Auszug aus dem Fachbuch „Die Ermittlung von Brandursachen“

Aus Brand-Feuer.de
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Die folgenden Ausführungen geben einen Überblick und vereinzelte Auszüge aus dem Fachbuch über "Die Ermittlung von Brandursachen". Es werden einige Kapitel des Buches vorgestellt und angerissen, so dass der Leser eine gewisse Vorstellung davon bekommt, wie ein Brandermittler arbeitet. Einen vollständigen Einblick kann aber nur das Gesamtwerk und die eigene Praxis vermitteln. Die Auszüge sind vom Verfasser (mit Erlaubnis des Verlages) selbst zusammengestellt und stellen in der Regel Zitate aus dem Buch in gekürzter Form dar.


Aus dem Buch:

Anliegen des Verfassers Ing. Jörg Cicha

der Verfasser bei der Arbeit

Bei der Darbietung der großen Variationsbreite von Brandursachen wird hauptsächlich auf den brandtechnischen Ablauf der Brandentstehung Wert gelegt. Allerdings werden die unterschiedlichsten Arbeitsweisen und Motivationen eines Brandstifters, der aus allen nur erdenklichen sozialen Schichten kommen kann, hier nur vereinzelt angerissen. Der Leser soll einen Einblick darüber bekommen, wie am Schadensort die Brandausbruchsstelle ausfindig gemacht wird und dort auf weitere, objektiv mögliche Brandursachen geschlossen werden kann. An Hand des Spurenbildes können Ursachen ausgeschlossen, andere Varianten wiederum bekräftigt werden. Hier wird nicht nur die Frage nach der Brandentstehung aufgeworfen, sondern es wird auch dargelegt, wie diese Ursachen aufgespürt, erkannt und nachgewiesen werden können.


Vorbemerkungen
Brände treten im alltäglichen Leben in sämtlichen Bereichen und zu jeder nur denkbaren Zeit auf. Wer mit der Bearbeitung von Brandsachen konfrontiert wird, dem ist nicht unbekannt, wie vielfältig das Spektrum möglicher Brandursachen ist. Gerade weil die Brandursachenermittlung (BUE) ein sehr spezielles und kompliziertes Gebiet ist und deutschsprachige Fachliteratur, die sich auf die Darstellung der praxisnahen Vorgehensweisen bei der Ursachenerforschung von Bränden konzentriert, kaum vorhanden ist, sah ich mich veranlasst, meine praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse über diese Materie schriftlich zu fixieren, um sie einem breiten und interessierten Personenkreis zugänglich zu machen. Es wird also im Wesentlichen eine Frage aufgeworfen. Die Kernfrage, die sich jedem Brandsachbearbeiter der Polizei stellt:

Welches Ereignis hat den Brand ausgelöst?


Die Frage nach der Brandentstehung aufzulösen, ist in mehrfacher Hinsicht schwierig, aber auch gerade deswegen sehr reizvoll. Nach einem Brand bietet sich dem außenstehenden Betrachter ein evident unüberschaubares Chaos, welches durch oftmals immensen Sachschaden noch untermauert wird. Andererseits entsteht aber auch Chaos durch die vermeintliche und stark berechtigte Hoffnungslosigkeit auf der Suche nach verwertbaren Spuren... Brandursachen werden zum größten Teil durch subjektives Fehlverhalten der Menschen selbst gesetzt...


Brand einer Gaststätte (umfangreiche Sanierung) mit Schilfdach nach Trennschleifarbeiten

Die allgemeine Bedeutung der Brandursachenermittlung

Die BUE wird in anderen Fachbüchern gelegentlich als die hohe Schule der Kriminalistik bezeichnet. Grundlage der Brandsachbearbeitung ist zweifelsfrei die Ursachenermittlung. Wer mit der Bearbeitung eines Brandes, ob im „Ersten Angriff“ oder in der abschließenden Sachbearbeitung, zu tun hat, wird feststellen, dass an ihn hohe Anforderungen gestellt werden.


Unterteilung der Brandursachen

Bei der nachfolgenden Einteilung der Brandursachen wird davon ausgegangen, welche wesentlichen Kriterien bei der Verursachung eines Brandes eine Rolle spielen. Hierzu wurden praktische Erfahrungen ebenso in Betracht gezogen, wie Fragen nach den Gesetzmäßigkeiten bei der Entstehung eines Brandes. Bei der Einklassifizierung der Brandentstehungsmöglichkeiten wurde in drei Hauptgruppen unterteilt. In der ersten Gruppe werden natürliche Ursachen zusammengefasst. Derartige Brände werden ausschließlich durch chemische, biologische oder physikalische Abläufe oder Einflüsse in Gang gebracht… Die nächste Unterteilung befasst sich mit Zündmitteln, welche, in der Regel durch die verschiedensten Handlungsweisen des Menschen angewandt, mit einem brennbaren Stoff korrelieren, so dass es zu einem Schadenfeuer kommt. Zur letzten Kategorie gehören die Brände, bei denen von Ursachen ausgegangen wird, die auf technischem Gebiet zu suchen sind.


Die Brandursachenermittlung

Wie bereits dargelegt, gestaltet sich die Untersuchung des Brandortes in fast jedem Fall schwierig, weil durch die Einwirkung von Feuer, Rauch, Ruß und Löschmitteln Brandspuren in erheblichem Maße zerstört sein können. Andererseits ist es aber für den Brandprozess auch typisch, dass nicht nur Spuren vernichtet werden, sondern Spuren durch die Umwandlung der Materie überhaupt erst entstehen, wie z.B. Ruß und Asche...Für den BU, der an die Brandstelle gelangt, muss die Zielstellung lauten, sich ein umfassendes Bild über das Brandobjekt und dessen Umgebung zu verschaffen sowie Spuren und Faktenmaterial aufzuspüren, um letztendlich Aussagen darüber treffen zu können, wie sich der Brandverlauf gestaltete, in welchem Raum, oder noch optimaler, an welcher Stelle der Brand ausbrach und welche Zündquelle maßgeblich zum Ausbruch des Brandes beigetragen hat.


