Schließzylinder

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Dutzend Einbrüche bzw. Einbruchsversuche wurden in Wien mit einem gefährlicher Modus Operandi angewendet: Die Täter beschädigen das Zylinderschloss mittels einer stark ätzenden Säure, die den Schließmechanismus so beschädigt, dass er schlussendlich nachgibt. Sollte sich nach einem Wohnungseinbruch Flüssigkeit an der Wohnungstür bzw. am Türschloss befinden:
Kontakt mit der Flüssigkeit unbedingt vermeiden. Die Säure wirkt auf Haut, Atemwege und Schleimhäute ätzend.
Bei Kontakt, die betroffene Stelle mit Wasser neutralisieren. Dabei jedoch keine Seife verwenden.
Foto und Text: Polizei Wien
eine Tür sollte man nicht öffnen, indem man den äußeren Schließzylinder beschädigt. Dann läßt sich später nicht mehr nachweisen, ob jemand mit einem falschen Schlüssel die Tür öffnete, was bei einer Straftat sehr wichtig ist.
Foto: Michael Arning

Ein Schließzylinder ist der mittels eines Schlüssels zu betätigende Teil des Zylinderschlosses und besteht meist aus einem Gehäuse und einem drehbaren Zylinderkern. Es gibt verschiedene Bauformen wie Profilzylinder, Rundzylinder, Ovalzylinder u. v. a. Halbzylinder sind nur von einer Seite schließbar, Doppelzylinder von beiden; Knaufzylinder sind auf einer Seite mit einem Schlüssel, auf der anderen mit einem fest montierten drehbaren Knauf zu betätigen.


Geschichte

Bereits am 29. Januar 1861 meldete der US-Amerikaner Linus Yale ein Rundzylinderschloss mit vier Stiftzuhaltungen unter der Nr. 31278 Patentanmeldung|zum Patent an, am 27. Juni 1865 folgte dann sein Patent 48475 eines Rundzylinders mit fünf Stiftzuhaltungen.

Am 25. Oktober 1928 erteilte das Deutsches Patent- und Markenamt#Geschichte|Reichspatentamt mit Urkunde Nr. 468260 das Patent für den Profilzylinder. Entwickelt wurde der Profilzylinder 1924 von Sylvester Wöhrle, Ingenieur bei der "Zeiss Ikon"-Tochter Hahn AG für Optik und Mechanik.

Standardisiert werden die Schließzylinder in DIN-Norm|DIN Europäische Norm|EN 1303 „Schließzylinder für Schlösser“ und Liste der DIN-Normen/DIN 1–49999#DIN 18000–18499|DIN 18252 „Profilzylinder für Türschlösser“.


Funktionsweise

Der Schließzylinder ist heutzutage das Kernstück der Sicherheit von Schloss und Tür.
Der Schlüssel trägt mechanische (heute auch elektronische) Codierungen in Form von Einschnitten (und/oder Bohrmulden) und seines Profils.

Im Schließzylinder werden diese Codierungen abgetastet. Stimmen das Profil des Schlüssels und die Profilierung des Schließzylinders überein, kann der Schlüssel eingeführt werden. Passen außerdem die Einschnitte des Schlüssels, ordnen sich die Stifte im Schließzylinder so, dass der Kern gedreht werden kann – es wird (auf-)geschlossen.


Einbruchsicherheit

Schließzylinder müssen gegen Abbrechen, Aufbohren, Herausziehen sowie sonstige Angriffe geschützt sein. Gegen diese Überwindungsmethoden bieten Schließzylinder mit Aufbohrschutz, Kernziehsperre und Ziehschutz in hohem Maße Widerstand.

Durch die Montage eines einbruchhemmenden Türschilds bzw. Beschlag mit integriertem Ziehschutz kann ein Schließzylinder auch gegen diese Angriffsmethoden geschützt werden.


