Brandgefahren, Teil 4: Unterschied zwischen den Versionen

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* Schlechte elektrische Verbindungen und zu gering dimensionierte Leitungen erwärmen sich unter Belastung.
* Schlechte elektrische Verbindungen und zu gering dimensionierte Leitungen erwärmen sich unter Belastung.
* Installationen an Photovoltaikanlagen sollten ausschließlich von erfahrenem Elektrofachpersonal ausgeführt werden.
* Installationen an Photovoltaikanlagen sollten ausschließlich von erfahrenem Elektrofachpersonal ausgeführt werden.
<h2>Scheunenbrand</h2>
'''Sachverhalt'''<br>
[[Datei:Asche_5.jpg|200px|thumb|Genau unter dem Faß zeigte sich dieses Spurenbild.<br>Bildquelle: [http://www.polizei-bw.de/Dienststellen/LKA/Seiten/default.aspx LKA Baden-Württemberg, MM]]]
Als das Grillfest nachmittags beendet war, räumten die Veranstalter alle notwendigen Utensilien auf einen Anhänger und stellten diesen samt Traktor im Schuppen ab. Nachts gegen 22 Uhr wurde ein Dachstuhlbrand am betreffenden Anwesen gemeldet. Beim Eintreffen der Feuerwehr befand sich der Dachstuhl der Scheune bereits im Vollbrand. Durch massiven Wassereinsatz gelang es, das direkt angebaute Wohngebäude zu schützen. Mögliche Brandursachen gab es mehrere. Zunächst standen der Traktor und ein auf dem Anhänger abgestellter Stromerzeuger unter Verdacht.
'''[[Brandursache]]'''<br>
Vom Brand betroffen waren hauptsächlich die Holzdecke über dem Wagen und der Dachstuhl. Auch auf dem Wagen hatte es gebrannt. Auf der Ladefläche befanden sich Biertische und –bänke, mehrere Partyzelte, die Reste des Stromerzeugers, mehrere Lautsprecherboxen und einige Ölfässer. Bei einem Faß waren die oberen 2/3 abgeschnitten, so daß sich eine etwa 30 cm hohe, runde Wanne ergab. Laut Aussagen der Festbesucher sei diese Wanne als Grill verwendet worden. Die dabei entstandene Asche befand sich noch darin. Auffällig war, daß der hölzerne Anhänger im direkten Bereich um die Wanne die stärksten Brandspuren aufwies. Sowohl seitlich an der Bordwand als auch am Boden war das Holz auf fast der gesamten Standfläche der Wanne abgebrannt.
Stromerzeuger, Traktor und die Elektroinstallation des Gebäudes konnten als Brandursache ausgeschlossen werden. Die stärksten und am tiefsten liegenden Brandschäden befanden sich eindeutig um die auf dem Anhänger abgestellte Wanne herum. Die Restwärme der Asche war groß genug, um die Wanne zum Glühen und das Holz des Anhängers nach einigen Stunden zur Entzündung zu bringen.
'''Lehren aus diesem Fall'''<br>
* In einer Ascheschicht können sich glimmende Glutnester unter günstigen Umständen mehrere Tage halten.
* Frische Asche muß unbedingt in Metallbehältern gelagert werden, die auf einer nicht brennbaren Unterlage und außerhalb von Gebäuden stehen.
* Eine möglichst dünne Ascheschicht im Behälter begünstigt die schnelle Abkühlung.
<h2>Kleine Ursache, große Wirkung</h2>
'''Sachverhalt'''<br>
