Feuerwehreinsätze auf Reitanlagen

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Brände in Pferdebetrieben können innerhalb kürzester Zeit einen enormen Schaden anrichten und nicht selten die Existenz der Reitbetriebe bedrohen.

Feuerwehreinsätze auf Reitanlagen
Bild: Reiter & Pferde
so eher nicht
Neben dem Feuerlöscher hängen Notfallhalfter und -stricke, um die Pferde im Brandfall schnell zu evakuieren.
Bilder: Michael Recker
Im Stall ist Rauchen verboten – Schilder weisen darauf hin.
Die vorbildliche Brandschutztür schließt im Brandfall automatisch.

Besonders gravierend sind derartige Schadensereignisse oft, wenn das Leben und die Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden.
Eine Feuerversicherung mag zwar den finanziellen Schaden ausgleichen, sie kann aber nicht den Verlust von Leib und Leben ersetzen. Brandschutz ist generell ein wichtiges Thema, dem in der täglichen Praxis häufig nicht die angemessene Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Kaum ein Wirtschaftszweig weist eine so hohe Brandgefahr aus wie die Landwirtschaft und somit auch die Reitbetriebe.

Was bedeutet Brandschutz?

Besonders auf einer Reitanlage lauern jeden Tag Gefahrenquellen, die einen Brand auslösen können. Heu- und Strohlagerung, Schmiedearbeiten im Stall und eine Vielzahl spielender Kinder. Fahrlässige Brandstiftung ist somit eine der Hauptbrandursachen. Unter dem Begriff Brandschutz fasst man den baulichen, vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz zusammen, um eine Entwicklung und Ausbreitung von Rauch und Feuer zu unterbinden.
Der bauliche Brandschutz unterliegt der Musterbauverordnung (MBO) der Bundesländer. Der vorbeugende Brandschutz beinhaltet alle Maßnahmen, um der Entstehung und Ausbreitung eines Branden durch organisatorische, bauliche und anlagentechnische Maßnahmen entgegenzuwirken und zu begrenzen.
Der abwehrende und aktive Brandschutz umfasst alle Maßnahmen zur Brandbekämpfung sowie zur Rettung von Mensch und Tier.
Diese Aufgaben müssen meist, abgesehen von kleineren Bränden in der Entstehungsphase, der Feuerwehr überlassen werden, die dafür ausgebildet und ausgerüstet ist. Die häufigsten Gefahrenquellen, die zur Entstehung eines Brandes führen:

  • Elektrische Geräte:

Mit 23 % steht die relative Häufigkeit zur Entstehung von Bränden durch Elektrizität ganz weit vorne. Elektrische Defekte sowie Überlastung und Überhitzung von Steckdosen durch Mehrfachstecker sind ein häufiges Übel. Geräte und Kabel sollten regelmäßig auf Beschädigung durch Mäuse- und Marderbiss geprüft werden. Alte Geräte wenn möglich durch neue und energiesparendere ersetzen.
- Brandstiftung: Das fahrlässige oder vorsätzliche Verursachen von Bränden an landwirtschaftlichen Gebäuden steht mit etwa 15 % an dritter Stelle. Betriebe sollten die Stallungen nachts gegen unbefugten Zutritt sichern.

Heu sollte bis zu sechs Wochen nach dem Einbringen mehrmals täglich und in regelmäßigen Abständen mit einer Heustocksonde überprüft werden. Temperaturen von 40°C bis 45°C sind normal. Bei einer Temperatur von 60°C bedarf es besonderer Aufmerksamkeit: Brandgefahr!

Bei Schweiß-, Schleif- oder Schmiedearbeiten sollte man immer bedenken, dass Schweiß- und Trenn- funken (Temperatur von ca. 1 200°C) bis zu zehn Meter weit fliegen können.
Dies Feuerwehreinsätze auf Reitanlagen sind Großeinsätze, häufig mit schweren Schäden. Deshalb sind vorbeugende Maßnahmen und Brandmeldetechnik das A und O! Brandschutzbeauftragter Michael Recker aus Lienen erläutert, worauf es ankommt. Bei Übungen können Feuerwehrleute den ungewohnten Umgang mit womöglich panischen Pferden trainieren. So nicht: Feuerlöscher müssen frei und gut sichtbar angebracht sein.