Grundsätze der Brandursachenermittlung

Der BU hat die Aufgabe die brandauslösende Zündquelle vorurteilsfrei zu ermitteln...Bei der Ursachenerforschung sind sowohl objektive als auch subjektive Erkenntnisse über den Brandverlauf zu sammeln... Wo dies nicht möglich ist, sollten wichtige Erstinformationen durch die Polizeibeamten gesammelt und fixiert werden, die im Rahmen des „Ersten Angriffes“ oder der Gefahrenabwehr zum Einsatz gelangen... Diese Absprache muss dahingehend erfolgen, dass die Kräfte der Feuerwehr so wenig wie möglich an Spuren vernichten, hinsichtlich ihrer Beobachtungen befragt werden und mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr die noch notwendigen Maßnahmen abgestimmt werden.


Vorgehen am Brandort

Brand durch Trennschleifarbeiten, siehe voriges Foto

Nach den vorangegangenen Maßnahmen, beginnt anschließend die eigentliche Arbeit, die der Erforschung der Brandursache gewidmet ist. Die Aufmerksamkeit des Brandermittlers gilt in erster Linie der Erforschung der Brandursache, d.h. zunächst wird das Ziel verfolgt, die BA-Stelle zu lokalisieren. Gelingt dieses nicht, wird sich die Untersuchung auf größere Bereiche konzentrieren müssen...Dazu ist die Erkenntnis wichtig, dass sich die erwärmten Luftschichten nach oben ausbreiten. Demzufolge muss der Ausgangspunkt des Brandes durch gedankliches Zurückverfolgen der Abbranderscheinungen (Brandzehrungen) im Brandobjekt gefunden werden... Bei der Abtragung des Brandschuttes geht man von außen in Richtung der vermuteten Zündquelle vor. Ziel ist ... Dabei wird der Brandschutt schichtweise abgetragen, z. B. mit Schaufel, Besen, per Hand usw. Das verwendete Arbeitsgerät hängt von der Menge und Art des zu bewältigenden Brandschuttes ab... Je nach Brandobjekt kann mehr oder weniger Brandschutt auftreten. Bei Heuselbstentzündungen ist eine Auslagerung von oftmals Tonnen von Erntegut notwendig, die nur mit Hilfe von Fördertechnik (Bagger, Greifer, Transporttechnik) realisiert werden kann... Bei der Untersuchung eines Wohnzimmers als Brandraum, kann es schon durchaus notwendig sein, dass die Brandrückstände mit einem kleinen Spatel, Spachtel oder Handfeger durchsucht werden... Durch die meist vorhandene, hohe Zerstörung ist die Suche nach der Ursache zeitaufwendig, bedeutet teilweise schwere, körperliche und schmutzige Arbeit, die mit Gefahren assoziiert ist... In vielen Fällen sind deshalb nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich. Durch das Eliminierungsverfahren werden zu den untersuchten Alternativen einschränkende Aussagen getroffen, mit dem Ziel des Ausschlusses möglichst vieler Ursachen, so dass es in einem Bericht beispielhaft heißen kann:

"Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit kam es durch eine biologische Selbstentzündung zum Brand, wobei eine elektrische Ursache nicht völlig ausgeschlossen werden kann".


Die Brandspuren

Ein Brand hinterlässt eine Vielzahl von markanten Spuren, die an den Stoffen, Gegenständen, an Bauteilen und im Brandobjekt Erscheinungen der Brandentstehung und -ausbreitung widerspiegeln.
Brandtypische Spuren können unter bestimmten Voraussetzungen nur kurze Zeit vorhanden sein oder können im Brandverlauf verändert werden. Rußablagerungen können unter bestimmten Bedingungen entstehen, aber auch bei hohen Temperaturen wieder verbrennen... Auch brandfördernde Mittel können nachgewiesen werden, wenn sie nach einem starken Feuer nicht vollständig verbrannt sind oder sich bis zur Sicherung nicht verflüchtigt haben. Nachfolgend sollen wichtige Brandspuren näher erläutert werden, da die Kenntnis über mögliche Brandspuren eine wichtige Voraussetzung für die BUE ist...


spezielle Brandspuren (auf dieser Homepage nur Aufzählung)

  • a) Abbranderscheinungen
  • b) Die Flammenfärbung
  • c) Farbe und Geruch des Rauches
  • d) Rauchfahnen und Schwelgasniederschläge
  • e) Brandtrichter
  • f) Brandspuren am Mauerwerk, Beton und Putz
  • g) Brandspuren am Glas
  • h) Blitztzschlagspuren
  • i) Auswirkungen eines Brandes auf Metallteile und weitere thermische Einflüsse auf Metalle
  • j) Schmelzperlen an elektrischen Leitungen
  • k) Nagespuren an elektrischen Leitungen
  • l) Einschmelzungen und Abtropfspuren
  • m) Scheuerstellen
  • n) Spuren einer Selbstentzündung von Erntegut
  • o) Lokale Einbrennungen
  • p) Deflagrationen, Explosionen, Detonationen und Stichflammen
  • q) mehrere Brandstellen und sonstige Brandspuren


Erkennen von Brandursachen

Die Brandortarbeit mit dem Ziel der späteren, vollständigen Aufklärung des Brandes, beginnt mit der Suche nach dem Auslöser des Feuers. Es sollen Merkmale an technischen Anlagen, Brandspuren bei natürlichen Ursachen, Spuren der vorsätzlichen Brandstiftung oder des fahrlässigen Handelns sichergestellt und gerichtsverwertbar dargestellt werden, die eine Wechselbeziehung zwischen dem Brand und der Ursache begründen. Die vorliegende Darstellung setzt über die Verbrennung einiges voraus, geht aber auch auf diverse Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungen des Brandes ein, da dies für das Erforschen der Ursache unerlässlich ist... Um Brandursachen überhaupt zu beweisen, müssen objektiv mögliche Versionen zunächst erkannt werden. Neben der Bewertung vorhandener Spuren, die ein Brand in erheblicher Zahl hinterlässt, kann sich dem Ausgangspunkt des Feuers durch Zeugenbefragungen schon ein stattliches Stück angenähert werden... In der Praxis sammelt der Ermittler die ersten Erkenntnisse über das Feuer an der Brandstelle, abgesehen von einigen Ausgangsinformationen, die hilfreich sind. Somit wird unvoreingenommen an die Spurensuche herangegangen...

