spuren gebildete, hochexplosive Armstrongsche Mischung aus Chlorat und rotem Phosphor zündet. Es ist nicht klar, ob die Reaktion durch Reibungswärme in einem Hotspot oder den engen Kontakt der beiden Stoffe durch Druck eingeleitet wird. Durch die Zündung entflammt der Zündkopf und es verbrennt der Pyrotechnischer Satz aus Leim, Schwefel und Chlorat. Der Großteil des Brennstoffes besteht aus Leim. Der Schwefel erfüllt eine Doppelfunktion als Brenn- und Aromastoff und hilft den sehr unangenehmen Geruch von verbrennendem Leim zu überdecken. Bei der nun herrschenden Flammentemperatur von 1350 °C bis 1930 °C schmilzt das Glaspulver im Zündkopf und bildet zusammen mit dem brennenden Satz einen brodelnden Tropfen. Dieser Glastropfen dient als Funkenfänger und hält die nicht flüchtigen Verbrennungsrückstände zurück, die sonst verspritzen könnten. Der verbrennende Zündkopf liefert eine Energie von ca. 58 Joule (14 cal), die ausreicht, das Paraffin des Schaftes zu entzünden. Mit dem Verlöschen des Kopfes erstarrt die Glasschmelze zu der für abgebrannte Streichhölzer typischen Schlacke (Verbrennungsrückstand), in der die Rückstände eingeschlossen sind.


Überall-Zündholz

Überall-Zündhölzer, manchmal auch Reibungsstreichhölzer genannt, lassen sich an jeder rauen Oberfläche entzünden. Sie enthalten Tetraphosphortrisulfid und Kaliumchlorat, die beim Reiben miteinander reagieren und das Zündholz entflammen. In den USA haben diese Hölzchen in der Regel einen Zündkopf, der aus zwei Sorten Zündmasse besteht: einer reibungsempfindlichen Spitze und einem weniger sensitiven Rumpf, die häufig auch farblich abgesetzt sind. Sie werden auch Vogelaugen genannt. Solche Hölzchen sind gut an ihrer Schachtel zu erkennen, die statt der üblichen Reibfläche nur mit grobem Sandpapier versehen ist. Da sie sich auch ungewollt entzünden können, zum Beispiel durch Gegeneinanderpressen der Zündköpfe in der Streichholzschachtel, sind sie fast gänzlich durch Sicherheitsstreichhölzer verdrängt worden. Überall-Zündhölzer dürfen von Fluggästen nicht in Sicherheitsbereiche oder an Bord eines Luftfahrzeugs mitgenommen werden (Stand 2019).


Spezielle Streichhölzer

Streichhölzer gibt es in sehr vielen Varianten. Hölzchen mit langem Schaft, die zum Anzünden von Feuerstätten oder Herden gedacht sind, werden unter anderem als Ofen-, Kamin- oder Küchenstreichhölzer vermarktet. Obwohl sie auffällig aussehen, handelt es sich technisch um Sicherheitsstreichhölzer.

Zum anderen gibt es Spezialstreichhölzer, auf deren Schaft ein zusätzlicher pyrotechnischer Satz, ein Gemisch aus Oxidator, Brennstoff und Zusätzen aufgebracht ist, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Diese Hölzchen können nicht auf denselben Anlagen gefertigt werden wie normale Sicherheitsstreichhölzer. Sie werden oft in Kleinserie hergestellt und manchmal noch von Hand getaucht. Daher sind sie oft erheblich teurer. Auch diese Hölzchen haben in der Regel einen Sicherheitszündkopf.

Sturmstreichhölzer sind besonders windbeständig. Dies wird durch einen hohen Anteil an gasproduzierenden Brennstoffen und besonders durch den Zusatz von etwas Tetraphosphortrisulfid erreicht, das auch in Überallzündern verwendet wird. Sollte die Flamme durch zu starken Wind verlöschen, kann das Streichholz durch diesen Zusatz erneut aufflammen, nachdem die Bö abgeflaut ist. Für einen verbesserten Schutz gegen Feuchtigkeit sind sie oft mit Wachs behandelt. Diese Streichhölzer werden beim Camping|Zelten und Trekking verwendet und sind oft Teil von Notfallausrüstungen und Überlebenspaketen.


