Drohnen bei Feuerwehr & Co

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Leitfaden für Ausbildung und Einsatz

Drohnen bei Feuerwehr&Co.-
ein sehr interessantes Hilfsmittel zur Dokumentation von Schadenslagen
Autor: Frank Potthast


Dieses Buch soll beschreiben, was durch „falsche Sparansätze“ im kommunalen Budget, „Scheuklappendenken“ der Einsatzkräfte und Piloten, sowie Fehlinterpretation der technischen Einsatzmöglichkeiten durch hochrangige Führungskräfte passieren kann, aber auch, was durch die Anpassung der Systeme an die Bedarfe der Einsatzkräfte möglich sein könnte.
Natürlich hat jeder Mensch seine eigene Sichtweise und jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau kennt die „DV 3000 - Das war schon immer so, das machen wir weiter so“, aber vielleicht kann ich sie mit dieser Darstellung der Nutzung von Drohnen durch Feuerwehr & Co. etwas empfindsamer für die Thematik „Safety First beim Einsatz von Drohnen“ machen.
Und denken sie immer daran, jeder Einsatz hat seine eignen Umstände und Eigenschaften; es gibt keine Schablone für Einsatzabläufe.

Der Einsatz ziviler Drohnen bietet einen enormen Nutzen in vielen Anwendungsfeldern der zivilen Sicherheit. So gibt es bereits einige erfolgreiche Einsätze ziviler Drohnen bei der Feuerwehr, häufig initiiert auf Grund des Interesses einzelner technologiebegeisterter Einsatzkräfte, oder auch in der Industrie, z.B. bei der Überwachung kritischer Infrastrukturen. Lageerkundungsaufgaben und Dokumentation sind gut genutzte Einsatzbereiche dieser ersten Gehversuche, die sich auf Grund der Technikbegeisterung der treibenden Akteure und des überzeugenden Mehrwerts im Einsatz der neuen Technologien bewährt haben. Auch ich bin für den Einsatz von Drohnensystemen zur Unterstützung im Einsatz, aber ich vergesse dabei auch nicht die enormen Risiken, die der Einsatz technisch nicht angepasster Systeme mit sich bringt.
Innerhalb konkreter Anwendungsfelder, wie z.B. bei der Feuerwehr, stellen sich dabei unterschiedliche Anforderungen bei den technischen Komponenten und den Qualifizierungen für einzusetzendes Personal (z.B. Grundausbildung Feuerwehr). Der „nicht zertifizierte“ Drohneneinsatz mit unqualifiziertem Personal birgt hier, wie bereits erwähnt, enorme Risiken.





Viele Hersteller versuchen seit Jahren ihre Systeme an den Mann zu bringen, besser gesagt an die Feuerwehren. Dabei werden rigoros das fehlende Budget und die mangelnden Sachkenntnisse der Einsatzkräfte in Kauf genommen. Die Hersteller wissen, dass dieser Kundenzweig auf deren Versprechen in Punkto Sicherheit der Drohnensysteme hin, alle einsatzrelevanten Features außer Acht lassen. Auch interne Fürsprecher, wie Hobbypiloten oder u.U. sogar zivile gewerbliche Anwender (Dienstleister), die bei der Feuerwehr aktiv sind, erzeugen ein falsches Verständnis. Besonders in Bezug auf die Risiken beim Einsatz einer Drohne, die eigentlich für den Hobbybereich oder den gewerblichen Einsatz konzipiert wurde. Hier schließt sich der Teufelskreis, in dem in solchen Fällen wieder auf die Sicherheitsversprechen und die vielen potentiellen Möglichkeiten der angeblichen günstigen „Feuerwehrdrohnen“ der vielen Marktschreier am Markt zurückgegriffen wird. Auch dubiose Tests von Feuerwehren, welche eigentlich auf die Profilierung der Verfasser hinzielen, statt auf sicherheitsrelevante Hinweise zum Einsatz von Drohnen werden zu Rate gezogen.

Was dabei völlig außer Acht gelassen wird:

  • die volkswirtschaftlichen Schäden, welche durch den unsachgemäßen Einsatz dieser Systeme in den Bereichen zivile Sicherheit und kritische Infrastrukturen entstehen könnten,
  • die physischen Schäden, welche durch den unsachgemäßen Einsatz dieser Systeme bei den Einsatzkräften entstehen könnten,
  • eine rechtliche Grundlage für den legalen Ausbildungseinsatz mit Drohnen durch die Einsatzkräfte der Feuerwehren fehlt.