" Und außerdem können solche Schuttberge fast so anschaulich erzählen wie ein Buch. Na gut, vielleicht muß man hier etwas mehr zwischen den Zeilen lesen". Quelle: Zeitschrift "Technikus" 2/89


Natürliche Brandursachen

Wie zu Beginn bereits erläutert, beschäftigt sich dieses Kapitel mit Brandursachen, die auf natürliche Prozesse zurückzuführen sind, ohne dass der Mensch dabei eine schuldhafte und die brandauslösende Rolle spielt. Derartige Brände werden ausschließlich durch chemische, biologische oder physikalische Abläufe und Einflüsse in Gang gebracht. Es darf aber nicht übersehen werden, dass der Mensch den Ausbruch solcher Brände durch sinnvolle Gegenmaßnahmen verhindern kann, z.B. durch Temperaturmessungen bei Heu oder ausreichendem Blitzschutz an Gebäuden. Aber auch Brände, die durch Tiere entstanden sind, gehören hier her, da Tiere der natürlichen Umwelt angehören.


Blitzschlag

Der Blitzschlag wird den natürlichen Brandursachen zugeordnet, da Entstehung und Verlauf eines Gewitters vom Menschen nicht beeinflusst werden können. Es kann aber durch Blitzschlag nur so viel Schaden angerichtet werden, wie der Mensch durch entsprechende Gegenmaßnahmen zulässt. Die Schutzmaßnahmen müssen jedoch ökonomisch in einem vernünftigen Verhältnis zu dem zu erzielenden Nutzen stehen. Es können innere und äußere Blitzschutzmaßnahmen realisiert werden. Während des Blitzes durch Gasentladungen treten thermische, elektrodynamische und elektrochemische Kräfte auf. Die akustische Wahrnehmung des Donners (der heiße Blitzkanal explodiert durch sich aufbauenden Überdruck) birgt keine Gefahren in sich. Wenn nun in ca. 70 Millisekunden ein Ladungsausgleich Wolke-Erde stattfindet, können durch die elektrische und thermische Kraft Millionenschäden an Sachwerten angerichtet werden.


Vorgehen am Brandort

Es wurde bereits festgestellt, dass es zündende Blitzeinschläge nach/ während Wärme-, Front- oder orographischen Gewittern geben kann. Da sich die Menschheit seit Jahrhunderten vor Blitz und Gewitter fürchtet, wird in bewohnten Gebieten dieses Naturschauspiel mehr oder minder aufmerksam verfolgt, so dass vermeintliche Blitzeinschläge hinsichtlich ihrer eventuellen Wirkungen (Stromausfall, umstürzenden Bäume, Brände usw.) besonders intensiv und genauestens beobachtet werden… Es können am Brandort große mechanische Zerstörungen eingetreten sein. Je nach betroffenem Objekt ist auch einzukalkulieren, dass Personen getötet oder verletzt wurden... Wenn das brandgeschädigte Objekt zusätzlich zur Brandeinwirkung noch erheblich zerstört ist, birgt dies weitere Gefahren während der Brandortarbeit in sich. Das Gebäude kann bezüglich der allgemeinen Begehbarkeit einen Unsicherheitsfaktor darstellen oder es ist sogar einsturzgefährdet...


Typische Spuren

Durch Blitzeinschläge können Materialien durchlöchert werden, es entstehen Blitzfurchen (Rinnen) mit den verschiedensten Tiefen, Breiten und Profilen. Es können sich Blitzröhren z.B. im Sand, Erdboden u. a. herausbilden. Durch die Kraft des Blitzes, d.h. die thermische Wirkung, werden Flüssigkeiten schlagartig verdampft. Dadurch werden Gegenstände aus Holz, wie Bäume, Balkenkonstruktionen usw. gespalten. In gleicher Art und Weise werden insbesondere auch elektrische Leitungen an Stellen mit einem hohen Übergangswiderstand, aber ebenso andere Metalle zerstört oder geschmolzen...


Nachweis

Im Allgemeinen ist es wichtig, dass für gesicherte Spuren plausible naturwissenschaftliche Erklärungen abgegeben werden können, um in diesem Fall einen Blitzschlag zu begründen. So besteht zunächst die Möglichkeit offizielle Daten der Wetterlage bei den Wetterdienststellen einzuholen.
Der Blitz hinterlässt im betroffenen Einschlagobjekt meist eine deutlich erkennbare Spur, die verfolgt, aufgenommen und nachweissicher dokumentiert wird. Die frischen Blitzspuren können entweder im Original (Art und Größe beachten) gesichert oder auf Zelluloid gebannt werden... Es kann ein spektrometrischer Vergleich mit dem Ursprungsmaterial veranlasst werden. Die eingetretene Magnetisierung kann mittels empfindlicher Messgeräte nachgewiesen werden, so dass unter Umständen die Einschlagstelle genau lokalisiert werden kann. Befinden sich im Gebäude nicht geerdete metallene Konstruktionen, Aufbauten, Antennen u. ä., ist zu prüfen, inwieweit dieser Mangel den Einschlag oder eine weitere und eventuell brandauslösende Ableitung des Blitzstromes begünstigte...


Selbstentzündung

Der Mensch wird sich immer wieder mit den Erscheinungen und Auswirkungen von Selbsterwärmungsprozessen konfrontiert sehen. Da der Nachweis nicht so leicht anzutreten ist, spricht man oft vorschnell vom Verdacht einer Brandstiftung, wobei damit umgangssprachlich eine vorsätzliche Handlung gemeint ist... Beispielsweise kann bei der nicht fachgerechten Lagerung von Erntegut ein Mitarbeiter der Firma zum "Brandstifter" werden, wenn auch nur in fahrlässiger Weise. Der wesentliche Unterschied zu anderen Verbrennungsvorgängen, bei denen die entscheidende Zündwärme von außen in irgendeiner Form zugeführt wird, besteht in der "Eigenproduktion" der brandauslösenden Hitze, wobei sich dieser Vorgang sehr kompliziert gestaltet. Eine Selbstentzündung wird durch biologische, chemische oder physikalische Prozesse ausgelöst, wobei diese auch ineinander greifen oder sich ablösen können. Nun finden in der Natur oder in technischen Abläufen viele Stoffumsetzungen statt, bei denen Wärme entsteht. Es existiert eine Unzahl von chemischen Stoffen, die unter bestimmten Voraussetzungen Wärme produzieren, sei es unter Einwirkung anderer Stoffe oder Feuchtigkeit, bei gegenseitiger Vermischung oder der bloßen Anwesenheit der Luft, so dass eine annähernde Aufzählung auch in den folgenden Abschnitten nicht möglich ist... Häufig beobachtete Ursachen der Selbsterwärmung sind:

  • biologische Vorgänge, wie die Lebenstätigkeit von Mikroorganismen
  • chemische Prozesse, wie die Einwirkung von Katalysatoren
  • physikalische Prozesse, wie die Anlagerung von Sauerstoff an die Oberfläche von brennbaren festen Stoffen
  • oder die Absorption von Sauerstoff durch Flüssigkeiten oder Gase.

