Brandursachenermittlung

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Serienbrandstiftungen
-eine empirische Analyse von
Harry Jäkel, Jan-Gerrit Keil und Ingo Wirth
Foto: Buchcover mit freundlicher Genehmigung des Köster Verlages
so eine Brandzehrung auch an den Balken ist oft der Ausgangspunkt der Brandursachenermittlung.
Foto: AFK Mondsee
zur besseren Übersicht wird ein Drohne bei der Brandursachenermittlung eingesetzt.
Foto: Heiko Schulz
Nach einem Zimmerbrand wurde die Tür versiegelt. Wenn die Brandstelle abgekühlt ist, beginnt die Kriminalpolizei mit der Brandursachenermittlung
Foto: Rainer Schwarz
nach erfolgreicher Brandbekämpfung der Feuerwehr erfolgt die Brandursachenermittlung durch die Kriminalpolizei.
Foto: FW Windern.at
eine spurenschonende Brandbekämpfung der Feuerwehr, (keine Räumung) mit dem Dokumentationsbogen Brandeinsatz ist eine gute Voraussetzung zur Feststellung der Brandursache.
Das ist die Grundlage für die Gebäudeversicherung oder Hausratversicherung, zur schnelleren Schadensabwicklung.
Foto: Rainer Schwarz
auch in einem Kraftfahrzeug kann ein Brandmittelspürhund zur Brandursachenermittlung eingesetzt werden.
Foto: Rainer Schwarz
Zur Brandursachenermittlung ist die Kriminalpolizei gesetzlich verpflichtet. Hier ein Brandursachenermittler der Kriminalpolizei bei der Feststellung der Brandursache.
Foto: Rainer Schwarz
Eine der Brandursachen kann ein Kurzschluss in einer stromführenden Leitung sein.
Foto: Rainer Schwarz
oder die Beleuchtung
Foto: BR
Brandursachenermittlung nach einem Dachstuhlbrand. Türschild / Büro Polizei Gütersloh
Foto: Rainer Schwarz, KHK i. R.
manche Gebäude können nach einem Brand nicht mehr betreten werden; es erfolgt eine Luftaufklärung
Foto: Helge Storck
Auszug aus dem Fachbuch „Die Ermittlung von Brandursachen“.
Aufgebaut auf eine fundierte Ausbildung, folgten viele Jahre praktischer Erfahrung, die zur Entstehung dieses Buches führten.
Autor: Ing. Jörg Cicha
Es gibt keinen Brand ohne Ursache.
Deswegen ist die Brandursachenermittlung so wichtig.
Die Brandursache ist die Grundlage für Prävention.


Die Brandursachenermittlung dient der Aufdeckung von Brandursachen und der Rekonstruktion des Ablaufs von Bränden, aber auch einer evtl. strafrechtlichen wie auch zivilrechtlichen Verfolgung.
In erster Linie ist es die Aufgabe der Brandursachenermittlung festzustellen, ob eine Straftat vorliegt oder diese auszuschließen ist.

Die Feststellung technischer oder natürlicher Brandursachen dient zunächst dem Ausschluss einer vorsätzlichen Brandstiftung, wobei aber fahrlässiges Verhalten (durch Tun oder Unterlassen) strafrechtlich relevant sein kann. Andere Brände werden durch die Staatsanwaltschaft oder die Kriminalpolizei (Brandursachenermittler] in der Regel nicht weiter verfolgt, es sei denn die Versicherungen beauftragen noch Fachleute.

Überwiegend wird die Ermittlung von Brandursachen genutzt, um eine Straftat auszuschließen oder zu beweisen, aber auch im zivilrechtlichen Bereich wird sie benutzt, um die Haftung für entstandene Schäden zu regeln, bzw. zu ermöglichen.

