Brandursache: gasbetriebener Kühlschrank im Wohnmobil

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deutsch:

Brandausbruchsstelle trotz großer Zerstörung ermittelt

Bild 2: Wohnmobil nach dem Brand
Quelle: Bilder 2-6 Polizei)
Bild 1: Wohnmobil vor dem Brand (an anderer Stelle fotografiert; Quelle: J.S.)
Bild 3: Aufnahme von der Tür in Richtung WC
Bild 4: Blick von der Tür zum Fahrersitz


Brandursache: gasbetriebener Kühlschrank im Wohnmobil

Ausgangsinformationen:
In einem gerade abgestellten und verschlossenen Wohnmobil kam es im hinteren Wohnraum zu einem Brand, wodurch das Urlaubsgefährt völlig zerstört wurde, auch wenn es auf den ersten Blick von der Fahrerseite nicht so aussieht. Es kommt täglich zu relativ vielen Bränden von Kraftfahrzeugen, Lastkraftwagen, Bussen, anderen Fahrzeugen oder Arbeitsmaschinen.
Die Palette der Brandursachen bei einem Fahrzeugbrand ist hierbei weit gefächert. Bundesweit spricht man jährlich von über 35.000 Kfz.-Bränden.


Dieser Brand im Spätsommer in den frühen Abendstunden ist sicherlich für einen erfahrenen Brandursachenermittler wenig spektakulär und stellte an die Feuerwehr auch keine hohen Ansprüche. Da sich so ein Brand in einem kleinen, überschaubaren Rauminhalt abspielt, ist der Sachschaden meist dennoch beachtenswert. Die Brandhitze kann sich gut anstauen und der Kunststoffanteil ist beachtlich. In jedem Fall ist es für die Betroffenen in der Regel ein immenser Verlust.
In Fahrzeugen führen die Insassen oft Wertgegenstände (Kameras, Handys, Laptops u. ä.) oder verschiedenste Papiere mit sich.
Eine schnelle Wiederbeschaffung, insbesondere im Ausland, kann hier schon Probleme bereiten.


Was genau ist passiert?

Erstens war zu konstatieren, dass keine Personen verletzt wurden. Zur Zeit des Brandausbruches hatte der ausländische Fahrer und alleiniger Nutzer das Wohnmobil erst vor kurzem verlassen und am Straßenrand in einem Dorf geparkt, um Freunde zu besuchen. Nicht auszudenken wäre es gewesen, wenn der Brand zur nachtschlafenen Zeit ausgebrochen wäre…Auch für Wohnmobile gibt es Rauchmelder, deren Anschaffung und Installation auf jeden Fall bedenkenswert ist.
Zweitens: Da eine längere Reise im schönen Mecklenburg geplant war, hatte der Fahrer viele Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände, Lebensmittel, Kommunikationsgeräte, aber auch seine Papiere im Fahrzeug verstaut. Von diesen Gegenständen konnte nur noch wenig gerettet werden. Erstaunlicherweise konnten aber Daten auf einer Festplatte eines Laptops wieder hergestellt werden. Trotz der Zerstörungskraft eines Feuers, wirken Einbauten und Ähnliches (Schränke, Kisten, Taschen, Hüllen usw.) oftmals auch als guter Wärmeisolator und schützen Gegenstände lange vor dem Feuer und Rauch.
Das Anfangsfeuer im hinteren Teil des Wohnmobils wurde relativ schnell von einem Passanten entdeckt, da nach außen dringender Rauch deutlich zu bemerken war. Das Feuer war noch nicht sehr groß. Da aber ein Wohnmobil relativ geringe geometrische Abmessungen hat und genügend brennbares Material auf engstem Raum vorhanden ist, konnten sich Rauch und Hitze dennoch schnell auf das gesamte Fahrzeuginnere ausbreiten. Die Alu-Außenhaut bot dem Feuer zudem keinen großen Widerstand. Besonders bitter war der Verlust wichtiger Papiere.
Da mit dem Wohnmobil erst kürzlich gefahren wurde, machte sich der Betrieb der vorhandenen Innenraum-Gasheizung nicht notwendig. Die Außentemperaturen waren ohnehin dementsprechend günstig.
In dem Wohnmobil befand sich rechts neben der Eingangstür also eine im Schrank eingebaute gasbetriebene Heizung. Der Betrieb erfolgt üblicherweise durch Propangas, gespeichert in einer Gasflasche, die separat untergebracht ist (hier hinten rechts). Der Fahrer konnte nach dem Bemerken des Brandes diese Gasflasche noch abschrauben und aus dem Fahrzeug entfernen.
Eine Sitzgruppe (Tisch und Sitzbänke) befindet sich in zentraler Lage in der Mitte des Wohnmobils. Hier waren auch die beiden Fahrzeugbatterien unter einer hölzernen Sitzbank vorhanden. Links von der Tür waren die Küche und ein WC angeordnet.


