Vorausrüstwagen

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Vorausrüstwagen
Foto: FFW Ehingen (Donau)
Fahrzeugdaten
Kurzbezeichnung: VRW
Taktische_Kennungen_bei_Feuerwehr_und_Rettungsdienst: DE)
Besatzung: 1 / 3, 1 / 2 oder 1 / 1
zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg (in Ausnahmefälle bis zu 5000 kg)
Antrieb: Allrad

Ein Vorausrüstwagen (kurz: VRW) ist ein nicht genormtes Feuerwehrfahrzeug. Es ist für den Ersteinsatz bei der technischen Hilfeleistung gedacht. Seine besondere Bauart, der Allradantrieb und der starke Motor machen es auch in unwegsamen Gelände zu einem zuverlässigen Einsatzfahrzeug.


Aufgaben

Aufgaben eines VRW sind:

  • technische Hilfeleistung im Ersteinsatz bei Verkehrsunfällen
  • technische Hilfeleistung kleineren Umfangs
  • technische Hilfeleistung in besonders unwegsamem Gelände
  • Brandbekämpfung (im kleineren Umfang, wenn Löschanlage vorhanden)


Ausrückeordnungen

Der VRW rückt in der Regel als erstes Fahrzeug im Rüstzug aus. Aufgrund seiner relativ hohen Motorisierung und der geringen Abmessungen ist es mit dem Fahrzeug möglich, die Einsatzstelle mit einigem Zeitvorsprung zu erreichen oder in Bereiche vorzudringen, die schwerere Wagen nicht erreichen können.

Im Einsatz bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen wird der VRW in der Regel gemeinsam mit einem Löschgruppenfahrzeug oder Tanklöschfahrzeug (Sicherstellung eines umfassenden Brandschutzes, Bereitstellung weiteren Personals) und einem Rüstwagen (Bereitstellung von schwerem Gerät zur Rettung) eingesetzt. Bei Unfällen mit Gefahrgut werden entsprechende Einheiten hinzugezogen.


Technik

Heckansicht eines VRW auf Basis Mercedes-Benz Sprinter: Stromaggregat (gelb); Rettungssatz (unten rechts); in den Kisten Pedalschneider, Motorkettensäge und Mini-Ölsperre; Beleuchtungsgerät (ganz links). Urheber Tilo Ulbrich


Normung

Der VRW ist nicht genormt.


technischer Aufbau

Meist handelt es sich um einen Geländewagen (oft Mercedes G-Klasse, Nissan Patrol v. a. in Baden-Württemberg auch Chevrolet Suburban, früher auch Range Rover, neuerdings auch Porsche Cayenne und Chevrolet Silverado) - einige Wehren haben jedoch auch Kastenwagen (Mercedes Sprinter, Volkswagen Transporter) im Einsatz. Aufgrund der Größe können keine schweren Geräte mitgeführt werden, so dass ein Rüstwagen oder ein entsprechend ausgestattetes LF/HLF zur Unterstützung im Normalfall zum Einsatz mit dazu kommt. Je nach Fahrzeug besteht die Besatzung aus 2 Mann (Porsche Cayenne), 3 Mann (Mercedes G-Klasse und Sprinter, Nissan Patrol und Volkswagen Transporter) oder 4 Mann (Chevrolet Suburban und Silverado).


feuerwehrtechnische Beladung

Auf dem VRW befinden sich kaum Mittel für Brandbekämpfung - jedoch sind die Fahrzeuge mit einem fest eingebauten Generator (5 kVA) und einer Beladung für die Technische Hilfeleistung - insbesondere für den Einsatz bei Verkehrsunfällen - ausgestattet. Die weitere Beladung besteht u.a. aus Rettungssatz|Schneidgerät und Spreizer, Trennschleifer, Absperr-, Verkehrsleit- und Beleuchtungsgerät. Oft sind auch Hebekissen und Ölbindemittel|Öl-Binder und Notfallkoffer an Bord. In aktuell beschafften VRW dienen Feuerlöscher|Handfeuerlöscher und/ oder Hochdruck/Light-Water-Löschanlagen (ca. 200 Liter Löschmittel) und Atemgeräte dem Brandschutz. Manchmal findet man auch eine vorne angebrachte Seilwinde mit bis zu 3,5 Tonnen Zugkraft.


Geschichte

SBW-1 im Feuerwehrmuseum Stuttgart. Man beachte den Teleskopmast mit Rundumleuchte. Author 790

Mit der zunehmenden Verkehrsdichte der 1960er|60er Jahre entstand die Notwendigkeit insbesondere eingeklemmte Unfallopfer trotz hohen Verkehrsaufkommens schnell aus dem Fahrzeug zu befreien um ihnen medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Die gängigen Geräte- und Rüstwagen der damaligen Zeit waren jedoch zu groß und schwerfällig um in Verkehrsstaus noch schnell vorankommen zu können. Außerdem besaßen sie keine hydraulischen Rettungsgeräte an Bord. Mit den ersten aufkommenden Schneid- und Spreizgeräten der Firma Hurst (Unternehmen) wurde deshalb 1974 von der Björn-Steiger-Stiftung und der Stuttgarter Feuerwehr das Konzept eines Schnellbergungswagens (SBW) entwickelt und auf einem Range Rover-Fahrgestell aufgebaut. Das Fahrzeug wurde am 15. Mai 1974 in Dienst gestellt. Abgeleitet von diesem Prototyp entwickelten sich zunächst die VGW (Vorausgerätewagen), und später die Vorausrüstwagen (VRW) mit fest eingebauten Hydraulikaggregaten. Die ersten hydraulischen Rettungsgeräte wurden auf diesen Vorgängern des VRW mit vergleichsweise geringer Dichte über das Land verteilt, und bei Bedarf zu umliegenden Gemeinden im Rahmen der Überlandhilfe entsandt, um die dortige Feuerwehr bei der Rettung zu unterstützen.


