Rauchgasvergiftung: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:IMG 0387.JPG|thumb|250px|So viel [[Rost]] / [[Korrosion]] hat ein [[Schornsteinfeger]] selten an einem [[Ofen]] gesehen.<br/>Hier besteht die Gefahr einer [[Rauchgasvergiftung]].<br/>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
[[Bild:IMG 0387.JPG|thumb|300px|So viel [[Korrosion]] hat ein [[Schornsteinfeger]] selten an einem Ofenrohr gesehen.<br/>Hier besteht die Gefahr einer Rauchgasvergiftung.<br/>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
[[Datei:Fluchthaube.jpg|thumb|250px|Eine '''[[Fluchthaube auch Brandfluchthaube]]'''. Eine Fluchthaube darf nur zu Fluchtzwecken und '''nicht''' während der Arbeit verwendet werden.<br/>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
[[Datei:Fluchthaube.jpg|thumb|300px|Eine '''[[Fluchthaube auch Brandfluchthaube]]'''. Eine Fluchthaube darf nur zu Fluchtzwecken und nicht während der Arbeit verwendet werden.<br/>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
'''[[Kohlenstoffmonoxid]]''', auch '''Rauchgasvergiftung''', '''Rauchgasintoxikation''' ist eine [[Vergiftung]] mit im [[Rauch|Brandrauch]] enthaltenen [[Atemgift]]en. Auch schlecht ziehende Öfen, schadhafte Boiler oder Auspuffgase in Garagen und anderen geschlossenen Räumen können eine Rauchvergiftung auslösen.  
Die '''Rauchgasvergiftung''', auch '''Rauchgasintoxikation''' kurz '''Rauchgasintox''', ist eine Vergiftung durch Inhalation der im [[Rauch|Brandrauch]] enthaltenen gesundheitsschädigenden Gase. Schlecht ziehende Öfen, defekte Boiler / [[Gastherme]] sowie Auspuffabgase in einer [[Garage]] oder anderen geschlossenen Räumen können ebenfalls zu einer Rauchgasvergiftung führen.




'''Ursachen'''  
'''Ursachen'''


In der Mehrheit solcher Fälle ist die Todesursache bei [[Brand|Gebäudebränden]] nicht die unmittelbare Flammeneinwirkung, sondern eine Rauchvergiftung durch die dabei entstehenden Gase.  
Bei [[Brand|Gebäudebränden]] ist die Todesursache mehrheitlich nicht die unmittelbare Flammeneinwirkung, sondern eine Rauchgasvergiftung durch die dabei entstehenden [[Gas]]e.
Eine besondere Gefahr stellen die geruchlosen Gase [[Kohlenmonoxid]] und [[Kohlendioxid]] dar; schon wenige Lungenfüllungen Kohlenmonoxid sind tödlich. Andere Verbrennungsprodukte können neben diesen Gasen auch [[Phosgen]] und [[Cyanwasserstoff|Blausäure]] enthalten, die ebenfalls sehr giftig sind. Da während des Schlafes der Geruchssinn deutlich eingeschränkt ist, passieren zwei Drittel aller tödlichen Rauchgasunfälle nachts.<br/>
 
Dagegen kann man sich mit [[Rauchwarnmelder]]n schützen.
Woraus sich [[Rauchgas]] zusammensetzt, hängt vor allem von den brennenden Stoffen und der [[Hitze]], bei denen sie verbrennen, ab. Alle Bestandteile von Rauchgas können der Gesundheit des Menschen massiv schaden.
 
* Reizgase, wie z. B. Chlorwasserstoff oder Schwefeldioxid, wirkend ätzend auf Schleimhäuten, Augen, Atemwegen etc. Hier werden noch die Untergruppen Sofort- und Latenz-Reizgase unterschieden. Sofortreizgase sind hydrophil, Reizgase vom Latenztyp lipophil.
* Giftgase sind vor allem [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>), das die Abgabe von Kohlenstoffdioxid aus dem Körper verhindert, sowie [[Kohlenstoffmonoxid]] (CO) und Cyanid (Cyanwasserstoff|Blausäure, HCN), die die Sauerstoffutilisation oder -bindung verhindern.
* Rußpartikel und Dioxine können thermische Schäden bewirken, als Transportvehikel für Bestandteile aus dem Spektrum der Reizgase dienen und diese nur verzögert abgeben, was lang anhaltende Irritationen verursacht und Mechanik|mechanische Verlegungen erzeugen.
 