Bengalische Streichhölzer, auch Bengalhölzer, brennen mit gleißender, farbiger Flamme, meist in rot oder grün. Diese Miniaturversion eines Bengalisches Feuer gehört zum Kleinstfeuerwerk und ist besonders in Deutschland beliebt. Die Mischung auf ihrem Schaft enthält die zur Feuerwerk Die Farben und Erscheinungsformen des Feuerwerks|Flammenfärbung nötigen Metallsalze.

Pionierzündhölzer wurden entwickelt, um beim Militär und im Bergbau ein zuverlässiges Anzünden von Zündschnur zu erleichtern. Speziell für Nachtoperationen gibt es Kompositionen, die ohne offene Flamme brennen, dafür aber eine besonders starke Glutfront haben. Dies kann z. B. durch Mischungen erreicht werden, die u. A. Holzkohle enthalten.

Außerdem gab und gibt es noch viele weitere ungewöhnliche Streichhölzer, darunter Scherzartikel mit explodierenden Köpfen und Streichhölzer, die ein Aroma oder sogar Begasung|Gase zur Schädlingsbekämpfung verströmen.


Reibköpfe und Anzündmittel

Ein Reibkopf (enS|Match Button) ist ein größerer Zündkopf an einem pyrotechnischen Gegenstand, der statt einer gewöhnlichen Zündschnur zum Anzünden verwendet wird. Das so sichere Konzept des Anzündens durch Reiben an einer Reibfläche wird hier auf andere Gegenstände, wie Knallkörper, angewendet. Reibköpfe brennen langsam mit konstanter Geschwindigkeit und intensiver Flamme und geben dem Anwender ausreichend Zeit, einen Sicherheitsabstand zu gewinnen. Auch viele pyrotechnische Lichtquellen und Signalmittel, wie die in den USA verbreiteten Road Flares und Railroad Fusees haben Reibköpfe, genau wie der M1 Fire Starter des US Militärs, der verwendet wurde, um unter widrigen Bedingungen Feuer zu machen. Diese Mischungen enthalten manchmal nicht-hydrophile Bindemittel wie Schellack oder Nitrozellulose.

Eine weitere Anwendung desselben Prinzips sind einfache Abreißanzünder als manuelle Anzündmittel für Zündschnüre. Der amerikanische M1 Friction-Type Fuse Lighter besteht aus einer Metallkappe, deren Innenseite mit Zündmasse beschichtet ist und in die das Ende einer Zündschnur geklemmt wird. Durch Ziehen an einer mit Reibflächenmischung behandelten Reißleine, die durch ein Loch im Boden der Kappe führt, zündet die Masse und produziert eine kräftige Flamme. Dieses Gerät ist relativ billig und zuverlässig.


Sonderformen und Kurioses

Eine ungewöhnliche Variante sind Sicherheitsstreichhölzer, die durch Zug gezündet werden. Diese sehr filigranen Papierstreichhölzer stecken einzeln in den Kanälen einer Art Wellpappe, die im Inneren mit einem Streifen Reibflächenmaterial beschichtet ist. Wird ein solches „Streichholz“ schnell aus seinem Kanal gezogen, passiert der Zündkopf die Reibfläche und entzündet sich. Das Wellpäppchen dient als Magazin und Verpackung und konnte z. B. auf eine Zigarettenschachtel aufgeklebt werden.