Mir stellt sich zudem die Frage nach der Sicherheit dieser Systeme immer wieder, weil der Schutz und die körperliche Unversehrtheit des eigenen Lebens und anderer Personen vorrangig sein sollte. Wieso wird bei anderer persönlicher und technischer Ausrüstung immer auf die Einhaltung der DIN- und Sicherheitsvorschriften geachtet, bei dieser Thematik allerdings nicht?

Die Akzeptanz des Drohnen-Einsatzes in der zivilen Sicherheit ist bisher einzig für Feuerwehren durch die Erhebungen von Dr. Hermanns innerhalb des AirShield-Projektes untersucht worden. Er ermittelte, dass 82% der Befragten den Einsatz bei der Feuerwehr als positiv bewerteten. Warum wird dann kein Druck auf die Hersteller in Punkto Sicherheit ausgeübt?




Beispiele für Sensoren

Das FlyBiR ist einer der denkbaren Sensoren für den Einsatz bei Feuerwehr & Co.

Es gibt verschiedene, bereits vorhandene Spezialsensoren für die Anwendung bei BOS-Einheiten. Als Beispiel können hier die Gasmesssensoren der Firmen Leopold Siegrist GmbH (Karlsruhe) und DRAEGER Saftey AG & Co. KGaA. (Lübeck) aufgeführt werden. Mit diesen Sensoren ist es möglich Gefahrstoffe und deren Konzentration zu messen und diese Daten über die Telemetriestrecke an die Auswertestation zur Live-Auswertung zu senden.

Ein Beispiel für noch zu entwickelnde Sensoren, die bisher noch „in den Schubladen“ verborgen sind, oder nur auf dem Papier existieren, ist der von mir angedachte und konzipierte Sensor zur berührungslosen Detektion von Geschossen, Minen, Kampfmitteln und anderen Strukturen.


mobiles Informationssystem zur Führungsunterstützung

Mobiles Informationssystem zur Führungsunterstützung oder kurz MIFU-SAR, war eine Projektskizze für den Bereich der Forschung und Entwicklung im zivilen Sicherheitsbereich. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels schreibe ich zur Vereinfachung, als Synonym für alle Einheiten wie Feuerwehren, ATF TaskForce, Rettungsdienste, THW, usw., die Bezeichnung „Rettungsdienst und Katastrophenschutz“.

Das 2013 beantragte BMBF-Projekt MIFU-SAR zielte auf die effiziente praktische Führungsunterstützung von Einsatzkräften im Rettungsdienst und Katastrophenschutz (SAR) und bei der Gefahrenabwehr durch die Nutzung mobiler Informationssysteme zum Schutz von Leben, Gesundheit und Umwelt sowie zur Vermeidung volkswirtschaftlichen Schadens hin. Nach meiner Präsentation der Projektinhalte, befürwortete das damalige Ref. 36 des Ministeriums für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen den Projektantrag.

Diese Systeme sollten die Informationsdichte und -aktualität erhöhen und somit eine messbar effektivere und effizientere Einsatzführung von Einsatzkräften mit wesentlich reduzierten Schadensdaten ermöglichen. Die zu entwickelnden Systeme, Konzepte, Standards und Zertifizierungen im SAR-Bereich hätten teilweise von der Bundespolizei (u.a. zuständig für die Gefahrenabwehr, im Sinne von Schutz von Großveranstaltungen und Kritischen Infrastrukturen) adaptiert werden können, weshalb gerade die marktwirtschaftliche (insbesondere Akzeptanzanalyse) und rechtliche Begleitforschung (insbesondere die Themen Datenschutz und Datensicherheit) auf diese Anwendergruppe erweitert worden wären. Somit wäre eine Anwendbarkeit auf den gesamten behördlichen Bereich entstanden.

Integration neuer Technik in den Rettungsdienst und Katastrophenschutz

Der Rettungsdienst und Katastrophenschutz hat den Schutz von Leben, Gesundheit und Umwelt sowie die Vermeidung von volkswirtschaftlichem Schaden zum Ziel. Eine (international einmalige) Studie zur Wirkung und Wirksamkeit des oberösterreichischen Feuerwehrwesens im Jahr 2010 auf Basis des „Social Return of Investment“ (SROI) der Wirtschaftsuniversität Wien belegt einen 1.000% Gewinn durch den Feuerwehreinsatz. Einer monetarisierten Wirkung in Höhe von 1,5 Mrd. € stehen lediglich 148 Mio. € Investitionen gegenüber. Dieser Wert ist, aufgrund des sehr ähnlichen Aufbaus des deutschen und österreichischen Feuerwehrwesens, mit dem deutschen Feuerwehrwesen vergleichbar. Der Einsatz im Rettungsdienst und Katastrophenschutz, bei der Gefahrenabwehr (Schutz von kritischen Infrastrukturen) ist damit eine Investition in die Zukunft, die ihre Rendite dort erwirtschaftet, wo Schäden verhindert bzw. vermindert werden. Neben der Schadensvermeidung und den Rettungseinsätzen sind auch die umfangreiche Jugendarbeit der Feuerwehren sowie die Beiträge zum Gemeinwohl und dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung als gesellschaftlich relevant einzustufen.