Ermittlung der Brandursache

Um die Brandursache zu ermitteln, wird zu Beginn das Wohnmobil in seiner Gesamtheit betrachtet, um den Brandausbruchsbereich oder die Brandausbruchsstelle ausfindig zu machen. Eine Vorgehensweise, die bei allen zu untersuchenden Brandobjekten angewandt wird.

Bei der Ermittlung der Brandursache werden in diesem Fall folgende mögliche Zündquellen in Betracht gezogen:

  • Fahrzeugmotor
  • Fahrzeugbatterien
  • Elektrische Anlage
  • Kühlschrank


In die Versionsliste über die möglichen Brandursachen werden unsinnige oder im Einzelfall fast unmögliche Brandursachen erst gar nicht aufgenommen. Zum Beispiel kann dort kein elektrischer Kurzschluss auftreten, wo keine elektrische Anlage vorhanden ist usw.
Der Motorraum und die linke Fahrzeugseite sind vom Feuer nicht bzw. minimal in Mitleidenschaft gezogen worden. Insofern stand von Beginn der Ermittlungen außer Frage, dass der Motor den Brand verursacht hat. Bild 2 verdeutlicht, dass das Feuer auf der rechten Seite am stärksten wirkte. Der Profi erkennt sogar einen Brandtrichter, der sich nach oben und hier nach links und rechts vergrößert.
Die Fahrzeugbatterien befanden sich hinter dem Fahrersitz unterhalb eines weiteren Sitzes und waren unversehrt. Diese konnten als Brandursache ausgeschlossen werden.
Brände an Kraftfahrzeugen entstehen sehr oft durch Mängel an der elektrischen Anlage. Auch hier ist die Palette möglicher Fehlstellen weit gefächert. Da sich das Feuer jedoch im Bereich des Kühlschrankes entwickelte und ausbreitete und dieser nicht mit Strom betrieben wurde, war ein Kurzschluss oder ähnliches hier offenbar nicht brandursächlich. Der in die Möbelzeile integrierte Kühlschrank konnte allerdings mit Netzstrom (220-230 Volt), Bordstrom (12 Volt) oder Flüssiggas betrieben werden. Die nähere Begutachtung des ausgebrannten Gerätes ergab eine stärkere Einbrennung auf der Geräterückseite.

Prinzipskizze
Bild 6: Korrosionsschäden im Bereich des Brenners


Wie funktioniert ein gasbetriebener Kühlschrank (Absorberkühlschrank)?

„Der Absorberkühlschrank arbeitet mit einem Wasser-Ammoniak-Gemisch. Im Kocher werden Ammoniak und Wasser durch Wärmezufuhr (Gasflamme, elektrische Beheizung) getrennt. Danach werden das flüssige Wasser und das gasförmige Ammoniak über verschiedene Rohrsysteme weitergeleitet. Das Ammoniak wird im Kondensator verflüssigt. An dieser Stelle gibt der Kühlschrank Wärme ab. Ein Verdampfer macht es wieder gasförmig. An dieser Stelle kühlt der Kühlschrank. Anschließend wird das Ammoniak im Absorber mit dem Wasser zusammengeführt. Eine ausführliche Funktionsbeschreibung findet sich im Artikel der Diffusionsabsorptions-kältemaschine. Absorberkühlschränke werden z. B. in Kraftfahrzeugen oder im Campingbedarf eingesetzt. Sie haben, zumindest bei Elektrobetrieb, einen schlechteren Wirkungsgrad als Kompressorkühlschränke. Werden sie direkt mit Gas oder Motorabwärme betrieben, sind sie durch die direkte Nutzung von Primärenergie etwa gleich effektiv wie Kompressorgeräte. Da sie außer der Arbeitsflüssigkeit keine bewegten Teile besitzen, sind sie praktisch lautlos, diese Eigenschaft verschafft ihnen ein breites Anwendungsgebiet z. B. als Minibar in Hotelzimmern.“
Quelle: Kühlschrank bei www.Brand-Feuer.de / Wikipedia Quelle: www.wikipedia.de; Absorptionskältemaschine
Diese Einbrennung, d. h. das Dämmmaterial war weggebrannt oder weggeschmolzen konnte nur darauf zurückgeführt werden, dass hier der Brand entstanden ist. Welche Zündquelle war hier vorhanden? An dieser Stelle befand sich der Gasbrenner, mit dem Kühlmittel und Wasser verdampft werden. Die Blechummantelung war an dieser Stelle im unteren Bereich stark korrodiert, wie im Foto 6 zu erkennen ist.