Wenn eine Temperaturerhöhung durch Selbsterwärmung eingetreten ist, führt dieser Vorgang nicht automatisch zur Selbstentzündung. Der weitere Verlauf wird durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren bestimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass selbstentzündlicher Stoff in der Praxis tatsächlich zur Selbstentzündung gelangt oder nicht, schwankt oft in weiten Bereichen. Entscheidend ist, dass in dieser Phase mehr Wärme produziert wird, als abgeführt werden kann.


Selbstentzündung von Heu und Stroh

Prinzipiell sind alle organischen Stoffe in der Lage mit dem Sauerstoff der Luft zu reagieren, wobei das hieraus resultierende Wärmeniveau je nach äußeren Bedingungen unterschiedlich verläuft… Im Falle der Einlagerung von Stroh oder Heu, im Folgenden auch Erntegut, ist diese Problematik hinreichend bekannt. Selbstentzündungsbrände von landwirtschaftlichen Produkten stehen bei diesem Erntegut wohl mit an erster Stelle. Beim Abbrand eines Bergeraumes, einer Miete o. ä. ist diese Variante des Brandausbruches also in jedem Fall zu prüfen.


Damit es zu einer Selbstentzündung kommen kann, müssen einige Voraussetzungen vorliegen. Der Feuchtigkeitsgehalt des Erntegutes ermöglicht erst die Lebenstätigkeit der Mikroorganismen und die Fermentionsprozesse. Der Trocknungsgrad sollte deshalb unter 20 % liegen, wodurch eine Selbstentzündung praktisch verhindert werden kann. Um das Erntegut trocken einzubringen, spielen das Wetter und die angewandten Trocknungsverfahren eine wesentliche Rolle. Wenn das Heu mit der Hand gewendet wird, erreicht man 25 % Feuchte, während der Feuchtegehalt bei maschinenbearbeiteten Heu um 40 % liegt. Es wird sogar ein Trockensubstanzgehalt von 16 bis 17 % empfohlen, um die Selbstentzündungsgefahr auszuschließen. Bei höherer Feuchtigkeit erhöht sich durch das größere Gewicht die Lagerungsdichte, wodurch die entstehende Wärme schlechter abgeführt werden kann. Bei der heutigen Technik werden Ballen gepresst, die ca. 400 - 500 kg wiegen. Die hohe Pressdichte vergrößert das Ballengewicht, die Lagerdichte steigt somit an… In der ersten Phase erfolgt die Wärmeerzeugung durch die Lebenstätigkeit der Pflanzenzellen.


Typische Spuren

Um eine Selbstentzündung zu verhindern, ist ihre rechtzeitige Erkennung notwendig. Ein unkompliziertes und bewährtes Mittel ist die Temperaturmessung, die allerdings mit Fehlerquoten behaftet ist, da die Gefahr besteht, dass die lokal begrenzten Erhitzungsherde nicht erfasst werden. Mitunter ist es kompliziert, die Messinstrumente in das Erntegut hoher Pressdichte zu bringen. Gemessene Temperaturen von 40-45 °C sind durchaus dem normalen Schwitzprozess zuzuordnen und für die Erreichung der Futterqualität notwendig. Wurden höhere Temperaturen gemessen, weist dies auf eine abgelaufene Selbsterwärmung hin.

Durch den Schwitzprozess des erwärmten Heu’s treten überall auf der Mietenoberfläche Feuchtigkeitsschwaden auf, wodurch benachbarte Abschnitte eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Schimmelschicht aufweisen.

Es setzt die Bildung von Braunheu, dunkelbraunem und schwarzbraunem Heu, schwarzer Heukohle und letztendlich weißer Asche ein. Die langsame Erwärmung verläuft neben sichtbaren Anzeichen auch mit der Ausbildung von Brandgerüchen, die VON SCHWARTZ in [50] wie folgt gliedert:


  • a) Geruch nach saurem Roggenbrotteig,
  • b) Geruch nach faulem Rettich,
  • c) Geruch nach faulen Äpfeln,
  • d) Geruch nach Ameisensäure,
  • e) Geruch nach Essigsäure,
  • f) Geruch nach fermentiertem Tabak,
  • g) Geruch nach leicht geröstetem Kaffee.

...Die gasförmigen Verbrennungsprodukte können einerseits durch Verdichtung, Verfilzung und Zusammensacken des Stapels nicht oder nur geringfügig an die Oberfläche gelangen. Andererseits ist der Einfluss der Strömungsverhältnisse (Wind, Luftzug) zu beachten, da die austretenden Gase weggetrieben und somit nicht wahrgenommen werden können. Die Entstehung größerer, brennbarer Rauchgasmengen (z.B. Ammoniak) kann dazu führen, dass sich diese schlagartig entzünden, so dass die gesamte Mietenoberfläche auf einmal in Flammen steht. Es wird durch diese Verpuffung aber auch eine mechanische Kraft (Überdruck) erzeugt, die in der Lage ist, Zerstörungen am Bauwerk hervorzurufen...

Einwirkung von Zündquellen auf brennbare Stoffe

...Die hier gewählte Bezeichnung wird als solche in der Literatur auch nicht gefunden. Dahinter verbergen sich indessen aber keine neu entdeckten Brandursachen. Vollständiger müsste es unter diesem Gesichtspunkt heißen: "Einwirkung von Zündquellen auf brennbare Stoffe durch den Menschen". Im Prinzip werden hier alle Brandentstehungsmöglichkeiten subsumiert, die nicht in die Rubriken natürliche oder technische Ursachen zu fassen sind... In "Schadenprisma 1/97“, S. 16, wird treffend konstatiert, dass der Mensch als "brandbegünstigendes Individuum" eine entscheidende, wenn nicht gar eine schicksalhafte Rolle spielt.