In welchem Verhältnis die Gase entstehen, ist kaum vorhersehbar.<br>
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Besonders gefährlich sind [[Kohlenstoffdioxid]], [[Kohlenstoffmonoxid]] und Blausäure. Im Körper durch den Stoffwechsel entstehendes Kohlenstoffdioxid wird normalerweise über die große Oberfläche Lungenbläschen an die Umgebungsluft abgegeben. Wenn die eingeatmete [[Luft]] [[Kohlendioxid]] in erhöhter Konzentration enthält, dann ist dieser Abtransport weniger effektiv, oder läuft sogar in entgegengesetzter Richtung ab.<br>  
Dann nimmt der Körper über die Lunge [[Kohlendioxid]] auf. Auf diese Weise führt eine Konzentration des [[Gas]]es von über 10 % innerhalb weniger als einer Minute zum Tod. Bei CO ist zu beachten, dass aufgrund der hohen Diffusionsfähigkeit in Mehrfamilienhäusern oftmals auch in benachbarte Wohnungen (oder Keller, siehe [[Holzpellet#Gefahren durch Pellets|dort]]) eindringt und die dortigen Bewohner gefährdet, ohne dass in diesen sonst etwas auf den [[Brand]] in der benachbarten Wohnung schließen lässt.
 
[[Kohlenstoffmonoxid]] bindet mit 250- bis 300-facher Affinität (Biochemie) an Hämoglobin und bewirkt so, dass das sogenannte Carboxyhämoglobin (COHb) nicht mehr für den Sauerstofftransport zur Verfügung steht. Siehe auch [[Kohlenstoffmonoxidvergiftung]]. [[Kohlenstoffmonoxid]] wird nur langsam vom Körper aufgenommen. Cyanid hingegen wird sehr rasch über den Respirationstrakt resorbiert, verteilt sich schnell im Körper und kann in hohen Umgebungskonzentrationen binnen Minuten zum Tod führen. Es blockiert einen Teil der Atmungskette in den Zellen des Körpers und verhindert so die Gewinnung von Adenosintriphosphat (ATP) als Energieträger aus dem Citratzyklus. Subletale Dosen von Einzelgiften können zusammen zu einer letalen Gesamtdosis führen.
 
Zwei Drittel aller tödlichen Rauchgasunfälle geschehen nachts.




'''Anzeichen'''
'''Anzeichen'''


Anzeichen für eine Rauchvergiftung sind:
Anzeichen für eine Rauchgasvergiftung sind:


* Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstseinstrübung  
* Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstseinstrübung
* Erbrechen
* Erbrechen
* Mattigkeit
* Mattigkeit
* blaue Haut und Schleimhäute (Vorsicht: bei Kohlenmonoxidvergiftung oft hellrote Hautfarbe!)
* blaue Haut und Schleimhäute (Vorsicht: bei Kohlenstoffmonoxidvergiftung oft hellrote Hautfarbe!)
* Bewusstlosigkeit, Krämpfe
* Bewusstlosigkeit, Krämpfe
* Kreislauf- und Atemlähmung
* Kreislauf- und Atemlähmung
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'''Behandlung'''
'''Behandlung'''