Kritik

Das Prinzip, dass der VRW als erstes bei einem Einsatz zur Technische Hilfeleistung ausrückt wird seit vielen Jahren bei den Feuerwehren kontrovers diskutiert, da die i. R. drei Feuermänner als Ersteintreffende nicht alle dringend erforderlichen Aufgaben gleichzeitig erledigen können (z.B. Sichern gegen Gefahr durch Straßenverkehr, gegen Brandgefahr, gegen Wegrollen, Ausleuchten (Sichern gegen Dunkelheit)).

Als Alternative bietet sich an, als erstes ein Löschgruppenfahrzeug an einen Einsatzort zu bringen, da moderne Löschgruppenfahrzeuge in der Regel ebenfalls mit den auf dem VRW vorhandenen Geräten zur technischen Hilfeleistung beladen sind. Der VRW würde mit diesem Konzept überflüssig und die Überforderung der Kräfte des VRW im Ersteinsatz entfiele, da sofort eine komplette Gruppe zur Verfügung steht, die viele Aufgaben parallel bearbeiten kann. Insbesondere bei langen Anfahrtswegen bringt die größere Wendigkeit und Höchstgeschwindigkeit des VRW den verletzten Personen an der Einsatzstelle jedoch einen Zeitvorteil. Wenn erst nach Eintreffen der Großfahrzeuge eine patientengerechte Rettung durchgeführt werden kann, ist es der Besatzung des VRW doch bei entsprechender Beladung möglich, bereits Erstmaßnahmen durchzuführen. Zumindest kann durch Absperrmaßnahmen eine Ausweitung des Unfalls verhindert werden und es kann (insbesondere bei Unfällen mit mehreren Fahrzeugen) eine Erkundung der Einsatzstelle erfolgen, die es dann erlaubt die anrückenden Großfahrzeuge bestmöglich einzuweisen. Auch eine erste Sicherung des Brandschutzes oder die Bekämpfung eines Entstehungsbrandes (insbesondere bei im brennenden Fahrzeug eingeklemmter Person) kann falls nötig bereits früher begonnen werden, was unter Umständen Leben retten kann. Allerdings ist zu bedenken, dass für all diese Aufgaben das auf den meisten VRW vorhandene hydraulische Rettungsgerät wie Schere und Spreizer nicht notwendig ist. Weiterhin könnte diese Aufgabe ebenso gut von einer näher am Unfallort gelegenen kleinen Ortsfeuerwehr mit Tragkraftspritzenfahrzeug|TSF oder TSF-W erledigt werden. Nur in Ausnahmefällen (sehr enge Straßen oder Autobahnabschnitte, sehr lange Anfahrtswege, Baustellen oder ähnliches) wird die Mannschaft des VRWs für längere Zeit alleine arbeiten, insbesondere allein eine komplette technische Rettung durchführen müssen. Eine patientengerechte Rettung ist mit nur drei Mann je nach Lage kaum durchführbar, eine Crashrettung liegt dagegen falls erforderlich im Bereich des Möglichen.

Wird ein VRW eingesetzt und fährt als erstes eine Einsatzstelle an, an der umfassende Aufgaben der technischen Hilfeleistung durchzuführen sind, ist ein hohes Maß an Disziplin und überlegtes Handeln bei Führungskraft und Mannschaft erforderlich. Die anfallenden Aufgaben müssen nacheinander in der optimalen Reihenfolge bearbeitet werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass in der Zeit bis zum Eintreffen einer kompletten Löschgruppe mit zu hoher eigener Gefährdung gearbeitet wird (z. B. wenn nicht in ausreichendem Maß gegen fließenden Verkehr gesichert wird oder wenn bei Dunkelheit ohne ausreichende Beleuchtung mit der Rettung begonnen wird).

Bei kurzen oder auch von Großfahrzeugen einfach zu befahrenden Anfahrtswegen oder geringer Häufigkeit von Verkehrsunfällen ist die Vorhaltung eines VRWs nicht kosteneffizient, da der erzielte Zeitvorteil zu gering ist. Aus diesen Gründen gibt es an vielen Standorten von Vorausrüstwagen Überlegungen, diese Fahrzeuge nicht zu ersetzen, und Neubeschaffungen sind selten.

Mancherorts werden VRW auch als Kleineinsatzfahrzeuge für einfache technische Hilfeleistungen wie z. B. Notfalltüröffnung und Beseitigung von Ölspuren verwendet.


siehe auch:



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