Kommt es z.B. zu einem Isolationsfehler auf Grund von Materialfehlern oder -ermüdungen, wird umgangssprachlich gesagt, "dass man da nicht drin steckt". Trotz der modernsten Sicherheitseinrichtungen, werden sich auch technisch bedingte Brände nicht völlig abschaffen lassen. An dieser Position muss ganz klar herausgestellt werden, dass bei allen unter Technischen und Natürlichen Ursachen erläuterten Brandentstehungsmöglichkeiten der Mensch niemals völlig rollenlos sein kann. Vermeidbar sind aber auf jeden Fall vorsätzlich mit einem Streichholz in einer Scheune oder einem Stall gelegte Brände. Oder derartige, die mittels Brandsätzen jeglicher Art verursacht werden oder solche, die durch grobe Missachtung von einfachsten Sicherheitsregeln entstehen...


Unsachgemäße Anwendung von E-Geräten

Im Umgang mit elektrischen Geräten besteht noch eine weitere, aber nicht unbedingt letzte Möglichkeit des unsachgemäßen Umganges oder Gebrauches mit diesen Apparaturen. Erinnert sei an den Ausgangspunkt des Abschnittes, dass der Mensch durch sein Fehlverhalten die Ursache setzt. Hier sind der Phantasie im Prinzip keine Grenzen gesetzt.

Bei einem unsachgemäßen Gebrauch eines elektrischen Gerätes sind zum Beispiel folgende Variationen denkbar:

  • Benutzung eines Gerätes trotz vorliegenden Defektes o. a. Mängel,
  • Benutzung des Gerätes trotz falscher elektrischer Installation,
  • Betreiben des Gerätes trotz fehlerhafter Aufstellung, Anbringung oder Installation,
  • Benutzung des Gerätes mit unzulässiger elektrischer Absicherung...


Typische Spuren und Nachweis

Wenn ein elektrisches Gerät so benutzt oder betrieben wird, dass von einem unsachgemäßen Gebrauch gesprochen werden kann, hinterlässt dies nicht zwangsläufig eine große Anzahl von typischen Brandspuren, wie bei anderen Ursachen. Es trifft hier oftmals der kriminalistische Begriff der Situationsspuren zu, die nachzuweisen sind. Welche Spuren anzutreffen sind und wie der Nachweis angetreten werden kann, wird nachstehend erläutert. Unter einem unsachgemäßen Gebrauch eines elektrischen Gerätes, wird im konkreten Fall verstanden:

  • unbeaufsichtigtes Betreiben von Heizdecken und -kissen, Bügeleisen u. ä. Wärmegeräten,
  • Betreiben eines Fernsehgerätes, dessen Bild ständig zusammenfällt,
  • Betreiben eines schleifenden Lüfters oder Heizlüfters,
  • instabile Aufstellung von Heiz- oder Beleuchtungsgeräten, in deren Folge diese herunterfallen,
  • Betreiben von Beleuchtungsgeräten unter Missachtung der zulässigen Leistungsaufnahme der Fassung,
  • Betreiben von selbstgebauten oder selbst reparierten elektrischen Geräten.


Aus dieser beispielhaften Aufzählung ist abzuleiten, dass bei der Erfassung der Spurenlage auf alle vorhandenen elektrischen Geräte, deren Typenschilder, Kabel, ... und Zustände von Sicherungen zu achten ist. Werden an benutzten Geräten, die sich zudem an der BA-Stelle befinden, Defekte oder andere gravierende Mängel festgestellt, die schon vor dem Brand bestanden haben müssen, ist dies ein weiteres Indiz für diese Ursache, genauso wie selbstgebaute Geräte. Durchgebrannte Kochtöpfe oder ähnliche Gefäße, geschmolzene Tauchsieder oder ausgeglühte Kochplatten sprechen ebenfalls Bände und deuten auf einen unsachgemäßen Gebrauch hin...

Brände durch Zigarettenglut und den Umgang mit nachglühenden Stoffen

Die Zahl der Brände, welche durch den fahrlässigen Umgang mit nachglühenden Stoffen verursacht werden, wobei darunter hauptsächlich das Hantieren mit Zigaretten, Zigarren, Zigarettenresten ,-glut und -asche und mit Tabakpfeifen, aber auch mit heißer Ofenasche und ähnlichen glühenden oder nachglühenden Materialien verstanden wird, nimmt in der Brandursachenstatistik einen der vorderen Plätze ein.

Es ist auch eine unumstößliche Tatsache, dass viele Brände durch die Ursache "Rauchen" ausgelöst worden sein sollen, dieser Fakt aber nur als These im Raum stand und letztendlich nur unbefriedigend oder gar nicht bewiesen werden konnte. Ein typisches Beispiel hierfür sind Waldbrände. Es ist vielfach zu vernehmen, dass ein Feuer durch den vermeintlichen fahrlässigen Umgang mit Zigarettenglut ausgebrochen sei, weil keine Spuren für eine andere Ursache, möglicherweise die tatsächliche, gefunden werden konnten.

Fest steht auch, dass in unserem täglichen Leben bei vielen Menschen das Rauchen allgegenwärtig dazu gehört. Die besondere Gefahr beim Umgang mit Zigaretten liegt wohl darin begründet, dass sich über viele Stunden ein unbemerkter Schwelbrand entwickeln kann. Hieraus resultiert wiederum die Schwierigkeit, mehr als bei anderen Brandursachen, die Korrelation zwischen Brandverursachung und Brandausbruch beweissicher herzustellen. Eine andere nicht zu unterschätzende Gefahr liegt für Brandbetroffene nicht in der Flammenhitze selbst, sondern in der Bildung giftiger Schwelgase. Viele Opfer erleiden deshalb eine letale Rauchgasintoxikation und verbrennen nicht bei lebendigem Leibe..., wobei es zweitrangig ist, ob der Rauch von einer Zigarette oder noch heißer Ofenasche, die in einem brennbaren Behältnis gelagert wurde, herrührt. Heutzutage sind neben Gas- und Ölheizungen verstärkt alternative Energiequellen wie z. B. Solarzellen, Windenergie, Erdwärme und Biowärme präsent. Es bestehen aber auch noch genügend Wohneinheiten, die mit Öfen oder durch Heizhäuser mittels Kohle erwärmt werden. Andererseits ist der Trend zur Aufstellung von Kaminöfen nicht zu übersehen.