Falls man jemanden in einem solchen Raum vorfindet, ist vor allem auf Eigenschutz zu achten. Ist nicht unverzüglich ein vollständiger Luftaustausch durch Öffnen von Fenstern und Türen möglich, darf die Unglücksstelle nur von ausgebildetem Personal unter Atemschutz betreten werden. Bei Atemstillstand ist eine Atemspende vorzunehmen, bei Kreislaufstillstand mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen. Besonders bei [[Kohlenmonoxidvergiftung]]en ist eine schnellstmögliche [[endotracheale Intubation]] und eine anschließende, kontrollierte Beatmung mit 100 Prozent [[Sauerstoff]] (FiO<sub>2</sub> 1,0) entscheidend.
Schwere Rauchgasintoxikationen entstehen insbesondere in geschlossenen Räumen. Ist bei leichten Verqualmungen nicht unverzüglich ein vollständiger Luftaustausch durch Öffnen von Fenstern und Türen möglich, oder liegt eine schwere Verqualmung vor, darf die Unglücksstelle nur von ausgebildeten Personen unter [[Atemschutz]] (z.&nbsp;B. Einsatzkräfte der [[Feuerwehr]]) betreten werden.<br>
Bei bewusstlosen Personen ohne Lebenszeichen ist mit den Basismaßnahmen der Reanimation zu beginnen. Hier ist bei dem Geruch von Bittermandeln jedoch auf eine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung zu verzichten, da sich der Helfer in lebensbedrohliche Gefahr einer übertragenen Cyanidvergiftung bringen kann.
 
Besonders bei Patienten, die an der frischen [[Luft]] weiterhin Beschwerden haben, ist die Applikation von [[Sauerstoff]] indiziert. Bei bewusstlosen Patienten sollte vom Notarzt neben den Basismaßnahmen Hydroxycobalamin als Cyanidantidot gegeben werden. Eine endotracheale Intubation und eine anschließende, kontrollierte Beatmung mit 100 Prozent Sauerstoff (FiO<sub>2</sub> 1,0) ist anzustreben. Krampfanfälle können mit Benzodiazepinen wie Midazolam therapiert werden. Bewusstlose Patienten, die nicht Asystolie|asystol aufgefunden werden, scheinen von einer Hyperbare Oxygenierung (HBO; auch hyperbare Sauerstofftherapie) in einer Dekompressionskammer|Druckkammer innerhalb von sechs Stunden zu profitieren.
 
Obwohl der Einsatz von Hydroxycobalamin noch umstritten und nicht sicher in Studien belegt ist, sprechen sowohl die durchgeführten Tierversuche als auch – bei fehlenden Nebenwirkungen – das Nutzen-Risiko-Verhältnis für einen Einsatz des Antidots, insbesondere da andere Cyanidantidote wie 4-Dimethylaminophenol|4-DMAP kontraindiziert sind oder zu langsam wirken, wie Natriumthiosulfat, das als Schwefeldonator den natürlichen Cyanidabbau unterstützt.
 
Die frühzeitige Gabe von cortisonhaltigen Dosieraerosolen mit entzündungshemmender, Ödem|antiödematöser und Lunge|alveolarmembranstabilisierender Wirkung zur Verhinderung eines toxischen Lungenödems wird aufgrund fehlender Datenlage nicht mehr empfohlen. Zur Therapie einer Bronchospasmus|Bronchospastik werden Beta-2-Sympathomimetika|β<sub>2</sub>-Sympathomimetika eingesetzt.
 
 


'''siehe auch:'''


'''Weitere Bedeutung'''


Im weiteren Sinne wird der Begriff [[Rauch]](gas)vergiftung für die oft lebensbedrohliche Schädigung der Atemwege durch Reizgase verwendet. Die frühzeitige Gabe von [[cortison]]haltigen Dosieraerosolen mit entzündungshemmender, [[Ödem|antiödematöser]] und [[Lunge|alveolarmembranstabilisierender]] Wirkung kann den Schweregrad vermindern (z. B. Ventolair(R)). Der Einsatz ist jedoch aktuell stark umstritten und muss unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, da inhalatives [[Kortisol]] bei Rauchgasintoxikationen die Entstehung eines Lungenpilzes akut begünstigt.
* [[Abgas]]


* [[Asche]]


* [[Bundes-Immissionsschutzgesetz]]


'''Sieh auch:'''
* [[Brandleiche]]


* [http://www.hbo-rmt.de/de/sauerstofftherapie/rauchgasvergiftung/co-intoxikation-rauchgasvergiftung Druckkammerzentren Rhein Main Taunus GmbH]
* [[Kohlenstoffmonoxid]]