Zu den exotischen Kuriositäten gehört das „wiederverwendbare“ Streichholz, das auf Patenten von Rezső Kőnig und Zoltán Földi beruht und das vor Jahren mit überzogenen Behauptungen beworben wurde. Es handelte sich um ein kurzes, etwa bleistiftdickes Stäbchen mit einem Kern aus einer Sicherheitszündkopfmischung und einem Mantel aus einer langsam und kühl brennenden Komposition, deren entscheidende Komponente das teure und schlecht haltbare Metaldehyd war. Wiederholtes Zünden verdarb die Reibfläche und das „wiederverwendbare“ Zündholz wurde kein Erfolg. Trotzdem bleibt es eine verblüffende Kuriosität, denn es besitzt einen Primärzündmechanismus, der ausgeblasen und wieder angezündet werden kann.


Aufbewahrung

Streichhölzer müssen vor Hitze, vor allem aber vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden. In gemäßigtem Klima sind Streichhölzer sehr lange haltbar. Streichholzbriefchen, die ohne weitere Vorkehrungen aufbewahrt wurden, zeigten auch nach über 40 Jahren keine erkennbare Veränderung im Zündverhalten. Nur an den Pappschäften waren Altersspuren zu erkennen. Streichhölzer verderben in Kontakt mit Wasser schnell und unter sehr feuchten klimatischen Bedingungen mit der Zeit, denn die Zündköpfe ziehen Wasser und weichen auf. In Notrationen und Ähnlichem werden sie daher meist in Folie eingeschweißt.

Eltern müssen ihre Kinder über die Gefahren durch Streichhölzer belehren, entschied der Bundesgerichtshof in mehreren Urteilen. Außerdem müssen sie im Rahmen ihrer Sorgerecht (international)|Aufsichtspflicht Vorsorge tragen, dass ihre Kinder nicht unerlaubt in den Besitz von Streichhölzern gelangen.


Schachteln

Streichholzschachteln bestehen aus einer Lade und einer passenden Hülse mit ein oder zwei seitlichen Reibflächen. Sie bestanden früher aus Holzspan, werden aber heute meist aus Pappe gefertigt. Neben den üblichen quaderförmigen Schachteln gibt es auch solche in Form eines dreiseitigen Prismas oder Sonderformen für Werbezwecke. Zur Aufbewahrung in der Hosentasche gab es passende Metallhülsen, die seitlich im Bereich der Reibfläche Aussparungen besaßen. Dekorative Halterungen, die man auf den Tisch stellen konnte und die eine Schachtel leicht geöffnet aufnahmen, waren als Rauchzubehör verbreitet.


Briefchen

In Streichholzbriefchen, auch Streichholzheftchen genannt, sind die Streichhölzer in einem Holz- oder Pappkamm vereint. Die Streichhölzer können einzeln abgebrochen oder herausgerissen werden. Sie sind durch ein kleines Kartonheftchen geschützt, das auch die Reibfläche trägt. Streichholzbriefchen werden fachsprachlich auch als Buchzünder bezeichnet. Sie dienen als Werbeträger und Feuerquelle in Not- und Feldrationen.

Werden mehrere Streichholzbriefchen in derselben Tasche getragen, besteht ein erhöhtes Unfallrisiko, denn die Zündköpfe eines Briefchens können mit der Reibfläche eines anderen Briefchens in Kontakt kommen und sich unbeabsichtigt entzünden.


Herstellung

Die moderne Massenproduktion von Streichhölzern ist ein hochautomatisierter Hochgeschwindigkeitsprozess, der auf Anlagen ausgeführt wird, in deren Konstruktion viele Jahrzehnte Produktionserfahrung eingeflossen sind.

Die Pappschäfte werden in Kämmen mit jeweils Hundert Schäften Stanzen (Verfahren), die nach der Produktion auseinander geschnitten und in Streichholzbriefchen Heftklammer|geheftet werden. Eine solche Stanze kann 2,5 Millionen Schäfte pro Stunde produzieren. Ausgehend von roher Pappe dauert die Produktion von fertigen Pappstreichhölzern, die in Briefchen geheftet werden können, etwa 30 Minuten.

