Brandgefahren, Teil 4

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Dachstuhlbrand durch Solaranlage?

Sachverhalt

An der ausgebrannten Stelle des Balkens befand sich der Verteilerkasten.
Bildquelle: LKA Baden-Württemberg, MM

Kurz nach dem Mittagessen bemerkten die Mitarbeiter eines Laboratoriums einen Dachstuhlbrand in ihrem Gebäude. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand bereits ein großer Teil des Daches in Brand. Das Gebäude hatte eine nagelneue Photovoltaikanlage, die gleichzeitig als Dachhaut diente (sog. "In-Dach Anlage"). Der Löscheinsatz gestaltete sich schwierig, da die Solarzellen die gesamte Dachfläche einnahmen und sich nur schlecht entfernen ließen. Der Dachstuhl brannte in der Folge komplett aus; es entstanden 1,5 Mio. € Schaden.


Brandursache

Abgeschmolzener Draht und nicht angezogene Schrauben an der Klemme.
Bildquelle: LKA Baden-Württemberg, MM

Bei der Untersuchung des Dachstuhls fanden wir die Reste eines Verteilerkastens, in dessen Umgebung die mit Abstand stärksten Brandzehrungen zu verzeichnen waren. Bei der näheren Betrachtung fielen extreme Hitzespuren an einigen Klemmblöcken und den dort angeschlossenen Drähten auf. Ein Draht war kurz nach einer Klemme abgeschmolzen. Außerdem stachen uns mehrere nicht angezogene Schrauben der Klemmblöcke ins Auge (beides im Bild zu sehen). Der Verteiler diente zum Zusammenführen der Leitungen von den sechs Wechselrichtern der Anlage zum Einspeisestromzähler. Die sechs eingehenden Drähte hatten einen Gesamtquerschnitt von über 100 mm², die abgehende Leitung jedoch nur von 35 mm². Die Solaranlage konnte eine maximale Leistung von 180.000 Watt erzeugen. Am Tag des Brandes lieferte sie mit 81.000 Watt knapp die Hälfte ihrer Maximalleistung, wie aus der Auswertung der Einspeisedaten hervorging. Dabei wurde die Leitung zum Zähler bereits um gut 30 % überlastet. Die Leitung zwischen Verteiler und Zähler war viel zu gering dimensioniert. Das trifft auch auf die Klemmverbindungen zu, bei denen der Monteur zudem nicht alle Kontaktschrauben angezogen hatte. Die Überlastung der Klemmstellen und der abgehenden Leitung führte zur Erhitzung der Teile und letztlich zur Brandentstehung.


Lehren aus diesem Fall

  • Photovoltaikmodule können einen Löscheinsatz erschweren.
  • Schlechte elektrische Verbindungen und zu gering dimensionierte Leitungen erwärmen sich unter Belastung.
  • Installationen an Photovoltaikanlagen sollten ausschließlich von erfahrenem Elektrofachpersonal ausgeführt werden.


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