Somit war die Brandursache im Bereich auf der Geräterückseite relativ klar ermittelt. Die Rückseite des Kühlschrankes ist ansonsten, dadurch dass das Gerät eingebaut ist, vor der Brandhitze geschützt. Wie hätte der starke Abbrand der Dämmung sonst zustande kommen sollen, wenn dort nicht eine oder die Zündquelle sitzt?
Eine Frage ergab sich noch im Rahmen der Ermittlungen. Hätte der Prüfer diesen Mangel erkennen müssen?
Das Fahrzeug und die Gasanlage wurden erst einige Tage vor der Fahrt überprüft und erhielten die entsprechenden Prüfplaketten.
In den Arbeitsblättern G 607, Punkt 7 und G 608 des DVGW (Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. ) sind die Gasanlage und die angeschlossenen Abgasführungen alle 2 Jahre von einem Sachkundigen zu überprüfen, wobei der Betreiber dies zu veranlassen hat. Der Prüfer der Gasanlage nimmt eine Dichtheits- und Brennerprüfung vor. Montage- und Demontagearbeiten müssen nicht ausgeführt werden. Die Installation einer Gasanlage muss entsprechend der DIN EN 1949 erfolgen.


Fazit

Bei den Ermittlungen stellte sich die Frage, ob der Brand vermeidbar gewesen wäre, während es bei kriminalpolizeilichen Nachforschungen immer um Ursache und Wirkung sowie Schuld oder Nichtschuld geht. Eindeutig ja, der Brand wäre vermeidbar gewesen!
Es ist nur die offen bleibende Frage, wer hätte den Mangel auf der Rückseite des eingebauten Kühlschrankes bemerken können oder müssen?


Autor:
Ing. Jörg Cicha
Kriminalpolizei Güstrow


english: (except for caption)

'Fire outbreak identified despite major destruction'


Cause of fire: gas-powered refrigerator in the mobile home
'Output information:'
A fire occurred in the rear living area of a just parked and locked motorhome, which completely destroyed the vacation vehicle, even if it doesn't look like it at first glance from the driver's side. There are relatively many fires in motor vehicles, trucks, buses, other vehicles or work machines every day.
The range of cause of fire in a vehicle fire is broad. Nationwide one speaks of over 35,000 vehicle fires every year.


This fire in late summer in the early evening hours is certainly not very spectacular for an experienced fire cause investigator and did not place high demands on the fire brigade. Since such a fire takes place in a small, manageable room, the property damage is usually still noteworthy. The heat of the fire can accumulate well and the plastic content is considerable. In any case, it is usually an immense loss for those affected.
In vehicles, occupants often carry valuables (cameras, cell phones, laptops, etc.) or all kinds of papers with them.
A quick replacement, especially abroad, can cause problems here. What exactly happened? First, it was noted that no people were injured. At the time the fire broke out, the foreign driver and sole user had only recently left the motorhome and parked on the side of the road in a village to visit friends. It would have been inconceivable if the fire had broken out at nighttime ... There are also smoke detectors for mobile homes, the purchase and installation of which is definitely worth considering.
Second: Since a longer trip was planned in beautiful Mecklenburg, the driver had a lot of clothing and equipment, food, communication devices, but also his papers stowed in the vehicle. Little of these items could be saved. Amazingly, however, data on a hard drive of a laptop could be restored. Despite the destructive power of a fire, fixtures and the like (cupboards, boxes, bags, covers, etc.) often act as good heat insulators and protect objects from fire and smoke. <For a long time br />