: [[Kohlenstoffmonoxid]]
* [[Luftverschmutzung]]


* [[Rauch]]


* [[Rost]]bildung durch Einsatz von [[Löschwasser]]


* [[Ruß]]


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* [[Schadstoffe bei Brandereignissen]]


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* [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Toxic_100_Index der Toxic 100 Index]
 
 
 
 
 
 
 
 
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<br />{{Wikipedia}}
<br />{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Kriminalpolizei]]
[[Kategorie:Naturwissenschaft]]
[[Kategorie:Umweltschutz]]

Aktuelle Version vom 1. Dezember 2023, 10:19 Uhr

So viel Korrosion hat ein Schornsteinfeger selten an einem Ofenrohr gesehen.
Hier besteht die Gefahr einer Rauchgasvergiftung.
Foto: Rainer Schwarz
Eine Fluchthaube auch Brandfluchthaube. Eine Fluchthaube darf nur zu Fluchtzwecken und nicht während der Arbeit verwendet werden.
Foto: Rainer Schwarz

Die Rauchgasvergiftung, auch Rauchgasintoxikation kurz Rauchgasintox, ist eine Vergiftung durch Inhalation der im Brandrauch enthaltenen gesundheitsschädigenden Gase. Schlecht ziehende Öfen, defekte Boiler / Gastherme sowie Auspuffabgase in einer Garage oder anderen geschlossenen Räumen können ebenfalls zu einer Rauchgasvergiftung führen.


Ursachen

Bei Gebäudebränden ist die Todesursache mehrheitlich nicht die unmittelbare Flammeneinwirkung, sondern eine Rauchgasvergiftung durch die dabei entstehenden Gase.

Woraus sich Rauchgas zusammensetzt, hängt vor allem von den brennenden Stoffen und der Hitze, bei denen sie verbrennen, ab. Alle Bestandteile von Rauchgas können der Gesundheit des Menschen massiv schaden.

  • Reizgase, wie z. B. Chlorwasserstoff oder Schwefeldioxid, wirkend ätzend auf Schleimhäuten, Augen, Atemwegen etc. Hier werden noch die Untergruppen Sofort- und Latenz-Reizgase unterschieden. Sofortreizgase sind hydrophil, Reizgase vom Latenztyp lipophil.
  • Giftgase sind vor allem Kohlenstoffdioxid (CO2), das die Abgabe von Kohlenstoffdioxid aus dem Körper verhindert, sowie Kohlenstoffmonoxid (CO) und Cyanid (Cyanwasserstoff|Blausäure, HCN), die die Sauerstoffutilisation oder -bindung verhindern.
  • Rußpartikel und Dioxine können thermische Schäden bewirken, als Transportvehikel für Bestandteile aus dem Spektrum der Reizgase dienen und diese nur verzögert abgeben, was lang anhaltende Irritationen verursacht und Mechanik|mechanische Verlegungen erzeugen.

In welchem Verhältnis die Gase entstehen, ist kaum vorhersehbar.

Besonders gefährlich sind Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid und Blausäure. Im Körper durch den Stoffwechsel entstehendes Kohlenstoffdioxid wird normalerweise über die große Oberfläche Lungenbläschen an die Umgebungsluft abgegeben. Wenn die eingeatmete Luft Kohlendioxid in erhöhter Konzentration enthält, dann ist dieser Abtransport weniger effektiv, oder läuft sogar in entgegengesetzter Richtung ab.
Dann nimmt der Körper über die Lunge Kohlendioxid auf. Auf diese Weise führt eine Konzentration des Gases von über 10 % innerhalb weniger als einer Minute zum Tod. Bei CO ist zu beachten, dass aufgrund der hohen Diffusionsfähigkeit in Mehrfamilienhäusern oftmals auch in benachbarte Wohnungen (oder Keller, siehe dort) eindringt und die dortigen Bewohner gefährdet, ohne dass in diesen sonst etwas auf den Brand in der benachbarten Wohnung schließen lässt.

