Brandschutz in Baudenkmälern und Altbauten

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Brandschutzkonzepte für das Kloster Bredelar.

Dipl.-Ing. Sylwester Kabat, Freier Sachverständiger für Brandschutz in Baudenkmälern und Altbauten

Klosteranlage Bredelar

Westfalen-Lippe (OWL) ist reich an Klöstern. Eins der bekanntesten ist sicher das Kloster/Schloss Corvey in Höxter, für das der Status des Weltkulturerbes beantragt ist.


  • 1170 wurde in Bredelar (heute Marsberg-Bredelar, Hochsauerlandkreis) ein Prämonstratenserinnenkloster gegründet.
  • 1196 erfolgte die Umwandlung des Klosters in ein Zisterzienserkloster. Kurz nach dem Wiederaufbau infolge eines Brandes im Jahr
  • 1787 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation
  • 1804 aufgehoben.

Die Klostergebäude dienten landwirtschaftlichen Zwecken. Später richtete der Eigentümer der Klosteranlage in der Klosterkirche und in einem Teil der Klostergebäude eine Eisengießerei ein. In der Kirche stand ein Hochofen.

  • 1884 brach in der als Magazin genutzten Kirche ein weiterer Großbrand aus, der den gesamten Südflügel der ehem. Klosteranlage zerstörte, der auch nicht wieder aufgebaut wurde. Nach 1931 gab es unterschiedliche gewerbliche und andere Nutzungen in den Klostergebäuden. In der Abteikirche stand seit 1953 eine große Terrazzomahlanlage. Seit 1980 stand der größte Teil der Gebäude leer. Die Nutzungen zogen erhebliche technische Einbauten und bauliche Veränderungen in den ehem. Klostergebäuden nach. In einem Teil des Westflügels sind bis heute noch Wohnungen untergebracht. Seit etwa 1990 gibt es Aktivitäten vor Ort, den verbliebenen Gebäudebestand zu retten und eine adäquate Nutzung dafür zu finden.




Die ehem. Abteikirche; Kirchenschiff vor der Sanierung
Kirche während der Sanierung der Westfassade.



Sanierung der Klosteranlage. Nutzungskonzept

Seit 2000 laufen Planungen (Architekten Lohmann von Rosenberg, Brilon und Dresden) für die Sanierung und die neuen Nutzungen der Klosteranlage. Am 30.07.2002 begannen die Restaurierungsarbeiten der Westfassade der ehem. Klosterkirche. Dann erfolgte die Sanierung und der Umbau der Abteikirche und anschließend des Westflügels der Klosteranlage.
Am 17.09.2008 fand die offizielle Feier zur Eröffnung des Begegnungs- und Kulturzentrums Kloster Bredelar / Theodorshütte. Es entstand bisher auf 3 Etagen mit 11 Räumen von 30 bis 350 m² für jeden Anlass von 20 bis 400 Personen ein Zentrum für Konzerte, Kongresse, Ausstellungen, Vereinssitzungen und auch Hochzeitsfeiern in besonderem Ambiente. Geplant ist die weitere Sanierung der Klosteranlage. Im Ostflügel soll ein Wohnstift durch private Investoren entstehen.


Ansicht der Klosteranlage vom Westen nach der Sanierung.
Das ehem. Kircheschiff nach der Sanierung – Konzert- und Veranstaltungsraum.

Brandschutzkonzepte

Für die bisherigen drei Bauabschnitte der Sanierung und des Umbaus wurden Brandschutzkonzepte erstellt (Dipl.-Ing. Sylwester Kabat, Herzebrock-Clarholz).
Da die ganze Klosteranlage, einschließlich der Industriebauten, unter Denkmalschutz steht, war die Brandschutzplanung eine Herausforderung. Der Erhalt der historischen Substanz, die gewünschte Nutzung und die sich daraus ergebenden Brandschutzmaßnahmen waren in Einklang zu bringen. Die exemplarische Überlagerung von ursprünglich klösterlicher und später industrieller Nutzung hat nationale kulturelle Bedeutung. Diese besondere Konstellation sollte bewahrt werden. Die Spuren der industriellen Nutzung sollten nicht zugunsten eines barocken und monastischen Erscheinungsbildes entfernt werden. Veränderungen sollten nur dort vorgenommen werden, wo es für die Erhaltung der Bausubstanz oder die neue Nutzung sinnvoll in die alte Struktur eingepasste Nutzung erforderlich war. Das Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster war hier ein wichtiger Ansprechpartner. Der Brandschutzingenieur sowie die zuständige Bauaufsichtsbehörde des Hochsauerlandkreises waren bereit, mehreren Abweichungen von den Vorschriften zuzustimmen. Entsprechende Kompensationsmaßnahmen wurden ausgeführt.
Baudenkmäler erfüllen vor allem in ihren tragenden Teilen und Rettungswegen meistens nicht die heute geltenden Vorschriften der Bauordnung. Bauliche und technische Brandschutzmaßnahmen sollten die geschützte Bausubstanz nicht zerstören. Die Zustimmung für Bauprodukte, die in Baudenkmälern verwendet werden und ausschließlich nach dem Bauproduktengesetz oder nach sonstigen Vorschriften zur Umsetzung von Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft in Verkehr gebracht und gehandelt werden dürfen, jedoch deren Anforderungen nicht erfüllen und für nicht geregelte Bauprodukte, erteilt in Nordrhein-Westfalen die untere Bauaufsichtsbehörde.