Die Holzschäfte mit quadratischem Querschnitt werden hergestellt, indem von Baumstammabschnitten zuerst ein Furnier der benötigten Stärke abgeschält und dann in einzelne Schäfte zerschnitten wird. Diese werden anschließend mit Flammhemmung Phosphatsalzen wie Diammoniumhydrogenphosphat imprägniert.

Die Spitzen der Schäfte durchlaufen nun ein Bad aus geschmolzenem Paraffin.

Danach wird der Zündkopf angebracht. Die Zündmasse befindet sich als wässrige, dickflüssige, glatte Suspension (Chemie) in einem Sumpf, in dem ein liegender Zylinder (Geometrie) um seine Rotationsachse|Achse rotiert und dadurch die Masse auf seiner Mantelfläche zu einem Flüssigkeitsfilm auszieht. Die Spitzen der Schäfte werden getaucht, indem sie den Film aus Zündmasse durchlaufen, wobei die Mantelgeschwindigkeit des Zylinders mit der Transportgeschwindigkeit der Schäfte synchronisiert ist. Während sich ein symmetrischer, gleichmäßig gerundeter Tropfen aus Zündmasse bildet, wird kalte Luft über die Streichhölzer geblasen. Die Hölzchen gelangen nun in den Trockner, dessen erste Aufgabe das zügige Gelieren des Zündkopfes bei einer Relative Luftfeuchtigkeit|relativen Luftfeuchtigkeit von 45–55 % ist. Erst danach beginnt der Entzug von Wasser.

Sicherheitsstreichhölzer müssen viele, teils sehr widersprüchliche Anforderungen erfüllen. Um die Chemie und Zusammensetzung der folgenden Zündkopf- und Reibflächenmischungen zu verstehen, hilft es, einen Teil dieser Anforderungen zu betrachten:

Obwohl die zur Zündung verwendete Armstrongsche Mischung unberechenbar und sehr gefährlich ist, muss die Zündung sehr zuverlässig und gleichzeitig sehr sicher für Verbraucher sein. Nach der Zündung muss der Abbrand des Kopfes gleichmäßig, ohne Verpuffungen oder fliegende Funken verlaufen. Letzteres wird, wie im Abschnitt Sicherheitsstreichholz beschrieben, durch die Zugabe von Glas oder Silikaten erreicht. Auch der Phosphor der Reibfläche muss vor dem Verbrennen geschützt werden und darf keinen Funkenregen verursachen, was durch die Auswahl eines geeigneten Bindemittels gewährleistet wird. Ein Bindemittel mit höherer Klebkraft reduziert den Verschleiß der Reibfläche, aber gleichzeitig auch die Zündfreudigkeit. Da Zündfähigkeit, Funkenbildung und Verschleiß der Reibfläche zusammenhängen, müssen Zündkopf- und Reibflächenmischung nicht nur in sich präzise sein, sie müssen auch aufeinander abgestimmt werden und selbst das Zünden an einer „fremden“ Reibfläche darf kein Risiko darstellen. Auch das Glaspulver in der Reibfläche trägt zum Schutz gegen Abbrand und Verschleiß bei.

Eine noch komplexere Rolle spielt das Bindemittel des Zündkopfes. Der Klebstoff muss hart genug sein, um vor der Zündung einen einfachen Abrieb zu ermöglichen. Die Menge des Bindemittels ist durch seine Rolle als pyrotechnischer Brennstoff begrenzt. Da Zündköpfe in Bezug auf den Oxidator ohnehin schon sehr brennstoffreich sind, würde zu viel zusätzlicher Kleber zu einem schmorenden Kopf führen, dessen Temperatur den Flammpunkt des Paraffins nicht erreicht. Der Zündkopf würde versagen.