Oftmals wird auf einen Brandursachenermittler der Kriminalpolizei zurück gegriffen der auch mit einem anderen Sachverständigen zusammen arbeiten kann. Hierbei geht es um Themen, wie Versicherungen, Konventionalstrafen, Regress und/oder Produkthaftung. Deshalb sollte man genau erfragen, von wem und wofür (Brandursache oder Schadenshöhe) ein Sachverständiger eingesetzt wird. Ist dieser freiberuflich tätig oder gehört er zu einer Versicherung.
Wichtig: Brandursachenermittlung im Einklang mit der Brandbekämpfung

Arbeitsschutz ist wichtig, gerade für Brandursachenermittler Fotos: Rainer Schwarz

Weiterhin ist die Brandursachenermittlung, besonders bei größeren Brandereignissen, von Bedeutung, um den vorbeugenden Brandschutz zu unterstützen. Ist die Entstehung eines Brandes bekannt, so kann dieses Wissen gegebenenfalls in kommenden Vorschriften und Normen berücksichtigt werden. Aber auch auf kleinerer Ebene können aus bekannten Brandursachen Schlußfolgerungen gezogen werden, um weitere Brände zu verhindern (Änderung im Verhalten, Überprüfung der E-Anlage u.a.)


Aufgaben

Um die unterschiedlichen Brandursachen erkennen zu können, müssen die vielfältigen Spurenbilder, (siehe Katalogisierung der Brandspuren) eines Brandes ausgewertet und gesichert werden.
Wichtigste Aufgabe dabei ist, die Ermittlung des Brandherdes. Hierbei spielt die Rekonstruktion des ursprünglichen Brandentstehungsbereiches eine wichtige Rolle. Bereits die Ermittlung des Brandherdes ist eine nicht ganz einfache Aufgabe, die viel Erfahrung, Unvoreingenommenheit und sorgfältiges, umsichtiges Arbeiten mit Hintergrundkenntnissen verlangt.

Vermerk:
Die vfdb (Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V.) hat ein Merkblatt (MB 2/01 September 2018) für die „Anforderungen an die Kompetenz von Brandermittlern und Sachverständigen für Brand- und Explosionsursachen
erstellt. Das recht einseitg erstellte Merkblatt beinhaltet leider auch nicht die Forderung nach einem polizeilichem Führungszeugnis.

Wieder andere Quellen schreiben, dass Brandursachenfeststellungen nach wissenschaftlichen (forsensischen) Methoden zu erfolgen haben. Brandursachen sind jetzt nur noch positiv, auf wissenschaftlichen Grundlagen, z. B. der Forensik basierende Feststellungen von Brandursachen möglich. Ob diese Argumentation im Gerichtsverfahren standhält, wird bezweifelt.
Siehe dazu: * Rechtsprechung des OLG Jena aus dem Jahr 2012 nach einem Brand. In diesem Urteil wird ausdrücklich beanstandet, dass ein Eliminationsverfahren nicht durchgeführt wurde.

Kommt es bereits in diesem frühen Stadium der Ermittlung zu Fehlern (z.B. durch fehlende Gründlichkeit oder mangelnde Kenntnisse des Untersuchenden), so führen diese letztlich zu einem falschen Ergebnis.
Ist der Brandherd bekannt, muss dieser auf mögliche Zündquellen und den dazugehörigen Brennstoff abgesucht werden. Konnte der Brandherd nicht oder nicht sicher festgestellt werden, muss der gesamte primäre Brandentstehungsbereich entsprechend abgesucht werden. Ist der primäre Brandentstehungsbereich nicht mehr vorhanden, weil er weggebrannt ist (Beispiel: Holzzwischendecke), muss der gesamte darunter liegende Bereich entsprechend abgesucht werden. Grundsätzlich sind dann alle in dem jeweilen Bereich aufgefundenen Geräte und technische Einrichtungen auf mögliche Defekte und Manipulationen hin zu untersuchen, die zu einer Brandentstehung hätten führen können.
Kann eine Brandursache nicht positiv nachgewiesen werden, ist es evtl. über das Eliminations- oder Ausschlussverfahren möglich, diese Brandursache nachzuweisen, indem alle möglichen anderen Brandursachen bis auf diese ausgeschlossen werden. Jedoch ist das Eliminationsverfahren, das am häufigsten missbräuchlich verwendete Verfahren, da es oft auch dann eingesetzt wird, wenn der Brandherd nicht zweifelsfrei bestimmt werden konnte. Hier muss das Eliminationsverfahren jedoch zwangsläufig versagen, da das zu betrachtende Brandobjekt dann in der Regel viel zu groß ist, um alle möglichen Brandursachen wirklich nachgewiesen ausschließen zu können.
Zum Beispiel müssten nach einem Wohnhausbrand noch alle elektrischen Leitungen restlos vorhanden sein, damit ein technischer Defekt allein am elektrischen Elektrische Leitungen sicher ausgeschlossen werden kann.