The initial fire in the rear part of the mobile home was discovered relatively quickly by a passer-by, since more urgent smoke was clearly noticeable to the outside. The fire wasn't very big yet. However, since a mobile home has relatively small geometrical dimensions and there is enough combustible material in a confined space, smoke and heat could quickly spread to the entire interior of the vehicle. The aluminum outer skin also offered no great resistance to the fire. The loss of important papers was particularly bitter.
Since the motorhome was only recently driven, it was not necessary to operate the existing interior gas heating. The outside temperatures were accordingly cheap anyway.
In the mobile home there was a gas-powered heating built into the cupboard to the right of the entrance door. It is usually operated by propane gas, stored in a gas cylinder, which is housed separately (here at the back on the right). After noticing the fire, the driver was able to unscrew this gas bottle and remove it from the vehicle.
A seating group (table and benches) is centrally located in the middle of the motorhome. The two vehicle batteries were also located here under a wooden bench. To the left of the door were the kitchen and a toilet. 'Determination of the cause of fire' In order to determine the cause of fire, the motorhome is examined in its entirety at the beginning in order to locate the area or the place of fire that has broken out. A procedure that is used for all fire objects to be examined.
When determining the cause of fire, the following possible ignition sources are taken into account in this case:

  • Vehicle engine
  • Vehicle batteries
  • Electrical system
  • Refrigerator


In the version list of the possible cause of fire n, nonsensical or in individual cases almost impossible cause of fire n are not even included. For example, no electrical short circuit can occur where there is no electrical system, etc.
The engine compartment and the left side of the vehicle were not or only minimally affected by the fire. In this respect, there was no question from the start of the investigation that the engine had caused the fire. Figure 2 shows that the fire was the strongest on the right. The professional even recognizes a fire funnel that enlarges upwards and here to the left and right.
The vehicle batteries were located behind the driver's seat below another seat and were intact. These could be excluded as cause of fire.

Fires on motor vehicles very often result from defects in the electrical system. Here, too, the range of possible imperfections is wide-ranging. However, since the fire developed and spread in the area of the refrigerator and this was not operated with electricity, a short circuit or the like was apparently not the cause of the fire here. The refrigerator integrated in the furniture row could, however, be operated with mains electricity (220-230 volts), on-board electricity (12 volts) or liquid gas. Closer inspection of the burnt-out device revealed stronger burn-in on the back of the device.

'How does a gas-powered refrigerator (absorption refrigerator) work?' “The absorption refrigerator works with a water-ammonia mixture. In the cooker, ammonia and water are separated by the supply of heat (gas flame, electrical heating). Then the liquid water and the gaseous ammonia are passed on through different pipe systems. The ammonia is liquefied in the condenser. This is where the refrigerator gives off heat. An evaporator makes it gaseous again. At this point the refrigerator cools down. The ammonia is then brought together with the water in the absorber. A detailed functional description can be found in the article on the diffusion absorption chiller. Absorption refrigerators are z. B. used in motor vehicles or camping equipment. At least when operated electrically, they are less efficient than compressor refrigerators. If they are operated directly with gas or engine waste heat, they are about as effective as compressor devices due to the direct use of primary energy. Since they have no moving parts other than the working fluid, they are practically silent. This property gives them a wide range of applications, e.g. B. as a minibar in hotel rooms. ”
Source: refrigerator at www.Brand-Feuer.de / Wikipedia Source: www.wikipedia.de; Absorption chiller
This burn-in, i.e. H. the insulation material had burned away or melted away could only be traced back to the fact that the fire occurred here. What ignition source was there? The gas burner used to vaporize the coolant and water was located at this point. The sheet metal casing was heavily corroded in the lower area at this point, as can be seen in Photo 6. Thus, the cause of fire in the area on the rear of the device was determined relatively clearly. The rear of the refrigerator is otherwise protected from the heat of the fire because the device is built in. How else would the strong burn-off of the insulation have come about if there was not one or the ignition source there?
One question arose in the course of the investigation. Should the auditor have recognized this deficiency?
The vehicle and the gas system were only checked a few days before the journey and were given the corresponding test stickers.
In worksheets G 607, point 7 and G 608 of the DVGW (German Association of Gas and Water Subjects eV), the gas system and the connected exhaust gas ducts are to be checked by an expert 'every 2 years' , and the operator is responsible for this has caused. The gas system inspector carries out a leakage and burner test. Assembly and disassembly work does not have to be carried out. A gas system must be installed in accordance with DIN EN 1949. Conclusion During the investigation, the question arose as to whether the fire could have been avoided, while criminal investigations always focus on cause and effect as well as guilt or not guilt. Definitely yes, the fire could have been avoided!
The only question that remains is who could or should have noticed the defect on the back of the built-in refrigerator?


siehe auch:




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