Vorgehen am Brandort

Hier können Wohnzimmer, Küchen und Schlafräume den Brandraum darstellen. Aber auch in anderen Gebäuden wie in Gaststätten, Hotels, Theatern oder Diskotheken kommt es gelegentlich zu Feuersbrünsten mit Personen- und Sachschäden, welche durch eine Zigarette oder falsche Lagerung der Überreste einer Rauchware oder sonstiger Asche entstanden sind...

Typische Spuren

Die brandauslösende Zigarette, welche Laien meist vorzufinden erwarten, wird durch das Feuer vernichtet sein, so dass diese nicht mehr aufspürbar ist. Sonderfälle wären ein rechtzeitig bemerkter Entstehungsbrand oder ein von selbst verloschenes Feuer, bei denen das vermeintliche „corpus delicti“ noch zu finden ist.
...Wenn sich in nicht zerstörten Bereichen und Räumen an der Brandstelle, Rauchwaren und dazugehörige Utensilien befinden, ist dies ein erstes Indiz... Wenn der Brand größere Ausmaße angenommen hat, stellt der Brandermittler charakteristische Einbrennungen oder Brandtrichter in der Nähe von Schlaf- und Sitzmöbeln unter Ausschluss von anderen Ursachen fest. Diese können auch dergestalt sein, dass das Möbelstück oder sogar der Fußboden von unten angebrannt ist, da die Glut unbeobachtet auf denselbigen unter das Mobiliar oder durch größere Spalten in der Dielung fallen konnte...


Technische Brandursachen

Zur letzten und dritten großen Gruppe werden die technischen Brandursachen gezählt, die ein relativ umfassendes Gebiet implizieren. Wie die Praxis lehrt, entstehen durch die verschiedensten Wirkungen des elektrischen Stromes eine Vielzahl von Bränden, welche sich durch ausreichende Präventivmaßnahmen verhindern oder wenigstens minimieren ließen. Brände werden zum anderen durch technologische Prozesse, mechanische Abläufe und physikalische Vorgänge induziert. Hier können z.B. Reibungsprozesse die ursächliche Rolle spielen... Dem Leser muss klar sein, dass bei einer erklärten technischen Ursache nicht regelmäßig ein "reiner Unglücksfall" vorliegen muss, welcher unvermeidbar gewesen ist und an dem niemand die Schuld trägt. Die Prüfung strafrechtlicher Verantwortlichkeit, eine grundlegende Aufgabe der Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei, ist also nicht von Beginn an ausgeschlossen. Gerade wegen der Spezifik dieser Ursachen und der Komplexität der Vorschriften, die verletzt worden sein können, sind gewissenhafte Untersuchungen notwendig.


Geräte- und Materialfehler

Entsprechend der Gliederung über die Brandursachen in Tabelle 3 werden auch allgemeine oder auf Grund hoher Zerstörung nicht näher zu ermittelnde Defekte von elektrischen Geräten und allgemeine Materialfehler auf dem Sektor der Elektrotechnik als brandexponiert angesehen, da die verschiedensten Probleme auf diesem Gebiet immer wieder zu Schadensfeuern geführt haben. Wenn der brandauslösende Fehler durch schnelles Bemerken des Feuers noch genau lokalisiert werden kann, wird dieser möglicherweise einer anderen konkreten Brandursache (z.B. Fehler bei der Installation durch Laienarbeit) zugeordnet werden können. Sobald eine hohe Zerstörung eine genaue Beurteilung des Problems nicht mehr zulässt, sollte das Brandschadensereignis zu der allgemein gefassten Ordnungsgruppe "Geräte- und Materialfehler" gezählt werden, insofern dafür auch ein Anfangsverdacht vorliegt… Eine fachlich qualifizierte Brandortarbeit mit anschließender schlüssiger Beweisführung in Zusammenarbeit mit Technikern und Praktikern, kann zukünftige Personen- und Sachschäden minimieren oder verhindern, auch wenn ein Versagen von elektrischen und elektronischen Geräten bei gleichzeitigem ordnungsgemäßen Gebrauch durch den Menschen nie hundertprozentig ausgeschlossen werden kann.


Vorgehen am Brandort

Die Brandstellen, bei denen mit elektrischen Geräte- und Materialfehlern zu rechnen ist, sind weit gefächert, da im Prinzip überall mit dem Auftreten einer elektrischen Versorgung zu rechnen ist.
Der Ermittler kann auf Brandstellen stoßen, welche sich in größeren Fabrikanlagen, kleineren Werken, Lagergebäuden, in Räumen des mittelständischen Gewerbes oder im privaten Wohnbereich befinden. Möglich sind auch Brandobjekte, bei denen es sich um mobile Arbeitsmaschinen oder Kraftfahrzeuge handelt, die außerhalb belebter Gebiete, wie in Wäldern, auf Feldwegen und auf Äckern untersucht werden müssen, da sie dort in Brand geraten sind. Demnach gestaltet sich auch die Organisation der Brandortuntersuchung...

Handelt es sich bei dem zu untersuchenden Brandobjekt um eine Arbeitsmaschine, Kfz. o. ä. ist der konkret zu untersuchende Bereich in vielen Fällen relativ eng eingegrenzt, wenn es sich um einen Geräte- oder Materialfehler handelt. Die BA-Stelle kann sich z. B. innerhalb eines Teiles des Gerätes unter einem Gehäuse befinden. Dennoch muss der gesamte umliegende Brandbereich genauestens untersucht werden, um Zusammenhänge zur eigentlichen Brandursache und möglicherweise noch bestehende, andere Fehlerstellen nicht zu übersehen. Andererseits kann es sich um Brandstellen handeln, die sich kaum von anderen unterscheiden und die Brandortarbeit wird nach erledigter Spurensuche und Tatort-Dokumentation beendet...