Sicherheit

Die Sicherheit von Profilzylindern ist nicht ansatzweise ausschlaggebend für ein sicheres Zuhause.
Dies wird fälschlicherweise oft angenommen. Um eine Tür (egal ob Wohnungs- oder Haustür) bestmöglich zu sichern, benötigt man grundlegend zunächst eine stabile Tür an sich (dies lässt sich bei Holztüren von Wohnungen gut durch das Gewicht der Tür erkennen). Das Schließblech der Tür sollte robust und im Mauerwerk verankert sein. Das verwendete Einsteckschloss sollte möglichst aus Metall (vor allem die innere Mechanik und Falle) und nicht aus Kunststoff hergestellt worden sein und wenn möglich eine Schutzfunktion bieten, die sofern das Einsteckschloss beispielsweise durch Anbohren beschädigt wird, den Mechanismus des Einsteckschlosses blockiert. Diesen zusätzlichen Schutz gibt es bei Einsteckschlössern sehr selten, er ist jedoch sinnvoll. Oberste Priorität hat allerdings vor allem ein sogenannter Kernziehschutzbeschlag, der das gewaltsame Abknacken des Zylinders oder Herausziehen des Zylinderkerns versucht zu vermeiden. Um einen „perfekten“ Profilzylinder zu finden, muss man sich wohl oder übel auf einen Kompromiss zwischen gewaltsamer Öffnung, Kopierschutz und zerstörungsfreier Öffnung einlassen. Guten Kopierschutz der Schlüssel findet man faktisch in der Realität auch nur bei teuren Systemen, extrem schwierig zu kopieren sind Schlüssel mit beweglichem Element (nahezu unmöglich). Leider bietet diese Art von Schlössern dann nicht unbedingt ein Maximum an Sicherheit im Bezug auf zerstörungsfreie Öffnung durch Lockpicking.
Auch die Suche nach einem möglichst sicheren Zylinder im Bezug auf zerstörende Öffnung führt zu Schlössern, die genau diese Eigenschaften bieten, jedoch dann wiederum im Punkt zerstörungsfreie Öffnung und Kopierschutz Abzüge verschreiben müssen. Es existieren aktuell nur zwei wirklich populäre und im Handel erwerbbare Systeme, die alle drei Sicherheitsaspekte bestmöglich abdecken, basierend auf der Technik von Magnetrotoren.


Aufsperrsicherheit

Als Aufsperrsicherheit bezeichnet man den Widerstand, den ein Schließzylinder gegen Öffnungsversuche mit Lockpicking|Sperrwerkzeugen bietet. Jedem Versuch, Schließzylinder durch Öffnung zu überwinden, wird von Seiten der Hersteller eine Reihe von technischen Vorkehrungen, wie z. B. Hantelstifte, parazentrisches Schlüsselprofile und zusätzliche Sperrelemente entgegengesetzt. Effektiv ist bisher immer eine Ziehschutzvorrichtung mittels Querstift. Bei der Montage sollen die Türschilder bzw. Beschläge demontiert, dann die Schließung verbaut werden. Anschließend werden die Beschläge wieder montiert und von der Innenseite verschraubt. Hier gibt es dann einen bestmöglichen Ziehschutz, da das Türschild die Schließung besonders hält. Vorreiter ist die Firma Keso aus der Schweiz, wodurch andere Lieferanten nachzogen.

Eine recht neue Entwicklung sind mechatronische Schließzylinder, bei denen eine Batterie und Elektronik im „mechanischen“ Schlüssel steckt. Der Schlüssel hat eine elektrische Verbindung zum Schloss und es wird ein Code übermittelt, um das Schloss freizugeben.


Not- und Gefahrenfunktion

Herkömmliche Schließzylinder lassen sich nicht drehen, wenn von der anderen Seite ein Schlüssel in gedrehter Position steckt. Daher werden besondere Schließzylinder unter Bezeichnungen wie „mit Not- und Gefahrenfunktion“, „mit Gefahreinrichtung“ oder „beidseitig schließbar“ angeboten, die sowohl ein unbeabsichtigtes Aussperren vermeiden als auch die Türöffnung bei hilflosen Personen in der Wohnung durch Schlüsselinhaber gewährleisten. Es ist teilweise auch möglich, die Notöffnung auf besondere Gefahrschlüssel zu beschränken.


Kerbwirkung

Ein Zylinderschlüssel trägt die mechanische Codierung in Form von Einschnitten (Kerbwirkung). Je tiefer so eine Kerbe gestaltet ist, desto anfälliger wird der Schlüssel für einen Sollbruchstelle an dieser Stelle. Optimal für die mechanische Stabilität ist es, wenn die Kerben im hinteren Bereich weniger ausgeprägt sind und erst gegen vorne tiefer werden. Gleichzeitig zeigt eine tiefe Kerbe aber auch an, dass zum Entsperren der Kernstift weit in den Zylinder ragen muss. Das kann einen erhöhten Schutz gegen Lockpicking bieten, weil dadurch dahinter liegende Kernstifte schwerer zu erreichen sind.



siehe auch:



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