Technik


Prinzipiell müssen alle relevanten Spuren und Informationen vorurteilsfrei aufgenommen werden. Anhand dieser Spuren wird eine Hypothese entwickelt, die anhand der gefundenen Spuren und gewonnenen Informationen geprüft wird. Widersprechen Spuren oder Informationen der Hypothese, ergibt sich daraus, dass die Hypothese falsch ist. Es muss dann also nach einer neuen Hypothese gesucht werden. Dies ist ein iterativer Prozess, da die Spuren- und Informationsgewinnung sowie das Aufstellen der Hypothesen parallel ablaufen.

Brandspuren sind Veränderungen durch die Einwirkung thermischer oder mechanischer Energie bei einer Verbrennung an bzw. von Stoffen entstehen.
Diese Veränderungen geben Hinweise auf die brennbaren Stoffe, den Brandverlauf evtl. auch auf die Brandausbruchstelle.
Der Thermische Einfluss (Strahlungswärme, hohe Temperaturen) kann: - Putzabplatzungen,
- Beschädigungen von Mauerwerk,
- Verformungen von Sthlkonstruktionen,
- geschmolzenes Glas bis hin zu geschmolzenen Metall verursachen.
Man kann aber auch unverbrnannte Bauteilefinden, die z. B. durch herabfallenden Brandschutt abgedeckt wurden.
Auch an Personen (Geschädigte oder Brandstifter) können Brandspuren festgestellt werden, wie z. B. angesengte Kleidung, angebrannte Haare, bzw. Augenbrauen wie auch Flüssigkeit an den Schuhen.

Ausbildung und Befugnis

Grundlagen für die Brandursachenermittlung sind einige der MINT-Themen:

Naturwissenschaften, Elektrotechnik, Biologie, Chemie, Physik und einem hohe Anteil Technik

Die Brandursachenermittlung in Deutschland erfolgt prinzipiell durch die Kriminalpolizei im Auftrage der Staatsanwaltschaft.
Das schließt aber die Einbeziehung verschiedener, unabhängiger Sachverständiger nicht aus. Eine geregelte Ausbildung existiert in Deutschland nicht. Es ist noch nicht einmal ein polizeiliches Führungszeugnis erforderlich.
Nach der Ermittlung der Brandursache, manchmal auch bereits während der Tatortaufnahme, erfolgt die Bearbeitung des rechtlichen Teils [strafrechtlicher Bereich) des Sachverhaltes.

Die Feuerwehren haben keine Befugnis zur Brandursachenermittlung, aber dennoch können sie unterstützend durch Beobachtungen, Mitteilungen, einer spurenschonende Brandbekämpfung und damit einer evtl. unnötige Zerstörungen mitwirken, auch deren Fachwissen kann genutzt werden.


siehe auch:




Literatur

2. Auflage August 2013; die dritte Auflage ist im August 2019 erschienen

Das Buch beschreibt anschaulich und praxisnah das kriminalpolizeiliche Vorgehen an der Brandstelle, um die Brandursache zu ermitteln und beweisfest zu machen.Eine Vielzahl von Brandbeispielen sowie sicherheitstechnische Kennzahlen beleben neben einigen Fotos und Grafiken das 360 Seiten umfassende Fachbuch.
Siehe: Fachliteratur

  • John D. DeHaan: Kirk's Fire Investigation, 6th ed.; 2006, ISBN 013171922X (englisch)
  • Dougal Drysdale: An Introduction to Fire Dynamics, 2nd ed.; 1999, ISBN 0471972916
  • David J. Icove, John D. DeHaan: Forensic Fire Scene Reconstruction; 2003, ISBN 0130942057
  • John J. Lentini: Scientific Protocols for Fire Investigation; 2006, ISBN 0849320828
  • Dirk Schneider: Brandursachenermittlung; 1998, ISBN 3-170-14872-9
  • Markus Ungerer: Brände-Modul 4: Grundlagen Brandursachen; 2007, ISBN 978-3-935979-42-9
  • Patrick & John Kennedy: Explosion Investigation and Analysis; 1990, ISBN 0-9607876-2-3



siehe dazu:


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