Doch im Rettungsdienst und Katastrophenschutz gibt es auch Probleme und beunruhigende Tendenzen:

steigende Umweltgefahren (siehe z.B. BMBF: „Forschung für zivile Sicherheit 2012–2017“: „Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass auch in Deutschland die Folgen des Klimawandels zu einer Zunahme witterungsbedingter Naturkatastrophen führen können.“; laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungsgesellschaft e.V. werden extreme Unwetter in Zukunft häufiger auftreten, Überschwemmungsschäden werden auf das Doppelte bis Dreifache zum Jahrhundertsende ansteigen),

  • Rückgang von ehrenamtlicher Tätigkeit vor allem bei Freiwilligen Feuerwehren (Rückgang um 40.000 im Zeitraum von 1999 bis 2008 )
  • Auswirkungen des gesellschaftlichen und demographischen Wandels (weniger Einsatzkräfte, aufgrund der Verschiebung der Altersverteilung, müssen mehr Fläche beschützen und mehr Einsätze bewältigen; durch die alternde Gesellschaft wird bis 2025 mit bis zu 20% mehr Rettungseinsätzen gerechnet; Dr. Kristina Schröder 2009: „Entwicklungen in modernen Gesellschaften – wie eine verstärkte Mobilität und gestiegene zeitliche Anforderungen in Ausbildung und Beruf – aber auch der demografische Wandel haben Folgen für das bürgerschaftliche Engagement.“),
  • geringe finanzielle Mittel (die Haushaltslage von Gemeinden und Gemeindeverbänden ist sehr schlecht, 2012 waren sie mit rund 133.566 Mio. € verschuldet),
  • kaum vorhandene und veraltete technische Ausrüstung in den unteren Führungsebenen, insbesondere bei Einsatzkräften der Feuerwehr,
  • die schwierige Integration von neuer Technik in den Rettungsdienst und Katastrophenschutz, da er höchste Ansprüche an Einsatzflexibilität, Sicherheit und Robustheit der Technik stellt.


Was für ein System ist sinnvoll für die Waldbranderkundung?

Zum heutigen Zeitpunkt werden diverse Systeme aus dem Modellbau, dem semi-professionellen, aber auch dem professionellen Segment bei der Feuerwehr eingesetzt. In vielen unkritischen Einsatzbereichen wie VU-Dokumentation, Personensuche und SocialMedia stellt dieses auch kein Problem dar.

Aus meiner Sicht wird es kritisch, wenn Systeme mit Materialen in den Einsatz gebracht werden, die den mechanischen Belastungen an das Material und die technischen Voraussetzungen für die Steuerung nicht innehaben (s. Kapitel „Kriterien FwUAV“). Nicht alle Systeme sind für thermische Belastungen der verbauten Materialien oder Störungen in der Funkverbindung ausgelegt. Aber auf Basis der Kosten wird „ein Auge zu gedrückt“, damit man im Budget bleibt. Doch welche Belastungen können auf ein System, nicht nur bei einem Waldbrand, einwirken?

Die Strahlungswärme hat jeder Kamerad/jede Kameradin bestimmt schon einmal im Einsatz zu spüren bekommen. Einfachste Beispiel für die Leser unter Ihnen, die dieses Phänomen nicht von einem Brand kennen, ist ein Heizpilz im Herbst, wenn man in seinem Lieblingscafé noch gerne im Freien seinen Kaffee genießen möchte.

Die Brandthermiken sind auch bekannt und sei es nur aus den Bewegungen des Brandrauches oder aufgewirbelter Trümmerstücke (z.B. Papier, Pappe, etc.).

Die Konvektionswärme ist aber eher unbeachtet, da man sich selten im Einsatz über der Einsatzstelle, außerhalb des Strahlungswärmebereiches, befindet.

Doch warum sind diese drei Faktoren so gefährlich im Einsatz mit ungeeigneten Systemen? Im Buch werde ich Ihnen Beispiele aufführen, welche Ihnen meine Bedenken verdeutlichen sollen.

Desweiteren finden sie Information zu den rechtlichen Grundlagen, technische Informationen und Tipps, worauf Sie bei der Ausbildung achten sollten.


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