Typische Spuren

Wie eingangs erwähnt, sind die vielfältigsten Brandorte, mit ebenso zahlreichen Gerätschaften und Materialien, die brandverursachende elektrische Mängel aufweisen können, zu erwarten. Demnach weist das Feld der Fehler, Schwachstellen oder brandtypischen Spuren, mit denen zu rechnen ist, ein weites Spektrum auf. Aus der Praxis sind einem Brandermittler deshalb die mannigfaltigsten Gefährdungssituationen, spezifischen Spuren o. ä. diesbezügliche Indizien bekannt, die hier nur auszugsweise aufgezählt werden können.


a) Lampen

  • Zerbersten von heißen Glühlampen oder Halogenstrahlern ohne fremde Einwirkung mit anschließende Herabfallen von Teilen auf brennbare Stoffe,
  • Versagen von Beleuchtungsstartern mit Brandfolge,
  • Windungsschluss an Drosseln mit übermäßiger Erhitzung,
  • explosionsartige Zerstörung von Kondensatoren, Brandausbreitungsgefahr besteht bei brennbaren Füllungen.


b)Kühlgeräte:

  • Versagen von Thermostaten und/ oder verkleben der Kontakte,
  • Heizdrähte, die mit dem Isoliermaterial in Kontakt kommen, bilden ein zündfähiges Dampf-Luft-Gemisch, welches durch einen Funken bei Geräten mit automatischer Abtauvorrichtung zur Explosion gebracht werden kann,
  • unzureichende Dimensionierung von Temperaturwächtern.


c) Heizlüfter:

  • Durch Konstruktionsfehler werden brennbare Materialien verwendet,
  • Defekte Programmsteuerungen und Heizstäbe können Brände erzeugen,
  • Ausfall des Ventilators mit anschließender Überhitzung der Heizdrähte,
  • Lösen von Heizstäben mit nachfolgender Gehäuseerhitzung o. a. Teile.
  • d) Heizdecken:

Bruch von Heizdrähten, (aber auch i. V. mit unsachgemäßem Gebrauch und defekter Regler… Diese typischen Fehlerquellen und Schwachstellen an elektrischen Geräten werden sich nur finden und nachweisen lassen, wenn der Brandfahnder von ihnen detaillierte Kenntnis hat. Auf Grund dieser zu erwartenden Spurenlage ist es dem BU dann möglich, die tatsächlich zutreffende Brandursache näher einzugrenzen, um in der Folge den schlüssigen Nachweis anzutreten…


Elektrostatische Funken

Hierbei handelt es sich um eine besondere, auf der Basis von Reibungs- und Trennvorgängen entstehende Funkenart, die unter bestimmten Voraussetzungen brand- oder explosionsgefährlich ist. Es ist also nicht nur theoretisch möglich, sondern es kommt in der Praxis in unterschiedlicher Häufigkeit vor, dass Brände oder Explosionen durch elektrostatische Entladungsfunken initiiert werden. In der staubverarbeitenden Industrie werden etwa 9 % der Explosionen durch statische Elektrizität verursacht. Weil es sich aber um eine latente Gefährdung handelt, kann diese einerseits unterschätzt werden, aber im anderen Fall, bei Beweismangel oder wegen falscher Schlussfolgerungen in der Brandermittlung als glaubhaft erscheinende Ursache dienen…

Kommt es zur Berührung zweier Körper jeglicher Form und Art, erfolgt prinzipiell ein Ladungsaustausch. Dabei spielen Intensität, aufgewendete Arbeit und Dauer der Berührung zunächst keine Rolle. Aus den normalerweise elektrisch neutralen Atomen des Stoffes treten an der gemeinsamen Grenzfläche der Stoffe Elektronen zum anderen Körper über. Der Stoff, dem Elektronen entzogen werden, hat einen Überschuss an positiven Teilchen und ist somit positiv geladen. Eine Mehrzahl an Elektronen bedeutet negativer Ladungszustand... Während des Aufladevorganges kann die gesamte, ein Teil oder auch keinerlei Ladung bereits wieder abgeführt werden, abhängig von den elektrischen Ableitmöglichkeiten. Wenn sich Ladungsträger gerichtet bewegen, spricht man von elektrischem Strom, der bei elektrostatischen Vorgängen im Gegensatz zur Spannung (10.000-15.000 V) gering ist. Damit Elektronen aus ihrem Atomverband austreten können, muss eine definierte Elektronenaustrittsarbeit aufgewendet werden...

Es muss bei der Ursachenforschung beachtet werden, dass zwischen gewollten und ungewollten Aufladungen unterschieden wird. Bei solchen Arbeitsprozessen wie dem Pulverbeschichten und beim Elektrofiltern ist die Aufladung erwünscht. Bei einer Vielzahl von weiteren Arbeitsprozessen ist die elektrostatische Aufladung zum Beispiel für die Anlagerung von Flüssigkeiten (z.B. Versprühen von Pflanzenschutzmitteln, Farbspritzen) an bestimmte Gegenstände erwünscht und wird somit bewusst herbeigeführt.

Die größte Gefahr geht von der Zündmöglichkeit explosibler Dampf- oder Gas-Luft-Gemische durch Funken ungewollter, elektrostatischer Entladungen aus. Es ist aber auch der Fall denkbar, dass Funkenentladungen in begrenztem Maße in Kauf genommen werden, aber die Maßnahmen zur Beseitigung der Explosionsgefahr unzureichend waren. Eine Explosion tritt jedoch nur dann ein, wenn sich die Gemische innerhalb des Explosionsbereiches befinden, die Energie der Funken die Mindestzündenergie erreicht und ein Ladungsausgleich von statten gehen kann.

Vorgehen am Brandort

In folgenden, beispielhaft aufgezählten Betriebsstätten oder durch bestimmte Prozessabläufe kann es zu gefährlichen, elektrostatischen Auf- und Entladungen kommen, so dass diese für den Brandermittler zu einer Einsatzstelle werden können:

  • 1) in der chemischen Industrie; Papierindustrie, Holzindustrie,
  • 2) Metallbearbeitung,
  • 3) Herstellen und verarbeiten von Gummi, Kunst- und Beschichtungsstoffen,
  • 4) beim Pulverbeschichten und Sandstrahlen,
  • 5) beim Abwickeln von Papier, Folien und Gewebe; Papierbeschichtungsanlagen,
  • 6) beim Sieben und Mahlen in Mühlen; bei Mischanlagen, Wirbelschichttrocknern und Siebmaschinen,
  • 7) in der Kohlegewinnung und –verarbeitung,
  • 8) beim Ausströmen, Filtern oder Zerstäuben von Flüssigkeiten,…


Wegen der Vielzahl technischer Abläufe und technologischer Prozesse können natürlich nicht alle in Frage kommenden oder gefährdeten Bereiche aufgelistet werden. Bei den meisten Transportprozessen und vielen physikalischen und mechanischen Operationen in Industrie, Gewerbe und im täglichen Leben spielen Trennvorgänge eine Rolle, die zu elektrostatischen Aufladungen führen...