[[Datei:Hotel_Vergleichsklemme.jpg|200px|thumb|Gegenüberstellung. Oben eine richtig hergestellte Klemmverbindung, unten der brandursächliche Fehler - der Draht wird nicht von der Feder gehalten.<br>Bildquelle: [http://www.polizei-bw.de/Dienststellen/LKA/Seiten/default.aspx LKA Baden-Württemberg, MM]]]
Das ehemalige Schwarzwaldhotel wurde vom Eigentümer schon vor längerer Zeit in einen Verkaufsladen umgebaut. Im Obergeschoß hatte er sich seinen Wohnbereich eingerichtet, im Erdgeschoß lagen die Verkaufsräume. Eines Nachts weckte ihn seine randalierende Katze. Beim Öffnen der Schlafzimmertür kam ihm schwarzer Rauch entgegen und er bemerkte einen Brand im Treppenhaus, der ihm diesen Fluchtweg versperrte. Schnell schloß er die Tür wieder, sprang aus dem Fenster auf ein Vordach und brachte sich so in Sicherheit. Bedingt durch die bei historischen Häusern übliche offene Holzbauweise breitete sich das Feuer schnell auf den Dachstuhl aus. Auch das Großaufgebot der Feuerwehr konnte den Totalverlust des Gebäudes nicht mehr verhindern.
'''[[Brandursache]]'''<br>
Da der Brand vom Geschädigten zuerst im Treppenhaus auf Höhe des Erdgeschosses gesehen wurde, begannen dort unsere Untersuchungen. In diesem Bereich gab es im Flur einen alten Verteilerkasten mit Schraubsicherungen und die daraus abgehenden Leitungen. Außerdem führte dort eine im oberen Drittel durchgebrannte Tür in die Küche des ehemaligen Hotels. Nach längeren Untersuchungen entdeckten wir in den Resten einer Abzweigdose mit mehreren Leitungen eine Kurzschlußspur. Die mit Nut- und Federbrettern verkleidete Wand in diesem Bereich wies eine auffällige Trichterform mit Schwerpunkt auf diese Dose auf. Die Leitungen im weiteren Umfeld sowie einen kleinen Verteilerkasten aus der Küche bauten wir für eine Laboruntersuchung aus.
Dabei stellte sich heraus, daß an den Leitungen über der Tür zum Treppenhaus keine Spuren zu finden waren, die auf einen Brandausbruch außerhalb der Küche hindeuten würden. Das Feuer war demnach in dem kleinen Küchenflur entstanden. In der Abzweigdose fanden wir schließlich an den metallischen Überresten einer Steckklemme eine auffällige Ausbrennung, die auf einen schlechten Kontakt zwischen Draht und Klemme zurückzuführen war. Offenbar wurde bei der Montage der Klemme der Draht nicht weit genug hineingeschoben (im Bild dargestellt), was niemandem auffiel. Über die Zeit allerdings wurde der Kontakt immer schlechter und schließlich wurde an der Fehlerstelle Wärme erzeugt – am Ende genug, daß die umgebenden Holzteile Feuer fingen. Unabhängig von dieser Untersuchung gab der Geschädigte an, in den Tagen vor dem Brand hätte die Sicherung der Küche ohne ersichtlichen Grund ausgelöst, worauf er eine neue eingesetzt habe. Auch das paßte ins Bild.
'''Lehren aus diesem Fall'''<br>
* Rauchmelder ermöglichen oft eine Erkennung von Bränden, noch bevor der Fluchtweg versperrt ist.
* Elektroinstallationen sollten nur von ausgebildeten Fachleuten nach den anerkannten Regeln der Technik ausgeführt werden.