Lage

Der Baubestand auf dem Gelände des ehemaligen Klosters ist eine ehemals nach Norden hin offene barocke Dreiflügelanlage, mit vorspringenden Pavillonbauten an der Südseite und einem unmittelbar sich anschließenden einschiffigen Kirchenbau ohne Chor im Nordwesten. Dazu kommen einige im Norden angrenzende Gebäude, die zumeist im Zusammenhang mit der industriellen Nutzung des Komplexes als Eisenhütte errichtet wurden. Die Flügel umschließen einen Innenhof, der vom Osten durch eine Tordurchfahrt erreichbar ist. Die Anlage liegt im südlichen Teil direkt an der Bundesstraße B7.

Die zurzeit betreffenden Gebäudeteile - die ehemalige Klosterkirche und der Westflügel - stehen im Westen der Klosteranlage, sind direkt von der Straße zugänglich und mit Fahrzeugen erreichbar. Der Kirchenvorplatz wurde entsprechend befestigt (Schotterrasen) und als Fläche für die Feuerwehr ausgewiesen. Ebenfalls vom Innenhof sind die Kirche und der Westflügel durch eine Tordurchfahrt im Osten anfahrbar.


Ehem. Abteikirche

Für die geplante Nutzung der ehem. Abteikirche mussten zunächst alle bisherigen technischen und bautechnischen Einbauten entfernt werden. Verblieben ist eine Empore aus der Zeit der industriellen Nutzung der Kirche.

Die Kirche musste einen zweiten Ausgang erhalten. Nach mehreren Abstimmungen konnte ein neuer Ausgang in der Kirchennordwand eingerichtet werden. Auf Grund der Türbreiten (beide Ausgangstü-ren 1,80 m breit) dürften sich in der Kirche 600 Personen aufhalten. Geplant sind jedoch max. 400 Personen in allen Räumen zusammen – Kirche und Westflügel.

Die ehem. Abteikirche wurde von der Industriehalle im Oste feuerbeständig abgetrennt. Dazwischen entstand ein Foyer. Im Foyer wurde eine Stahltreppe mit Stufenbelag aus Eichenholz für die in der Kirche verbleibende Empore eingebaut. Ebenfalls die Trennung zwischen Kirche und Westflügel (Kirchensüdwand) wurde brandschutztechnisch ertüchtigt (T 30RS-Türen).

In der Ebene der Sprengwerke des Holzdaches wurde eine Unterdecke eingebaut, die gleichzeitig den Zweck einer Akustik- und Brandschutzdecke (F 90-B, Feuerbeanspruchung von unten) erfüllt.

Für den Zweck der Rauchabführung wurden die Kirchenfenster entsprechend umgebaut und mit Rauchabzugssteuerung ausgerüstet.

Rauchabzug im Kirchenfenster. Links die im Kirchenschiff belassenen Gusseisenstützen der früheren Terrazzomühlenanlagen.


Westflügel

Der Westflügel des Klosters ist ebenfalls wie die Kirche ein Massivbau. Zunächst wurde der nördliche Teil des Westflügels saniert. Im südlichen Teil befinden sich noch Wohnungen, die von der öffentli-chen Nutzung durch eine Brandwand abgetrennt wurden. Genutzt werden in dem nördlichen Teil drei Geschosse: Kellergeschoss, Erd- und Obergeschoss.

Die vorhandenen Decken über dem Kellergeschoss und dem Erdgeschoss sind Stahlträger-Kappendecken mit Mauerwerkskappen über dem Kellergeschoss, z.T. mit Betonausfachung. Stahlträgerdecken mit starken Korrosionsschäden über dem Kellergeschoss musste durch neue Stahlbetondecken ersetzt werden. Die Kappendecken wurden f 30-A ertüchtigt. Die Decke zum Dachboden (keine Nutzung) ist eine Holzbalkendecke.

Es wurde ein notwendiger Treppenraum nachträglich eingebaut, der alle Geschosse als 1. Rettungsweg erschließt.

Im Westflügel befinden sich Sitzungs-, Veranstaltungs- und Seminarräume. Auch kleinere Sausstellungen können dort stattfinden. Der 2. bauliche Rettungsweg führt aus dem Obergeschoss über die Empore der Kirche.

In dem Versammlungsraum Kirche sowie in allen übrigen Räumen für Besucher - Foyer, Westflügel, Garderoben, Toiletten - wurde eine Sicherheitsbeleuchtung mit Zentralbatterie (gem. DIN/VDE 0108) installiert.


Eingangsportal der Abteikirche.
Alle Fotos: Dipl.-Ing. Sylwester Kabat







Kompensationsmaßnahmen

Die betreffenden Klosterteile – Kirche und Westflügel – wurden nach der Versammlungsstättenverordnung genehmigt. Daraus ergaben sich einige oben beschriebenen Brandschutzmaßnahmen zur Kompensierung folgender Abweichungen von den Vorschriften:

  • Brandabschnittslänge,
  • Holzdachtragwerk der Kirche,
  • Holzbalkendecke und Kappendecken,
  • oberer Abschluss des notwendigen Treppenraumes im Westflügel (Holzbalkendecke),
  • Stahltreppe aus der Empore ins Foyer,
  • Aufschlagrichtung der Türen,

wurden weitere Brandschutzmaßnahmen eingebaut bzw. sind geplant:



Schlussbemerkungen

Die Sanierung und Nutzung der Klosteranlage Bredelar ist ein Erfolg des Fördervereins und Aller an dem Projekt Beteiligten, darunter auch der zahlreichen Sponsoren und Förderer. Dank der verständnisvollen Zusammenarbeit der Planer und Behörden konnten zwischen den Wünschen des Fördervereins bezüglich der Nutzung, den Belange des Denkmalschutzes und den Erfordernisse des Baurechts und des Brandschutzes ein Konsens werden.

Quelle:
Dipl.-Ing. Sylwester Kabat.


Siehe auch Artikel:






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