Kohlenstoffmonoxid bindet mit 250- bis 300-facher Affinität (Biochemie) an Hämoglobin und bewirkt so, dass das sogenannte Carboxyhämoglobin (COHb) nicht mehr für den Sauerstofftransport zur Verfügung steht. Siehe auch Kohlenstoffmonoxidvergiftung. Kohlenstoffmonoxid wird nur langsam vom Körper aufgenommen. Cyanid hingegen wird sehr rasch über den Respirationstrakt resorbiert, verteilt sich schnell im Körper und kann in hohen Umgebungskonzentrationen binnen Minuten zum Tod führen. Es blockiert einen Teil der Atmungskette in den Zellen des Körpers und verhindert so die Gewinnung von Adenosintriphosphat (ATP) als Energieträger aus dem Citratzyklus. Subletale Dosen von Einzelgiften können zusammen zu einer letalen Gesamtdosis führen.

Zwei Drittel aller tödlichen Rauchgasunfälle geschehen nachts.


Anzeichen

Anzeichen für eine Rauchgasvergiftung sind:

  • Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstseinstrübung
  • Erbrechen
  • Mattigkeit
  • blaue Haut und Schleimhäute (Vorsicht: bei Kohlenstoffmonoxidvergiftung oft hellrote Hautfarbe!)
  • Bewusstlosigkeit, Krämpfe
  • Kreislauf- und Atemlähmung


Behandlung

Schwere Rauchgasintoxikationen entstehen insbesondere in geschlossenen Räumen. Ist bei leichten Verqualmungen nicht unverzüglich ein vollständiger Luftaustausch durch Öffnen von Fenstern und Türen möglich, oder liegt eine schwere Verqualmung vor, darf die Unglücksstelle nur von ausgebildeten Personen unter Atemschutz (z. B. Einsatzkräfte der Feuerwehr) betreten werden.
Bei bewusstlosen Personen ohne Lebenszeichen ist mit den Basismaßnahmen der Reanimation zu beginnen. Hier ist bei dem Geruch von Bittermandeln jedoch auf eine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung zu verzichten, da sich der Helfer in lebensbedrohliche Gefahr einer übertragenen Cyanidvergiftung bringen kann.

Besonders bei Patienten, die an der frischen Luft weiterhin Beschwerden haben, ist die Applikation von Sauerstoff indiziert. Bei bewusstlosen Patienten sollte vom Notarzt neben den Basismaßnahmen Hydroxycobalamin als Cyanidantidot gegeben werden. Eine endotracheale Intubation und eine anschließende, kontrollierte Beatmung mit 100 Prozent Sauerstoff (FiO2 1,0) ist anzustreben. Krampfanfälle können mit Benzodiazepinen wie Midazolam therapiert werden. Bewusstlose Patienten, die nicht Asystolie|asystol aufgefunden werden, scheinen von einer Hyperbare Oxygenierung (HBO; auch hyperbare Sauerstofftherapie) in einer Dekompressionskammer|Druckkammer innerhalb von sechs Stunden zu profitieren.

Obwohl der Einsatz von Hydroxycobalamin noch umstritten und nicht sicher in Studien belegt ist, sprechen sowohl die durchgeführten Tierversuche als auch – bei fehlenden Nebenwirkungen – das Nutzen-Risiko-Verhältnis für einen Einsatz des Antidots, insbesondere da andere Cyanidantidote wie 4-Dimethylaminophenol|4-DMAP kontraindiziert sind oder zu langsam wirken, wie Natriumthiosulfat, das als Schwefeldonator den natürlichen Cyanidabbau unterstützt.

Die frühzeitige Gabe von cortisonhaltigen Dosieraerosolen mit entzündungshemmender, Ödem|antiödematöser und Lunge|alveolarmembranstabilisierender Wirkung zur Verhinderung eines toxischen Lungenödems wird aufgrund fehlender Datenlage nicht mehr empfohlen. Zur Therapie einer Bronchospasmus|Bronchospastik werden Beta-2-Sympathomimetika|β2-Sympathomimetika eingesetzt.


siehe auch:








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