Version vom 20. Februar 2015, 22:42 Uhr

Dachstuhlbrand durch Solaranlage?

Sachverhalt

An der ausgebrannten Stelle des Balkens befand sich der Verteilerkasten.
Bildquelle: LKA Baden-Württemberg, MM

Kurz nach dem Mittagessen bemerkten die Mitarbeiter eines Laboratoriums einen Dachstuhlbrand in ihrem Gebäude. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand bereits ein großer Teil des Daches in Brand. Das Gebäude hatte eine nagelneue Photovoltaikanlage, die gleichzeitig als Dachhaut diente (sog. "In-Dach Anlage"). Der Löscheinsatz gestaltete sich schwierig, da die Solarzellen die gesamte Dachfläche einnahmen und sich nur schlecht entfernen ließen. Der Dachstuhl brannte in der Folge komplett aus; es entstanden 1,5 Mio. € Schaden.


Brandursache

Abgeschmolzener Draht und nicht angezogene Schrauben an der Klemme.
Bildquelle: LKA Baden-Württemberg, MM

Bei der Untersuchung des Dachstuhls fanden wir die Reste eines Verteilerkastens, in dessen Umgebung die mit Abstand stärksten Brandzehrungen zu verzeichnen waren. Bei der näheren Betrachtung fielen extreme Hitzespuren an einigen Klemmblöcken und den dort angeschlossenen Drähten auf. Ein Draht war kurz nach einer Klemme abgeschmolzen. Außerdem stachen uns mehrere nicht angezogene Schrauben der Klemmblöcke ins Auge (beides im Bild zu sehen). Der Verteiler diente zum Zusammenführen der Leitungen von den sechs Wechselrichtern der Anlage zum Einspeisestromzähler. Die sechs eingehenden Drähte hatten einen Gesamtquerschnitt von über 100 mm², die abgehende Leitung jedoch nur von 35 mm². Die Solaranlage konnte eine maximale Leistung von 180.000 Watt erzeugen. Am Tag des Brandes lieferte sie mit 81.000 Watt knapp die Hälfte ihrer Maximalleistung, wie aus der Auswertung der Einspeisedaten hervorging. Dabei wurde die Leitung zum Zähler bereits um gut 30 % überlastet. Die Leitung zwischen Verteiler und Zähler war viel zu gering dimensioniert. Das trifft auch auf die Klemmverbindungen zu, bei denen der Monteur zudem nicht alle Kontaktschrauben angezogen hatte. Die Überlastung der Klemmstellen und der abgehenden Leitung führte zur Erhitzung der Teile und letztlich zur Brandentstehung.


Lehren aus diesem Fall

  • Photovoltaikmodule können einen Löscheinsatz erschweren.
  • Schlechte elektrische Verbindungen und zu gering dimensionierte Leitungen erwärmen sich unter Belastung.
  • Installationen an Photovoltaikanlagen sollten ausschließlich von erfahrenem Elektrofachpersonal ausgeführt werden.


Scheunenbrand

Sachverhalt

Genau unter dem Faß zeigte sich dieses Spurenbild.
Bildquelle: LKA Baden-Württemberg, MM

Als das Grillfest nachmittags beendet war, räumten die Veranstalter alle notwendigen Utensilien auf einen Anhänger und stellten diesen samt Traktor im Schuppen ab. Nachts gegen 22 Uhr wurde ein Dachstuhlbrand am betreffenden Anwesen gemeldet. Beim Eintreffen der Feuerwehr befand sich der Dachstuhl der Scheune bereits im Vollbrand. Durch massiven Wassereinsatz gelang es, das direkt angebaute Wohngebäude zu schützen. Mögliche Brandursachen gab es mehrere. Zunächst standen der Traktor und ein auf dem Anhänger abgestellter Stromerzeuger unter Verdacht.


Brandursache

Vom Brand betroffen waren hauptsächlich die Holzdecke über dem Wagen und der Dachstuhl. Auch auf dem Wagen hatte es gebrannt. Auf der Ladefläche befanden sich Biertische und –bänke, mehrere Partyzelte, die Reste des Stromerzeugers, mehrere Lautsprecherboxen und einige Ölfässer. Bei einem Faß waren die oberen 2/3 abgeschnitten, so daß sich eine etwa 30 cm hohe, runde Wanne ergab. Laut Aussagen der Festbesucher sei diese Wanne als Grill verwendet worden. Die dabei entstandene Asche befand sich noch darin. Auffällig war, daß der hölzerne Anhänger im direkten Bereich um die Wanne die stärksten Brandspuren aufwies. Sowohl seitlich an der Bordwand als auch am Boden war das Holz auf fast der gesamten Standfläche der Wanne abgebrannt. Stromerzeuger, Traktor und die Elektroinstallation des Gebäudes konnten als Brandursache ausgeschlossen werden. Die stärksten und am tiefsten liegenden Brandschäden befanden sich eindeutig um die auf dem Anhänger abgestellte Wanne herum. Die Restwärme der Asche war groß genug, um die Wanne zum Glühen und das Holz des Anhängers nach einigen Stunden zur Entzündung zu bringen.