Die moderne Streichholzproduktion verwendet für Köpfe nur eine Sorte Bindemittel in wenigen Härtegraden: Hautleim. Er hat die Eigenschaft, bei Abkühlung einer konzentrierten Lösung unter 30 °C ein reversibles Gel zu bilden, in dem die Komponenten der Mischung suspendiert bleiben, ohne abzusinken und sich zu trennen. Dies sorgt für einen homogenen Zündkopf, der gleichmäßig und ohne Verpuffungen verbrennt. Sollte der Leim jedoch beim Trocknen eine Haut und damit eine harte, äußere Schicht bilden, wird der Streichholzkopf beim Zünden explodieren, denn Zündkopfmischungen sind sehr empfindlich gegenüber selbst geringster Verdämmte Ladung|Verdämmung und verbrennen dann meist explosionsartig. Die Bildung von Leimhäuten wird durch feuchtwarme Produktionsbedingungen befördert, die das Gelieren des Zündkopfes verzögern. Vor der Verbreitung von Temperatur- und Feuchtigkeitssteuerung in der Streichholztrocknung waren explodierende Köpfe nicht selten.

Der Schwefel dient zum einen, ähnlich wie beim Schwarzpulver, als früh reagierendes Reduktionsmittel mit niedrigem Flammpunkt, zum anderen überdeckt er durch den prägnanten Geruch seiner Verbrennungsprodukte den als noch unangenehmer wahrgenommenen Geruch von verbrennendem Leim. In anderen Mischungen erfüllt Kolophoniumpulver eine ähnliche Rolle.

Zündköpfe kommerzieller Streichhölzer
1
(%)
2
(%)
3a
(%)
3b
(%)
Glutinleim#Hautleim|Hautleim 9–11 11 11 11
Stärke 2–3 4 5
Schwefel 3–5 5 6
Kaliumchlorat 45–55 51 32 37
Neutralisator 3 7 6 1
Kieselgur 5–6 3
Glaspulver, Silikate 15–32 15 33 21,5
Brennratenkatalysator n. B. 1 0,5
Farbstoffe n. B.
Eisen(III)-oxid 6
Mangandioxid 4
Paraffin 2
Tetraphosphortrisulfid 10 3
Kolophonium 4 6
Dammar 3


Mischung 1 ist die Zündmasse eines amerikanischen Sicherheitsstreichholzes von vor 1989, Mischung 2 die eines europäischen vor 1973, die ursprünglich aus Shidlovskii (siehe Literatur) stammt. Die Nummern 3a und 3b sind die beiden Zündmassen für ein amerikanisches Überall-Zündholz mit reibungsempfindlicher Spitze (3a) und weniger sensitivem Rumpf (3b), ebenfalls vor 1989. Diese Kompositionen waren auch 2001 noch repräsentativ.

Zündmittel Streichholz
Foto: Rainer Schwarz

Sowohl die Zündköpfe wie auch die Reibflächen enthalten eine unlösliche, Säure neutralisierende Verbindung, wie Calciumcarbonat oder Zinkoxid. Dieser Neutralisator unterbindet ein fortschreitendes Oxidieren von Schwefel im Kopf und Phosphor in der Reibfläche. Letzteres kann durch den katalytischen Einfluss bestimmter Schwermetalle, insbesondere Kupfer, extrem beschleunigt werden. So kam es in der Vergangenheit gelegentlich zur rätselhaften Zerstörung von Reibflächen, wenn zum Beispiel kupferhaltige Metalleffektpigmente zur Dekoration der Streichholzbriefchen verwendet wurden.

Die Brennratenkatalysatoren sind die am schlechtesten verstandene Komponente moderner Zündköpfe. Zum einen helfen sie die Brennrate der Komposition einzustellen. Zum anderen erleichtern sie den Übergang von der primären Reaktion zwischen Phosphor und Chlorat zu einem brennenden Kopf. Früher wurde meist Kaliumdichromat in teils erheblichen Mengen verwendet, aber selbst kleine Mengen haben einen deutlichen Einfluss auf das Zündverhalten. Es kann durch Bleiverbindungen wie Bleithiosulfat oder allgemein durch feinverteilte Metalloxide ersetzt werden, die verschiedene Wertigkeit (Chemie)|Valenzzustände einnehmen können. So werden in Europa die giftigen und in den USA nach wie vor verwendeten Chrom- und Bleiverbindungen durch Mangandioxid ersetzt. In verwandten pyrotechnischen Sätzen senken ähnliche Verbindungen die Zersetzungstemperatur geschmolzener Chlorate und werden daher Katalysatoren genannt, auch wenn das genaue Wirkprinzip nicht bekannt ist.