Typische Spuren

Ausgehend von der Tatsache, dass elektrostatische Funken in den seltensten Fällen feste Stoffe zur Entzündung bringen, sondern meistens gasförmige Gemische (Dampf- Luft; Gas- Luft) schlagartig reagieren, gestaltet sich das Spurenbild wie bei einer Explosion, deren Stärke und Ausmaß unterschiedlich sein können. Die Entladung statischer Elektrizität kann über Funken oder Lichtbögen in partiellen Bereichen erfolgen und sich als Raumexplosion fortsetzen. Hierbei muss die Entladungsenergie über der Mindestzündenergie des Gemisches oder Stoffes liegen. Die Explosion selbst ist noch kein Anzeichen für eine elektrostatische Entladung als Auslöser, jedoch fallen diese Funken in die engere Wahl der Zündmöglichkeiten. Die Wirkung der Explosionswolke kann durch Rohre, Öffnungen und Druckentlastungseinrichtungen eine bestimmte Richtung aufweisen, so dass deren Austrittsstelle und damit der Ursprungsort erkannt werden kann. Außerdem hinterlässt die Explosion und/ oder der eventuelle Nachfolgebrand Spuren der Zerstörung und Hitzeeinwirkung in Form von Verfärbungen (Anlauf/ Glühfarben) an metallenen Stoffen und die sonst üblichen Abbranderscheinungen...
..Haben solche oder ähnliche Prozesse wie Bewegungsabläufe, Trennprozesse und Stofftransporte nicht stattgefunden, sinkt die Wahrscheinlichkeit dieser Ursache, da der vollständige Arbeitsablauf, welcher auch bereits vor dem Ereignis beendet worden sein kann, für den BU nicht sofort bis in alle Einzelheiten durchschaubar sein kann. Es bedarf also einer intensiveren Prüfung, ob Ladungen durch andere, nicht augenscheinliche Vorgänge, entstanden sein können.


Nachweis

Bei dieser Funkenart hingegen müssen überwiegend theoretische Überlegungen darüber angestellt werden, an welcher Stelle Zündmöglichkeiten bestanden haben und wo elektrostatische Aufladungen und somit Entladungen auftreten konnten. Andererseits muss es sich nicht automatisch um die tatsächliche Zündquelle handeln, auch wenn durch die Arbeitsprozesse elektrostatische Aufladungen aufgetreten sind und im Betriebsregime bekannt waren. Was sich so einfach anhört, kann umfangreiche Suchmaßnahmen an der Brandstelle und komplizierte theoretische Überlegungen, Messungen und Berechnungen umfassen, die am besten ein Spezialist durchführt. Ein Teil der Beweisführung umfasst die Berechnung der maximalen Energie der Entladung, die Bestimmung der elektrostatischen Neigung des betreffenden Stoffes, wofür der elektrische Widerstand herangezogen wird und die Bestimmung der Mindestzündenergie… Betriebsverantwortliche sind über den generellen, technologischen Ablauf einschließlich der ausgewiesenen Gefährdungspunkte und die Beschäftigten detailliert über deren Handlungen kurz vor dem Schadeneintritt zu befragen. Hierzu gehört auch die Feststellung über Bekleidung und Schuhwerk, wenn die Entladung in der Nähe von Beschäftigten oder anderen Personen erfolgte… Für Anlagen der Ableitung elektrostatischer Aufladungen gelten bestimmte Prüffristen, deren Einhaltung kontrolliert wird, wenn diese Ursache zutrifft.


Zusammenfassung (am Ende des Buches)

Brandsatz "Molotowcocktail"

Im vorliegenden Buch wurden neben einigen seltenen Zündquellen, vor allen Dingen jene Brandursachen vorgestellt, die in der Praxis eines Brandermittlers am häufigsten auftreten und das Erscheinungsbild des "Brandalltages" prägen. Die Abhandlungen beinhalten einerseits allgemeine Erläuterungen zur umfassenden Veranschaulichung der Brandursachen und weiterhin Darlegungen über die Aussichten des Erkennens und der Verifikation, welche mit Beispielen untermauert wurden. Somit ist das Buch nicht nur eine solide und sinnvolle Arbeitsgrundlage für Brandermittler und solche, die es werden wollen, sondern auch ein wichtiges Hilfsmittel für im "Ersten Angriff" tätig werdende Polizisten, für Einsatzleiter und Kameraden der Feuerwehr, für Sachverständige von Versicherungen, Berufsgenossenschaften, Sicherheitsmanager, Staatsanwälte, Richter und sonstige interessierte Menschen...

Durch das vorstehende Gesamtwerk soll es möglich sein, die Ursache des eingetretenen Brandes, der Havarie, der Explosion oder sonstigen, ähnlichen Schadens zu erkennen. Die Arbeitsweisen eines Brandursachenermittlers, die zu deren Erkennung führen, werden detailliert erklärt. Eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Experten nach einem Brand- oder Störfall bietet sich sehr oft an. Die Ausführungen können durch die einem Brand innewohnende Charakteristik aber nie Anspruch auf Vollständigkeit erheben und Arbeitsmethoden lassen sich an der Brandstelle auch nicht dogmatisch abarbeiten. Brandgefährliche Situationen oder Gefahrenmomente für alle Beteiligten wurden ebenfalls dargelegt. Aber betriebliche oder technologische Gefahrenanalysen zu erstellen, wird den Sicherheitsingenieuren in den jeweiligen Industriezweigen oder Betrieben oder anderen Fachgremien überlassen und bedarf ohnehin einer ständigen Aktualisierung. Jeder Brandfall ist mithin für sich interessant und bringt oftmals neue Erkenntnisse, so dass auch Brandspezialisten aus diesem Fundus schöpfen und evtl. Anregungen und Gedanken für ungelöste Brandfälle finden können.


Fachliteratur

Im Jahr 2004 erschien beim Boorberg Verlag, Stuttgart die erste Auflage des Fachbuches zum Thema Brandursachenermittlung mit dem Titel "Die Ermittlung von Brandursachen" ISBN 3-415-03161-6; inzwischen seit 2019 ist die dritte Auflage auf dem Markt, aber ca. zwei Drittel der Auflage sind auch schon wieder verkauft. Ob es eine vierte Auflage geben wird??

Cover der 2. Auflage










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