Dies ist nicht zu unterschätzen, denn Heu und Stroh verbrennen dreimal schneller als Benzin! Ein Funke reicht aus, um brennbares Material zu entzünden, auch nach Stunden kann sich noch ein Brand entwickeln. Selbst Spinnweben können Feuer fangen. Natürlich ist es unumgänglich, an fest installierten Anlagen Reparaturarbeiten durchzuführen. Hier ist auf Sicherheitsmaßnahmen vor Beginn der Arbeit zu achten, indem man brennbare Gegenstände wie z.B. Holzbalken, Kunststoffteile und Maschinen mit Mineralfaserdecken oder nicht brennbaren Platten abdeckt.

Bei hohen Gebäuden Blitzschutzanlagen installieren. Vorhandene Blitzschutzanlagen regelmäßig auf Beschädigung kontrollieren.


Vorbeugen statt Löschen

Grundvoraussetzung für alle Brandschutzmaßnahmen ist es, für Ordnung und Sauberkeit auf dem gesamten Gelände zu sorgen.
Notausgänge, Rettungswege und Feuerwehrzufahrten sind freizuhalten, Fluchtwegeschilder auszuhängen.
Wo Stroh und Heu gelagert wird, ist das Rauchen verboten. Auf das Rauchverbot ist durch Schilder hinzuweisen. An den Eingängen sind geeignete Aschenbecher (z. B. sandgefüllte Behälter) aufzustellen.
Zugänge zu Stroh- und Heulager sowie zu Sattel- und Futterkammern sind stets geschlossen zu halten.
Neue Mitarbeiter und Einstaller in vorbeugenden Brandschutz einweisen.
Feuerlöscher (Brandklasse A.B.C. für feste, flüssige und gasförmige Stoffe) gut sichtbar in allen Bereichen aufhän¬gen. Auf einer Fläche von 50 m² (je nach Löschmitteleinheit) mindestens zwei Feuerlöscher bereitstellen. Damit die Feuerlöscher im Notfall auch funk¬tionsfähig sind, sollten diese alle zwei Jahre gewartet werden.
Zur Brandmeldeüberwachung empfiehlt es sich, Sonderbrandmeldetechnik (Melder mit einer hohen Schutzart gegen Umwelteinflüsse wie Frost, Feuchtigkeit und Staub) einbauen zu lassen, wie z. B. Ansaugrauchmelder oder linienförmige Rauchwarnmelder, die zuverlässig für Sicherheit sorgen.

Es ist sinnvoll, sich vorher Gedanken über Evakuierungsmaßnahmen und Löscharbeiten zu machen. Die Abläufe einer Evakuierung zu durchdenken und zu üben. Auch die Feuerwehrleute sind bei einem Brand in einem Pferde¬betrieb oft hilflos. Der Umgang mit dem Pferd (z. B. das Anlegen des Half¬ters) kann im Falle eines Brandes zur Herausforderung werden. Die Pferde reagieren als Fluchttiere mit großer Panik auf Feuer und Rauch. Es hat schon Fälle gegeben, wo bereits gerettete Pferde vor lauter Angst in den ver¬meintlich sicheren Stall zurückliefen und dort verendeten.


schnelles Handeln ist wichtig

Fragen Sie bei der Feuerwehr in ihrer Stadt oder Gemeinde nach der Möglichkeit einer Evakuierungsübung in ihrem Betrieb. So bekommt die Feuerwehr zusätzlich noch einen Überblick über die Gegebenheiten vor Ort. Dazu gehört natürlich auch ein Feuerlöschtraining für Stallbesitzer und Einstaller. Denn, mal ehrlich, wann haben Sie das letzte Mal einen Feuerlöscher in der Hand gehabt?
Fazit: „Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss“, so formulierte es einmal das Oberverwaltungsgericht Münster.


Autor:

Michael Recker


  • siehe auch:
Pferdestall


weitere Informationen:

  • www.ktbl.de
  • „Brandschutz in Reitbetrieben“, VdS Schadenverhütung GmbH, www.vds.de




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