Lehren aus diesem Fall

  • In einer Ascheschicht können sich glimmende Glutnester unter günstigen Umständen mehrere Tage halten.
  • Frische Asche muß unbedingt in Metallbehältern gelagert werden, die auf einer nicht brennbaren Unterlage und außerhalb von Gebäuden stehen.
  • Eine möglichst dünne Ascheschicht im Behälter begünstigt die schnelle Abkühlung.


Kleine Ursache, große Wirkung

Sachverhalt

Gegenüberstellung. Oben eine richtig hergestellte Klemmverbindung, unten der brandursächliche Fehler - der Draht wird nicht von der Feder gehalten.
Bildquelle: LKA Baden-Württemberg, MM

Das ehemalige Schwarzwaldhotel wurde vom Eigentümer schon vor längerer Zeit in einen Verkaufsladen umgebaut. Im Obergeschoß hatte er sich seinen Wohnbereich eingerichtet, im Erdgeschoß lagen die Verkaufsräume. Eines Nachts weckte ihn seine randalierende Katze. Beim Öffnen der Schlafzimmertür kam ihm schwarzer Rauch entgegen und er bemerkte einen Brand im Treppenhaus, der ihm diesen Fluchtweg versperrte. Schnell schloß er die Tür wieder, sprang aus dem Fenster auf ein Vordach und brachte sich so in Sicherheit. Bedingt durch die bei historischen Häusern übliche offene Holzbauweise breitete sich das Feuer schnell auf den Dachstuhl aus. Auch das Großaufgebot der Feuerwehr konnte den Totalverlust des Gebäudes nicht mehr verhindern.


Brandursache

Da der Brand vom Geschädigten zuerst im Treppenhaus auf Höhe des Erdgeschosses gesehen wurde, begannen dort unsere Untersuchungen. In diesem Bereich gab es im Flur einen alten Verteilerkasten mit Schraubsicherungen und die daraus abgehenden Leitungen. Außerdem führte dort eine im oberen Drittel durchgebrannte Tür in die Küche des ehemaligen Hotels. Nach längeren Untersuchungen entdeckten wir in den Resten einer Abzweigdose mit mehreren Leitungen eine Kurzschlußspur. Die mit Nut- und Federbrettern verkleidete Wand in diesem Bereich wies eine auffällige Trichterform mit Schwerpunkt auf diese Dose auf. Die Leitungen im weiteren Umfeld sowie einen kleinen Verteilerkasten aus der Küche bauten wir für eine Laboruntersuchung aus. Dabei stellte sich heraus, daß an den Leitungen über der Tür zum Treppenhaus keine Spuren zu finden waren, die auf einen Brandausbruch außerhalb der Küche hindeuten würden. Das Feuer war demnach in dem kleinen Küchenflur entstanden. In der Abzweigdose fanden wir schließlich an den metallischen Überresten einer Steckklemme eine auffällige Ausbrennung, die auf einen schlechten Kontakt zwischen Draht und Klemme zurückzuführen war. Offenbar wurde bei der Montage der Klemme der Draht nicht weit genug hineingeschoben (im Bild dargestellt), was niemandem auffiel. Über die Zeit allerdings wurde der Kontakt immer schlechter und schließlich wurde an der Fehlerstelle Wärme erzeugt – am Ende genug, daß die umgebenden Holzteile Feuer fingen. Unabhängig von dieser Untersuchung gab der Geschädigte an, in den Tagen vor dem Brand hätte die Sicherung der Küche ohne ersichtlichen Grund ausgelöst, worauf er eine neue eingesetzt habe. Auch das paßte ins Bild.


Lehren aus diesem Fall

  • Rauchmelder ermöglichen oft eine Erkennung von Bränden, noch bevor der Fluchtweg versperrt ist.
  • Elektroinstallationen sollten nur von ausgebildeten Fachleuten nach den anerkannten Regeln der Technik ausgeführt werden.



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