Reibflächen für Sicherheitsstreichhölzer
1
(%)
2
(%)
3
(%)
Glutinleim 16 9,3
Dextrine 20 7
Phosphor#roter Phosphor|roter Phosphor 50 50 37,2
Antimon(III)-sulfid 33,5
Eisen(III)-oxid 7
Mangandioxid 3,4
Calciumcarbonat 5 2
Glaspulver 30 25 0,6
Industrieruß 4


Die Reibflächen für Sicherheitsstreichhölzer werden durch Walzenbeschichtung auf die Verpackungen der Hölzchen aufgebracht. Dabei werden wässrige Suspensionen der hier gezeigten oder ähnlicher Mischungen verwendet. Heutzutage wird das Bindemittel der Reibflächen anschließend unlöslich gemacht, entweder durch Behandlung mit Formaldehyd, Casein und Ammoniak oder einen anderen Härtungsprozess. Dies verhindert ein Ausfärben, wenn die Reibfläche z. B. durch Regen oder Schweiß feucht wird. Reibflächen, die nicht-wasserbasierte Bindemittel verwenden, um erhöhte Wetterfestigkeit zu erreichen oder auf Oberflächen aus Glas oder Metall zu haften, existieren, sind aber den klassischen wasserbasierten Mischungen in ihrer Funktion meist unterlegen.

Antimon(III)-sulfid, das eine entscheidende Rolle in John Walkers erstem echten Streichholz spielte, wird kaum noch verwendet. Zündköpfe mit Antimon(III)-sulfid und Chlorat können sich an rauen Oberflächen entzünden, sind also keine Sicherheitszündköpfe. Um das Sicherheitskonzept zu erfüllen, wird es heute, wenn überhaupt, in Reibflächen verwendet, um einen Teil des Phosphors zu ersetzen. In den USA war es bis ca. 1989 als „strategisches und kritisches Material“ eingestuft und wurde von der Streichholzindustrie nicht verwendet. Es ist relativ teuer und hat durch sein hohes pezifisches Gewicht die Tendenz, aus der Suspension (Chemie) zu fallen.

Seit wenigen Jahrzehnten gibt es auch bei Sicherheitsstreichhölzern eine größere Farbvielfalt. Die Zündköpfe lassen sich schon lange durch Zusatz von wasserlöslichen Farbstoffen färben, neu ist aber eine größere Farbpalette am Markt mit insbesondere auch helleren Pastelltönen. Dies wird möglich, indem dunkle Stoffe, wie die Oxid-Pigmente, reduziert und ersetzt werden. Viele dieser hellen Mischungen stammen aus Ost-Asien. Ebenso kann die Farbe der Reibfläche durch Weglassen von Industrieruß und Zugabe verschiedener Pigmente variiert werden. Selbst kräftige Farben sind möglich wenn auch eher selten. Wegen der dunklen Farbe der traditionellen europäischen Mischungen sind helle Farben hier ein relativ neuer Trend.


Sicherheit und Toxizität

Obwohl Sicherheitsstreichhölzer sehr sicher sind, können sie sich unter bestimmten Bedingungen auch ohne Reibfläche entzünden. Im Ofen erwärmt, zünden Sicherheitsstreichhölzer spontan bei 180–200 °C, Überall-Zündhölzer bei etwa 120 °C. Ein gezielter Hammerschlag kann einen Sicherheitszündkopf zur Explosion bringen. Auch Kontakt mit Schwefelsäure (≥60 %) führt zur Zündung. Schließlich gibt es Leute, die das Kunststück beherrschen, ein Sicherheitsstreichholz an einer Glasscheibe oder einem glatten Stück fester Pappe zu entzünden, indem sie beim Streichen genug Druck ausüben um den Zündkopf durch Reibung zu erhitzen, ohne ihn dabei zum Bersten zu bringen.

Um das Brandverhalten zu untersuchen, wurden in Kartons mit 50 Schachteln á 50 Streichholzbriefchen einzelne Briefchen elektrisch ferngezündet. In diesen Versuchen erfasste das Feuer ausschließlich Briefchen in der Schachtel des Brandherdes und oft nur wenige, bevor es wegen Sauerstoffmangels erlosch. Die Energie der gezündeten Köpfe reicht nicht aus, um unter diesen Bedingungen einen größeren Brand zu verursachen. Das Sammeln größerer Mengen Zündmasse führt jedoch immer wieder zu schweren Unfällen.

Im Transportwesen sind Streichhölzer als Gefahrgut eingestuft und müssen als Gefahrgutklasse|Entzündbare feste Stoffe (Klasse 4.1 deklariert werden. Stand 2020 werden die folgenden UN-Nummern verwendet: Sicherheitsstreichhölzer (UN 1944), Überall-Zündhölzer (UN 1331), Sturmzündhölzer (UN 2254) und Wachszündhölzer (UN 1945).

Die leicht bitteren, salzigen Zündköpfe werden oft von Kindern und Haustieren gelutscht und zerkaut. Ein einzelner Zündkopf enthält ca. 9 mg Kaliumchlorat und eine Dosis von bis zu 1 g ist für einen Erwachsenen nicht giftig. Die anderen Inhaltsstoffe sind entweder harmlos oder in so geringer Menge enthalten, dass sie als unbedenklich gelten. Selbst wenn Kinder ein ganzes Streichholzbriefchen zerkauen, besteht kaum ein gesundheitliches Risiko. Die Einnahme großer Mengen führt zu einer Kaliumchlorat-Intoxikation. Von einem regelmäßigen Konsum wird abgeraten.

Der in Reibflächen verwendete rote Phosphor ist ungiftig, sofern er rein ist. In der Streichholzherstellung werden seit vielen Jahrzehnten täglich große Mengen zu Reibflächen verarbeitet, ohne dass gesundheitliche Auswirkungen erkennbar wurden. Weißer Phosphor ist hingegen hochgiftig und darum seit über hundert Jahren in der Streichholzherstellung verboten. Reibflächen sind gesundheitlich unbedenklich.


Sonstiges

  • Das Sammeln größerer Mengen Zündmasse kann in Deutschland als Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz verfolgt werden.
  • Streichhölzer sind nicht vegan, denn die Zündköpfe enthalten Tierleim.
  • Das Sammeln von Streichholzschachteln und -briefchen wird als Phillumenie bezeichnet.
  • Die ältere Bezeichnung Schwefelhölzer ist im Titel des Märchens Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen erhalten.
  • Im Kinderbuch Struwwelpeter von 1844 ist Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug enthalten, die eine frühe Warnung an Kinder darstellt, nicht mit Streichhölzern zu spielen. Durch die, verglichen mit früheren Feuerzeugen, leichte Benutzbarkeit konnten auch Kinder damit Feuer entzünden, so dass eine neue Gefahr entstanden war.


Spiele und Bastelarbeiten

Die meist leicht zugänglichen Streichhölzer werden für Streichholzrätsel|Freizeitspiele genutzt. Hierzu gehören Streichholzrätsel|Denkaufgaben, bei denen durch Umlegen von Hölzern die Lösung zu finden ist. Als Merk- und Spielstäbchen für das Paschen (Würfelspiel)|Knobeln sind Streichhölzer ebenfalls einsetzbar. Sie werden auch für viele Bastelarbeiten verwendet.



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